PR TB 114 Sternenlotus
nicht wohl, Frau Obmann?“
erkundigte er sich. „Sie sehen blaß aus ...“
Mory winkte ab.
„Es ist nichts weiter. Einen Augenblick lang war mir nur so,
als ob...“ Sie unterbrach sich, warf Klackton einen
undefinierbaren Blick zu und lächelte dann gekünstelt. „Ich
muß es mir eingebildet haben. Seit ich zum erstenmal den Duft
des Sternenlotos eingeatmet habe, ist mein Geruchssinn überreizt.“
Annemy hakte an diesem Punkt sofort ein.
„Darf ich fragen, wann Sie zum erstenmal einen Strauß
dieser Blumen zugeschickt bekamen, Frau Obmann?“ fragte sie.
Morys Blick wurde verklärt, als sie antwortete.
„Es war vor etwa drei Monaten auf Plophos. Ich steckte
damals bis zum Hals in Regierungsgeschäften und befand mich
gerade bei einer wichtigen Sitzung in der Administration, als der
Saalordner einen Strauß Sternenlotos hereinbrachte und wortlos
auf meinen Tisch legte.“ Sie lächelte amüsiert. „Ich
erinnere mich genau, daß ich den Mann anschrie. Aber nicht
wegen der Störung, sondern weil er versäumte, die Blumen in
eine Vase zu geben. Er holte das Versäumte dann schnell nach,
aber es war nicht mehr zu verhindern, daß alle Blüten nach
der vierstündigen Sitzung verwelkt waren. Ich war danach sehr
deprimiert und überwand diese Depressionen erst tags darauf, als
mir ein Bote einen zweiten Strauß Sternenlotos mit den besten
Empfehlungen der ,Blumenkinder von Florina’ überbrachte.“
„Wollen Sie damit sagen, daß der Sternenlotos starke
Emotionen in Ihnen erweckte?“ erkundigte sich Annemy.
Mory nickte. „Der Sternenlotos übte eine unglaubliche
Anziehungskraft auf mich aus. Ich glaube, ich kann ohne Übertreibung
sagen, daß mich der Anblick der Blumen elektrisierte. Ich war
mir auch klar darüber, daß es nicht schwer sein würde,
der Blume ganz und gar zu verfallen - in welcher Form auch immer. Sie
können schwerlich verstehen, was ich meine, denn Sie selbst
haben die Faszination noch nicht zu spüren bekommen, die vom
Sternenlotos ausgeht.“
„Ich kann Sie verstehen, Mylady“, sagte Klackton.
„Denn ich habe den Sternenlotos in voller Blüte erlebt,
habe die Blütenpracht genossen und den zauberhaften Duft
geatmet.“
Mory drehte sich ihm interessiert zu, zuckte jedoch sogleich
wieder zurück — genauso, als gehe von ihm etwas
Widerwärtiges, Abstoßendes aus.
„Sie kennen den Sternenlotos?“ sagte sie ungläubig.
„Ich habe ihn heute erst kennengelernt“, antwortete
Klackton. „Ein Blumenhändler hat mir zehntausend Blüten
zugeschickt.“
„Und?“ fragte Mory interessiert und rückte
gleichzeitig von Klackton ab.
„Klack-Klack hat die ganze Blumenpracht vernichtet“,
warf Annemy spöttisch ein, fügte jedoch schnell hinzu: „Er
hat es natürlich nicht absichtlich getan. Es war vielmehr ein
Mißgeschick, daß er statt eines Düngemittels ein
Pflanzenvernichtungsmittel erwischte.“
Die Spezialisten lachten, verstummten jedoch sofort, als sie. Mory
Rhodan-Abros Gesichtsausdruck bemerkten. Sie war erblaßt, in
ihren Augen funkelte es, um ihre Mundwinkel war ein Zuk-ken. Als sie
dann zu Klackton blickte, lag Verachtung und noch etwas, das nicht
genau zu definieren war, in ihrem Blick - und sie rückte mit
ihrem Sessel noch ein Stück von ihm ab.
„Sie zerstören wohl alles, was Sie in die Hände
bekommen, Korporal“, meinte sie.
Klackton, der sich Morys Gesinnungswandel nicht erklären
konnte, stotterte irgend etwas Unzusammenhängendes.
Diesmal erhielt er von Annemy unerwartete Schützenhilfe.
„Vielleicht erzielte Klack-Klack mit der Vernichtung der
zehntausend Sternenlotosblüten sogar einen positiven Zweck“,
sagte sie. „Wir wissen, daß sein Unterbewußtsein
oft die tollsten Streiche produziert, die aber nur selten ohne Sinn
sind.“
„Und welchen Sinn soll es gehabt haben, zehntausend
Exemplare der schönsten Blume dieses Universums zu vernichten?“
erkundigte sich Mory sarkastisch.
Annemy lächelte undefinierbar.
„Immerhin ist man bei der USO der Meinung, daß diese
zauberhafte Blume eine verhängnisvolle Wirkung auf Menschen
ausübt. Und Sie selbst, Frau Obmann, haben sich für die
Reise nach Florina zur Verfügung gestellt, um dem Rätsel
des Sternenlotos auf die Spur zu kommen.“
Mory gab keine Antwort. Ihr Gesicht verzerrte sich, als sei ihr
ein ätzender Gestank in die Atemwege gekommen. Erst nachdem sie
einige Male kräftig durchgeatmet hatte (und wieder einige
Zentimeter von Klackton fortgerückt war), schien sie sich besser
zu
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