PR TB 114 Sternenlotus
Major aufbrausen und sie zurechtweisen
würde. Aber er tat nichts dergleichen. Als das Bildsprechgerät
an seinem Schreibtisch anschlug, schien er sogar froh über die
Unterbrechung zu sein.
Er schaltete das Gerät ein und sagte: „Ja?“
„Wir sind soweit“, ertönte eine Stimme aus dem
Lautsprecher.
Der Major wandte sich an die beiden Spezialisten.
„Sie haben es gehört, wir können die Geheimanlagen
aufsuchen.“
Er erhob sich von seinem Platz und ging zur Tür. Als er an
Walty Klackton vorbeikam, zuckte er plötzlich zurück; sein
Oberkörper krümmte sich, und er rang heftig nach Atem.
Klackton, der sich besorgt zu ihm beugte, erhielt von ihm einen Stoß
gegen die Schulter, der ihn bis an die Wand zurückschleuderte.
Langsam erholte sich der Major wieder, sein Gesicht wurde aber so
weiß, als sei alles Blut daraus gewichen.
„Haben Sie öfter solche Anfälle?“ erkundigte
sich Annemy.
Der Major schüttelte den Kopf.
„Nein, ich habe keine Erklärung dafür. Plötzlich
war mir, als sei die Atmosphäre um mich vergiftet, und ich bekam
keine Luft.“
Annemy ließ ihn nicht aus den Augen, als sie sagte: „Ich
habe dieselben Symptome schon einmal bei jemandem gesehen. Ich kenne
auch die Ursache. Sie sind allergisch gegen Korporal Klackton.“
„Mir ist nicht nach Spaßen zumute, Leutnant!“
„Mir auch nicht, Major“, sagte Annemy ernst und folgte
dem Kommandanten des USOStützpunktes auf den Flur hinaus.
Der Major drückte einen verborgenen Knopf, und ein Teil der
Wand löste sich auf. Dahinter wurde ein Antigravschacht
sichtbar.
„Nach Ihnen“, meinte Major Launghit mit einem
höflichen Lächeln und ließ Annemy und Klackton den
Vortritt. Während Annemy in dem dunklen Schacht in die Tiefe
schwebte, vergewisserte sie sich, daß der Paralysator in ihrer
Tasche schußbereit war.
*
Sie kamen in einem Flur mit vier Türen heraus.
„Hier hinein, bitte“, sagte Major Launghit und deutete
auf die links von ihnen liegende Tür. Er öffnete sie und
ließ Annemy und Klackton wieder den Vortritt.
Vor ihnen lag ein Raum, der angefüllt war mit Maschinen und
technischen Geräten. Annemy konnte unschwer erkennen, daß
es sich um eine kombinierte Funk- und Ortungszentrale handelte. Vor
den Geräten saßen fünf Männer in Kontursesseln,
die sich bei ihrem Eintritt erhoben.
„Das ist die komplette Stützpunktbesatzung“,
erklärte Major Launghit und stellte die Männer einen nach
dem ändern vor.
Annemy hörte nicht auf die Namen, die der Kommandant
herunterleierte, sondern sie konzentrierte sich vielmehr auf die
Gesichter der Männer und versuchte, in ihnen zu lesen, während
sie ihnen die Hände schüttelte. Aber sie konnte in ihren
Mienen nichts Ungewöhnliches entdecken. Als sie dem letzten
Spezialisten die Hand schüttelte, hörte sie hinter sich
einen Schmerzensschrei.
Sie wirbelte herum, bereit, den Paralysator in Anschlag zu bringen
und ihn zu benützen. Aber als sie dann sah, was vorgefallen war,
entspannte sie sich.
Auf dem Boden lag einer der Spezialisten, auf dessen Stirn sich
eine eindrucksvolle Beule gebildet hatte. Klackton beugte sich gerade
über ihn und beteuerte:
„Er war selbst schuld! Sie haben es gesehen, Major, daß
er sich so ungeschickt benahm und über meine Beine stolperte.
Zum Glück hat er sich den Kopf nicht besonders stark
angeschlagen. In ein paar Minuten wird er wieder zu sich kommen.“
Klackton richtete sich auf. Dabei rammte er seinen Kopf einem
anderen Spezialisten unter das Kinn, der sich gerade um seinen
bewußtlosen Kameraden kümmern wollte. Klackton gab einen
unterdrückten Aufschrei von sich, während er mit den Händen
Halt suchte. Der Spezialist, den er gerammt hatte, verdrehte die
Augen und sank kraftlos in sich zusammen. Klackton, dem noch gar
nicht bewußt geworden war, daß er zum zweiten Mal einen
echten klassischen K.o.-Schlag angebracht hatte, bekam, haltsuchend,
die Nase eines weiteren Spezialisten zu fassen und krallte sich daran
fest. Als er merkte, was ihm als Gleichgewichtsstütze diente,
war das Riechorgan des Spezialisten bereits zu einem knallrot
verfärbten, verquollenen Etwas angeschwollen.
„Ich bin zutiefst bestürzt“, versicherte Klackton
mit weinerlicher Stimme. „Es ist alles meine Schuld. Wenn ich
besser aufgepaßt hätte, dann wäre es bestimmt nicht
dazu gekommen.“ Er straffte sich und stand vor dem
Stützpunktkommandanten stramm. „Ich verlange, daß
Sie gegen mich ein Disziplinarverfahren einleiten,
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