PR TB 122 Der Herr Von Exota Alpha
Tischplatte.
»Ich glaube«, sagte sie ruhig, »ich muß
einige Regeln verletzen. Noch niemals hat in diesem Raum jemand außer
mir in einem Sessel gesessen.«
Cascal nickte. Er fing sich, als er das kaum wahrnehmbare
Schwanken in Scarrons Stimme hörte.
»Verständlich, da es an Sesseln mangelt. Genügt
es, wenn ich zu deinen sicherlich bezaubernden Füßen
kauere?«
Sie lächelte ein wenig offener, etwas herzlicher. Sie hatte
lange Hände mit schmalen Fingern. An den Mittelfingern glänzten
längliche Ringe mit seltsamen Steinen, die die Form der Finger
noch unterstrichen.
»Ich werde jemanden ...«, begann sie.
Sie schaltete einen Tischinterkom ein, sagte ein paar leise Worte
hinein und sah dann zu, wie Cascal sich umdrehte und die Einrichtung
des Zimmers studierte. Eine Wand bestand nur aus
einer gläsernen Schiebetür und lauter verschieden großen
Glasplatten. Es schien sich um Glassit aus einem Raumschiff zu
handeln, aus allen möglichen Räumen. Durch die leicht
getönten Gläser fiel das Sonnenlicht in den Raum und
verwandelte das Moos in einen Teppich zauberhafter Muster und Farben.
Die anschließende Wand, durch die er gekommen war, bestand aus
mindestens fünfzig Bildschirmen, ebenfalls unterschiedlicher
Größe, aus kleinen Lautsprechern und eingebauten
Mikrophonen. Die Geräte schienen nicht alt zu sein, entstammten
aber keiner bekannten terranischen Modellreihe; Cascal war absolut
sicher. Aus seiner Theorie war jetzt Überzeugung geworden.
»Ich sehe nunmehr, schönste Scarron«, sagte er
mit aller Gelassenheit, deren er in ihrer Gegenwart fähig war,
»daß in jedem deiner steinernen Tempel ein Auge ist, das
sieht, was in der Nähe vor sich geht.«
Scarron senkte den Kopf, sah ihre Fingerspitzen an und blickte
dann auf Cascals Brust.
»So ist es!« erwiderte sie.
Zwei junge Männer brachten einen Sessel herein. Sie stellten
ihn in achtungsvoller Entfernung vor dem Schreibtisch auf. Ihre
Gesichter drückten überdeutlich aus, was sie dachten. Sie
waren vollständig verwirrt, weil Scarron es sich gestattet
hatte, mit einem Mann zu reden. Scarron sah Manuel in die Augen und
beachtete die beiden Männer nicht, die sich daraufhin schweigend
zurückzogen.
»Ich darf mich setzen? Es spricht sich im Sitzen weitaus
besser!«
»Tue dies.«
Cascal setzte sich, schlug die Beine übereinander und
versuchte festzustellen, aus welchem Grund er sich wie ein Schuljunge
zu fühlen begann. Er rief sich alle jene Hilfsmittel ins
Gedächtnis zurück, die er kannte, aber der Eindruck blieb
und wurde stärker, je länger er sich in Scarrons Gegenwart
befand. Es ließ sich nicht mehr leugnen. Scarron faszinierte
ihn fast mehr als seine Mission.
»Und weiterhin«, fuhr Manuel fort, »hörst
du hier alles, was ein
Korybant in das Ohr einer deiner vielen Statuen spricht.«
»Das ist wahr. Es sind neunhundertzehn Statuen!« sagte
sie.
Cascal schwindelte es. Neunhundertzehn Statuen. Das bedeutete ein
engmaschiges Netz über den Planeten. Jeder, der es kannte, hatte
geschwiegen, und auch Kazuhiko kannte nur einen kleinen Teil der
Wahrheit.
»Und auch du kannst mit jeder Tempelanlage sprechen!«
»Richtig.«
Cascal nickte.
»Hier laufen alle Fäden zusammen. Du erfährst
sämtliche Neuigkeiten aus allen Teilen des Planeten. Wir konnten
dies annehmen, als du - und nur du kannst es gewesen sein - Kazuhiko
dazu brachtest, Crater anzugreifen.«
»Abermals richtig.«
Sie sahen sich an. Scarron stützte sich auf die Platte des
Tisches und stand auf. Einen Moment blieb sie unschlüssig
stehen, dann ging sie an einen Kasten mit einer Wählapparatur
und drückte einige Tasten.
Ein Bildschirm erhellte sich. Er zeigte, aus weiter Entfernung,
Burg Crater und das Raumschiff unweit des Hauptturms. Dann veränderte
sich die Einstellung, und die Zoom-Linsen brachten eine starke
Vergrößerung zustande.
»Das ist Crater. Die Allee und die neue Brücke vor dem
Tor!« stellte Cascal fest.
»Ja. Ich sehe alles.«
»Und du benutzt alles, um deine Botschaft an die Menschen
durchzusetzen. Du bist schließlich die Göttin der
Freundschaft, obwohl du viel zu schön bist, um eine Göttin
zu sein.«
Sie sahen sich wieder an. Etwas Zwingendes lag in den Blicken.
Die junge Frau war kaum einen halben Kopf kleiner als Cascal. Ihre
Figur war hinreißend, und Scarron wußte das genau. Sie
bewegte sich aber keineswegs wie eine Frau, die ihrer Wirkung auf die
Männer bewußt war, sondern eher ungeschickt. Langsam
begann Cascal weitere
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