PR TB 116 Söldner Fur Rom
die Gedanken sind es, die jemanden auszeichnen, sondern
die Handlungen, die aus diesen Gedanken stammen."
„Ich bin verblüfft", erwiderte ich und strich über
ihr langes, glattes Haar.
„Woher kennst du Seneca?"
Auf dem staubigen Feldweg, über den die Schwalben in
niedrigstem Flug huschten, sah ich in zwei Kilometer Entfernung einen
Reiter auf einem Schimmel.
Hinter ihm flog träge Staub in die feuchtigkeitsgesättigte
Luft.
„Durch Arria. Es ist eine Christin. Sie kennt die junge Frau
des Seneca, Pompeia Paulina."
„Ich bin gespannt auf Seneca. Weißt du, wo ich ihn
treffen kann?"
„Nein, aber ich kann es herausfinden. Wer ist dieser Reiter
dort?"
„Bitte, finde es heraus. Und versuche, ein Treffen zwischen
Seneca und mir zu vereinbaren. Ich sehe den Reiter, aber ich erkenne
ihn nicht. Er hat's, scheint mir, sehr eilig."
Die getränkten und gestriegelten Pferde wurden in die Ställe
geführt. Die Männer der Garde wuschen sich, sogar mit Seife
- dieses kulturelle Geheimnis hatten die Römer von den Galliern
übernommen! - und trotteten hinüber in ihr neues Haus. Sie
fühlten sich wohl und arbeiteten hervorragend mit, wenn es galt,
neue Waffentechniken auszuprobieren und Angriff und Verteidigung zu
üben. Ihre neuen Schwerter aus Arkonstahl waren länger,
leichter und schärfer; sie durchschlugen jede römische
Rüstung spielend.
„Ich werde es versuchen. Übrigens ... Immer, wenn ihr
dort auf diesem Feld übt, sieht euch jemand zu. Ich sah einige
finstere Gestalten um die Gärten schleichen."
Vermutlich läßt dich Marcus Vinicius beobachten! sagte
der Extrasinn.
„Ich werde mich darum kümmern!" sagte ich leise
und scharf.
Der Reiter war näher gekommen. Ich stutzte und sah genauer
hin. Ein fernes Donnergrollen rollte über die Ebene. Ich
erkannte ein dunkelbraun gebranntes Gesicht unter einem spitzen Helm,
der mit Stoff gesäumt war. Ktesios, der Syrer.
Ich lachte laut, schenkte meinen Becher voll und sagte laut:
„Unser Freund kommt! Ktesios ist da!"
Er winkte zu uns herauf. Dann ritt er mitten in den Hof hinein und
scheuchte die Hühner und Gänse nach allen Seiten. Ktesios
riß den Schimmelhengst hoch und glitt, noch ehe die Hufe des
Tieres wieder den Boden berührt hatten, aus dem Sattel. Dann
rannte er auf das Haus zu und stand wenige Augenblicke später
verschmutzt, verschwitzt und glücklich lachend vor uns.
„Ich habe alles. Ich sah auch das Geisterauge", sagte
er, griff unter den Stoff seines ledernen Wamses und legte
nacheinander fünf Gegenstände auf den Tisch. Sie alle sahen
aus wie Gebrauchsartikel des täglichen Lebens und enthielten
alles, was ich brauchte, um mit Rico Verbindung aufnehmen zu können.
„Ich danke dir!" sagte ich und winkte einem Sklaven,
das Pferd wegzuführen.
„Die Reise war lang und anstrengend, Askhan", sagte er.
„Ich brauche ein gutes Essen, einen Krug Wein, ein heißes
Bad und einen langen Schlaf. In dieser Reihenfolge, mein Freund.
Alles andere morgen, wenn wir ausgeschlafen sind."
*
Dreißig Männer zügelten ihre Pferde. Ich hatte
diesen kleinen Trupp hervorragend ausgerüstet; Rico hatte mir
einen gewichtigen Beutel mit frischgeprägten Goldmünzen
geschickt, und ich war finanziell vollkommen unabhängig. Die
Helme waren leichter und größer und bedeckten, gut
gefüttert und mit prächtigen schwarzen Mähnen, einen
Großteil des Kopfes und den gefährdeten Nacken. Die Hemden
unter den Panzern bestanden aus
einem Gewebe mit Metallfäden - ein Pfeilschuß konnte
sie kaum durchbohren. Die Panzer selbst schützten Brust und
Rücken, Schultern und Magen. Darüber kam ein breiter
Ledergürtel, mit Stahleinlagen verbessert. Zwei Dolche aus
feinstgeschliffenem Arkonstahl steckten in ledernen Scheiden.
Das Schwert wog nur die Hälfte eines römischen
Legionärskurzschwertes und war wesentlich besser. Auch die
Schilde - Stahl, federndes Gewebe und leichte Isolierung - waren um
ein Mehrfaches leichter und besser. Sie ließen selbst mit aller
Wucht geschleuderte Lanzen und Speere mit Arkonspitzen nicht durch.
Wir alle trugen schwarze, bis unters Knie reichende Stiefel, die mit
Metall verstärkt waren, dazu Glasfiberbögen und Köcher
voller Kunststoffpfeile. Inzwischen schossen alle dreißig
Männer ziemlich gut. Flavius war ihr Anführer und mein
Vertreter. Alles andere, Lanzen und Speere, Satteltaschen und Sättel,
war neu und leicht und stellte gegenüber den bisher verwendeten
Gegenständen einen echten Fortschritt dar.
Flavius hob die
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