PR TB 122 Der Herr Von Exota Alpha
seiner Betrachtung
gerissen. Dann stoben die drei Reittiere einen letzten Hang hinunter
in das riesige Urtal des Winterflusses, des Flusses, der nur im
»Winter« bis zur Mündung Wasser führte.
»Halt!« sagte Pontonac scharf.
Sie blieben im Schatten eines halbverwitterten SandsteinObelisken
stehen. Unter ihnen breitete sich wie ein flacher Trog das Urtal aus.
Entlang der obersten Flutwassergrenze des halbperiodischen Flusses,
der hier sein Ende erreichte und nur noch als Rinnsal versickerte und
verdunstete, führte die festgeschmolzene Trasse der Straße
vorbei, von den Energiestrahlern des Raumschiffs in die Erde
gebrannt. Auf dem runden Hügel aus Moränenschutt sah man
die Linien der Vermessungsarbeiten und einige Gräben. Im
Flußbett, umgeben von Bäumen und Büschen, leuchteten
die Oberflächen von vielen länglichen Altwassern. In zwei
langen, gebogenen Reihen zogen sich die runden Hütten des
Stammes aus
dem Flußbett hinaus und nach allen Richtungen, nachdem sie
die Baumgrenze erreicht hatten.
»Wir sind da. Dort drüben, das scheint der
Häuptlingskral zu sein!« rief Prokne.
Der Barde sah sie zwischen zusammengekniffenen Lidern an.
»Händler und Überbringer froher Nachrichten sind
stets willkommen. Wir reiten geradewegs darauf zu.«
Edmond hob die Hand und setzte sich im Sattel zurecht. Binnen
Sekunden glichen sie wieder müden Händlern, die von weither
kamen. Während sie die Tiere langsam abwärts lenkten, griff
Goradon hinter sich und hob das Gamespin von der Satteltasche. Er
stopfte die staubdichte Umhüllung achtlos in die Tasche,
schaltete drei 200-Watt-Verstärker ein und griff einige Akkorde.
»Du willst singen?« fragte Edmond verblüfft.
Goradon nickte und drehte an einem Wirbel. Dann pegelte er den
Verstärker aus und schaltete die winzigen, in den Schallwänden
des Gamespin versteckten Lautsprecher ein.
»Singen und nicht ganz wehrlos sein!« sagte der Barde.
Dann stimmte er ein Lied an, das weder Edmond noch Prokne jemals
gehört hatten. Es handelte von Händlern und Sängern,
die eine fremde Stadt besuchen und dort gefangengenommen wurden.
»Hoffentlich kein böses Omen?« knurrte Pontonac.
Neugierige kamen aus den Hütten und sahen ihnen zu. Kaum
jemand winkte oder rief ihnen Begrüßungsworte zu. Eine
recht mürrische Stimmung schien hier im Zentrum des Stammes zu
herrschen. Die drei Ankömmlinge ritten in einem kurzen Galopp
über eine staubige Dorfstraße. Hunde rannten davon,
kläffend und ängstlich. Mit lauter Stimme sang der Barde
sein Lied, das jetzt von der schauerlichen Gefangenschaft der Fremden
handelte und den verbrecherischen Gedanken des Häuptlings.
Pontonac hatte Zodiak im Verdacht, daß er Textstellen
willkürlich variierte und auf das Mitteldorf von Häuptling
Scanaviroo zuschnitt. Jedenfalls schallte das Lied in schauerlicher
Lautstärke durch das Dorf und schien den
Häuptling und die Frauen und Männer seines Krals ins
Freie zu locken. In einer Staubwolke hielten sie vor den schwarzen
Pfählen eines in lauter rechten Winkeln errichteten
Palisadenzaunes an. Goradon sang gerade mit leicht abwesendem
Gesichtsausdruck über den tödlichen Wahn des Häuptlings,
der da glaubte, zwei Herren gleichzeitig und mit besserem Erfolg als
nur einem zu dienen. Da rief ein kleiner, habichtsgesichtiger Mann,
der in eine Art Tunika gekleidet war:
»Hör mit dem Geschrei auf, Schurke! Was wollt ihr?«
Edmond stieg ächzend und staubbedeckt aus dem Sattel. Er
schlug die Sonnenkapuze zurück und sagte mit einer Reihe
unterwürfiger Verbeugungen:
»Der Wurm im Staub grüßt den Adler der Berge.
Händler sind wir, Fahrende, Musikanten . Staub vor deinen
Augen.«
»Händler? Womit handelt ihr?«
»Mit Neuigkeiten, Herr. Und mit kleinen, wertvollen Dingen,
die niemand kennt. Bringt die Perle deines Harems, Mann der
Omnipotenz! Ich werde sie mit kostbarem Silber und leuchtenden
Steinen behängen, bis sie heller strahlt als Otinarm!«
Der Häuptling trat näher, als auch Prokne und der Barde
aus den Sätteln kletterten und zögernd stehenblieben. Die
Darcans senkten die Köpfe. Edmond bemerkte, daß Zodiak das
Gamespin in einer recht unüblichen Haltung vor sich hielt.
»Deine Worte, Händler, sind wie Honig!« sagte ein
Mann aus der Begleitung des Häuptlings. »Zeig her, was du
hast!«
»Ein Kluger bemerkt alles, Herr!« stammelte Canot, der
Händler. »Und ein Dummer macht über alles eine
Bemerkung!«
Er hinkte langsam um sein Tier herum, schlug die Klappe
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