PR TB 114 Sternenlotus
Wir haben es also mit einem Parasiten zu tun, der sich auf
Wirtskörpern niederläßt, mit diesen eine Symbiose
eingeht und sie beherrscht“, faßte er zusammen. „Die
bisherigen Erfahrungen zeigen, daß das Absterben der Pflanze
auch den Tod des Wirtes bedeutet. Macysthers Frau verblutete, als er
ihr den Sternenlotos vom Körper riß. Der Blumenhändler
von Aiching und seine beiden Gehilfen verwesten innerhalb kürzester
Zeit, als ihre Parasiten verwelkten. Wir wissen nicht, wie viele
Menschen von den Parasiten befallen sind, aber bestimmt sind es
inzwischen all jene, die nach Florina gegangen sind ... Perrys Frau!
Jetzt erst fällt mir auf, wie sehr sie darauf drängte, nach
Florina geschickt zu werden. Wir müssen sofort einen Funkspruch
an die LAMBDA EUGAUL abschicken. Mory hat sich einer Untersuchung zu
unterziehen und soll, wenn sie befallen ist, in Gewahrsam genommen
werden. Funken Sie diesen Befehl chiffriert an Leutnant Traphunter,
Meyer!“ Sein Adjutant kam zehn Minuten später
unverrichteterdinge zurück und meldete: „Die LAMBDA EUGAUL
ist vor zwölf Stunden auf Florina gelandet und über Funk
nicht mehr zu erreichen. “ — „Das kann bedeuten,
daß die gesamte Mannschaft und auch die an Bord befindlichen
Spezialisten befallen sind“, sagte Atlan niedergeschlagen. Dann
fügte er hinzu: „Mir bleibt keine andere Wahl, als die auf
Florina stationierten Spezialisten einzuschalten, obwohl sie aller
Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls von den Parasiten befallen sind. “
Sein Adjutant fragte: „ Werden Sie einen Großeinsatz
starten, Sir? “ Atlan schüttelte den Kopf. „Nein,
und zwar aus einem einfachen Grund. Eine Großoffensive würde
das Leben von Hunderttausenden, einschließlich der Frau des
Großadministrators, gefährden. Uns sind die Hände
gebunden. Und - so paradox es auch klingen mag — ich setze
meine ganze Hoffnung auf einen Spezialisten, der wohl der größte
Versager ist, der jemals in der USO gedient hat. „Ausgerechnet
auf Walty Klackton? Warum?“ -„ Warten wir die
Computeranalyse ab “, sagte Atlan ausweichend.
Walty Klackton hatte noch keinen Menschen zu Gesicht bekommen,
seit er vor zehn Stunden erwachte.
Er fand sich in einem mit Kunststoff ausgelegten, fünf mal
fünf Meter großen Raum wieder, der mit allem Nötigen
ausgestattet war. Es gab eine einfache, harte Liege, auf der man zur
Not sogar schlafen konnte, einen schmalen Kleiderschrank, eine
Waschgelegenheit und eine Toilette. Die Wände waren kahl, es gab
kein Fernsehgerät und kein Visiphon. Die Tür hatte keine
Klinke und war von außen verschlossen.
Das Essen wurde ihm durch einen Schacht in die Zelle gereicht. Ja,
es handelte sich zweifellos um eine Zelle, in die man ihn gesteckt
hatte. Dafür sprach unter anderem auch, daß es kein
Fenster gab. Er versuchte sich zu erinnern, wie er in dieses
Gefängnis gekommen war. Aber anscheinend hatte seine Erinnerung
Lücken, denn sosehr er sich auch anstrengte, er erhielt nur ein
unvollkommenes
Bild der Geschehnisse. Der Zwischenfall mit der Frau des
Großadministrators konnte nicht der einzige Grund dafür
sein, daß man ihn einkerkerte. Was hatte er darüber hinaus
angestellt?
Er zermarterte sich darüber das Hirn, bekam auf seine Frage
jedoch keine Antwort. Dafür, quasi als Nebenprodukt seiner
Überlegungen, kam er dahinter, daß er sich unmöglich
mehr an Bord der LAMBDA EUGAUL oder sonst eines Raumschiffs befinden
konnte. Die Einrichtung seiner Zelle sprach eindeutig dafür, daß
sie in einem planetengebundenen Bauwerk untergebracht war.
Hatte die LAMBDA EUGAUL demnach also Florina bereits erreicht?
Er zuckte zusammen, als von der Zellentür her ein Geräusch
kam. Er hörte das positronische Schloß klicken, dann
schwang die Tür auf.
Eine Frau in einer neutralen Kombination stand darin.
„Annemy!“ rief Klackton überschwenglich aus und
kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Nach drei Schritten blieb er
jedoch abrupt stehen. Der Grund dafür war der Paralysator in
Annemys Hand.
„Für Sie bin ich immer noch Leutnant Traphunter,
Korporal Klackton!“ herrschte ihn Annemy mit schneidender
Stimme an. „Machen Sie keine falsche Bewegung, Korporal, sonst
muß ich Sie lahmen.“
„Bist du denn übergeschnappt - oder bin ich es!“
entfuhr es Klackton verblüfft.
„Keines von beidem“, sagte Annemy schneidend. „Es
ist nur so, daß wir in verschiedenen Lagern stehen.“
„Ich verstehe überhaupt nichts mehr“, gestand
Klackton fassungslos, wich
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