PR TB 118 Planet Der Kidnapper
nichts gewußt, aber ich bin trotzdem
froh, daß Sie hier sind. Die Seuche greift weiter um sich.
Heute wurden zwölf Neuerkrankte eingeliefert. Gehen wir, ich
habe Ihnen eine ganze Menge zu erklären.«
»Das fürchte ich auch«, stimmte Rotkel ihm zu und
sah sich nach Gesine um. »Wo bleibt sie, während wir
reden?«
»Hier auf der Lichtung, oder läuft sie weg?«
»Sie kann nicht, weil zu viele Menschen noch nie in ihrem
Leben eine Kuh gesehen haben, nicht einmal abgebildet.«
Sie stiegen in den Gleiter.
2.
Zwei Tage vor Silvester erhielt Gucky den Besuch seines alten
Freundes Ras Tschubai, des afroterranischen Teleporters.
Er saß gerade auf der Veranda seines Bungalows in Terrania
und sah träumerisch hinaus auf die glatte Fläche des
Goshunsees, als Ras Tschubai nur wenige Meter von ihm entfernt im
Garten materialisierte.
Der Mausbiber verbarg seine Überraschung und streckte seine
Beine noch weiter aus, als wollte er dadurch einige Zentimeter größer
werden. Er machte keine Anstalten, seinen überraschenden
Besucher zu begrüßen. Er sagte nur:
»Nimm Platz, alter Knabe. Einen Liegestuhl findest du
nebenan im Schuppen.« Er sah hinauf in den blauen Himmel. »Was
willst du denn jetzt
bei mir? Silvester ist doch erst übermorgen.«
Ras Tschubai, groß, stämmig und schwarz, holte sich den
Liegestuhl und setzte sich. Seine Fähigkeiten als Teleporter
hatte er einst im afrikanischen Dschungel entdeckt, als er in
Lebensgefahr schwebte. Gucky hatte er später im Mutantenkorps
kennengelernt. Seitdem galten die beiden als unzertrennliche Freunde.
»Silvester hat mit meinem Besuch nicht sehr viel zu tun.
Eigentlich wollte ich dir nur eine seltsame Geschichte erzählen,
mehr nicht.«
»Eine Geschichte?« Gucky strich mit der Pfote über
sein seidenweiches, rostbraunes Fell. Er war knapp einen Meter groß,
und niemand hätte ahnen können, daß er nicht nur
Teleporter wie Ras Tschubai, sondern auch noch Telepath und Telekinet
war. »Ich höre gern Geschichten, besonders dann, wenn sie
spannend sind.«
»Eigentlich ist sie nicht spannend, nur seltsam.« Er
sah sich um. »Hast du was zum Trinken da?«
»Säufer!« knurrte Gucky und fixierte ein Glas
nebenan im Wohnzimmer. Das Glas verlor plötzlich sein Gewicht
und schwebte direkt in Tschubais ausgestreckte Hand. Die Flasche mit
dem Obstsaft folgte. »Ihr meint immer, ich sei ein Restaurant.«
»Wenn ich viel rede, wird meine Kehle trocken.«
»Dann mach es bitte kurz«, rief Gucky. »Es
genügt aber auch, wenn du die Geschichte denkst, ich bekomme sie
schon mit.«
»Ich rede lieber laut. Also - du kennst doch Tahun?«
»Den Invalidenplaneten?« Gucky legte seinen feisten
Biberschwanz ein wenig zur Seite, um bequemer sitzen zu können.
»Ja, den kenne ich. War mal zu Besuch dort, nicht als Kranker.
Wenn man das so sieht.«
»Ein Mann ist von Tahun verschwunden.«
Gucky sah Ras Tschubai nachdenklich an.
»So, ein Mann ist verschwunden? Und deshalb kommst du zu
mir, um meine geheiligte Ruhe zu stören? Der Kerl wird schon
seinen Grund gehabt haben.«
»Kaum. Es handelt sich nämlich um den Chefarzt der
Kosmo-Orthopädischen Abteilung, einen gewissen Dr. Truc Rotkel.
Ein sehr wichtiger Mann also.«
»Orthopädisch.?« Guckys Gesicht hellte sich auf.
»Ja, ich verstehe. Plattfüße und so. Na und? Warum
soll er nicht mal verschwinden? Jeder anständige Mensch
verschwindet mal.«
Ras Tschubai verlor keineswegs die Geduld. Er kannte den Mausbiber
viel zu gut, um nicht zu fühlen, daß seine
Interesselosigkeit nur gespielt war.
»Er wurde entführt«, sagte der Teleporter ruhig.
»Na schön, wurde er also entführt. Und deshalb
kommst du zu mir? Da steckt doch mehr dahinter, nehme ich an.«
»Dr. Rotkel fand vor mehr als einem halben Jahr, fast ist es
schon ein Jahr her, das Heilmittel gegen eine furchtbare Seuche. Und
nun ist er spurlos verschwunden, einfach weg.«
Gucky holte telekinetisch einige Eiswürfel herbei, ohne sich
vom Fleck zu rühren.
»Woher weiß man denn, daß er entführt
wurde?«
»Man nimmt es an, denn warum sollte ein Mann wie Rotkel
einfach verschwinden? Er war mit Gesine in Urlaub, und dann kam er
nicht zurück. Als man nachforschte, war die Hütte, in der
er lebte, leer und verlassen. Keine Nachricht, kein Hinweis nichts.«
»Gesine ist wohl seine Frau?«
Ras Tschubai grinste.
»Nun, das würde ich nicht gerade behaupten. Sie ist
seine Freundin und eine Kuh.«
Gucky betrachtete die Eiswürfel in seinem Glas, bis sie
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