PR TB 114 Sternenlotus
nicht.
Aber ich habe Sie dennoch erwartet. Erst vor drei Stunden ist ein
Hyperkomspruch eingetroffen, der an Korporal Klackton gerichtet und
von Lordadmiral Atlan persönlich unterzeichnet ist.“
„Wo haben Sie die Nachricht?“
„In den geheimen Anlagen unterhalb des Hauses“,
antwortete Major Launghit. „Hier im Büro habe ich aus
verständlichen Gründen nur die Geschäftspapiere der
Scheinfirma untergebracht. Aber ich muß hinzufügen, daß
das Material des Geheimarchivs so harmlos ist, wie die hier frei
herumliegenden Geschäftspapiere. Ich finde, daß die USO
auf Florina ihre Kräfte vergeudet.“
Annemy lächelte spöttisch.
„Diese Ansicht kann ich nicht teilen, Major. Vielleicht
werden auch Sie noch Ihre Meinung ändern, wenn nicht... Aber
lassen wir das. Bringen Sie uns jetzt bitte in die Geheimanlagen,
damit Korporal Klackton den Funkspruch entgegennehmen kann.“
Bei den letzten Worten warf Annemy Klackton einen feindseligen
Blick zu; sie verbarg ihren Ärger darüber nicht, daß
Atlan sich in einem Funkspruch an ihn gewandt hatte, obwohl sie bei
diesem Einsatz das Kommando hatte.
„Warum so eilig?“ sagte der Stützpunktkommandant.
„Ich habe den Funkspruch selbstverständlich dechiffriert
und weiß, daß sein Inhalt nicht wichtig ist.“
„Ich fürchte, Major“, sagte Annemy, „daß
Sie nicht beurteilen können, was für unseren Auftrag
wichtig ist und was nicht. Abgesehen davon haben wir eine wichtige
Nachricht für Lordadmiral Atlan und müssen Sie bitten, uns
Ihren Hyperkom zur Verfügung zu stellen.“
Launghit zeigte wieder sein freundlichstes Lächeln.
„Mit dem größten Vergnügen - aber im
Augenblick ist das leider nicht möglich.“
„Und warum nicht?“
„Weil das Hyperfunkgerät gerade überholt wird“,
antwortete Launghit. „Wenn die Reparaturarbeiten abgeschlossen
sind - es kann nicht mehr länger als eine Stunde dauern —,
können Sie über den Hyperkom verfügen. Bis dahin
möchte ich Sie bitten, mir hier oben Gesellschaft zu leisten.“
Annemy fragte sich, aus welchem Grund sie der Major hinhalten wollte.
Die angeblichen Reparaturarbeiten am Hyperfunkgerät waren
sicherlich nur ein Vorwand, um Zeit zu gewinnen. Bisher hatte sie
noch keine Anzeichen bemerkt, die ihren ursprünglichen Verdacht,
der Major und seine Spezialisten könnten vom Sternenlotos
befallen sein, bekräftigten. Aber er kam ihr dennoch nicht
geheuer vor, und die Behauptung, hinter dem Sternenlotos stecke
nichts weiter als eine Werbekampagne findiger Geschäftsleute,
machte ihn nur noch verdächtiger. Wie dem auch war, sie mußte
vorsichtig sein und zum Schein auf die Bedingungen des Majors
eingehen.
„Wir werden uns so lange gedulden, bis die Reparaturarbeiten
abgeschlossen sind“, sagte Annemy und mied Klacktons Blick, der
offenbar nicht damit einverstanden war, daß sie sich so leicht
abschütteln ließ. „Vielleicht könnten Sie uns
in der Zwischenzeit einige Fragen beantworten.“
„Ich stehe zu Ihrer Verfügung“, sagte Launghit
freundlich.
„Haben Sie herausgefunden, was aus Ihren Vorgängern
geworden ist?“ fragte Annemy. „Soviel ich weiß,
haben sie ihren Dienst quittiert, als man sie von Florina abberufen
wollte, und sich den Blumenkindern angeschlossen. Was würden nun
Ihre Leute tun, wenn man ihnen befehlen würde, nach
Quinto-Center zurückzukommen? Würden Sie ebenso reagieren?“
Major Launghit machte ein nachdenkliches Gesicht. „Bevor ich
Ihre Fragen beantworte, möchte ich den Versuch unternehmen, die
Beweggründe zu erklären, die die anderen Spezialisten
veranlaßten, ihren Abschied einzureichen. Diese Spezialisten
haben herausgefunden, daß die Blumenkinder harmlos sind,
keineswegs Verbrecher, die das Universum mit Gewalt erobern wollen,
sondern Weltverbesserer, die es sich in den Kopf gesetzt haben, das
Universum zu befrieden. Als die Blumenkinder den Sternenlotos zu
ihrem Friedenssymbol erhoben, gerieten sie allerdings in die
Abhängigkeit der Blumenzüchter von
Florina und wurden von diesen für ihre Werbekampagne
mißbraucht. Aber es würde zu weit führen, darauf
näher einzugehen. Was die Spezialisten betrifft, so quittieren
sie ihren Dienst, weil man in Quinto-Center den Ergebnissen ihrer
Nachforschungen nicht glaubte. Man könnte es verletzten Stolz
nennen. Vielleicht würden meine Leute ebenso reagieren, wenn sie
merkten, daß man ihre Bemühungen nicht würdigt.“
„Damit ist meine erste Frage, was aus den verschollenen
Spezialisten geworden
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