PR TB 122 Der Herr Von Exota Alpha
horchte auf den Wind, der zwischen den
Felsen hindurchfuhr und warf einen abschließenden Blick auf die
Landschaft. Sie lag unter dem grellen Sonnenlicht; eine Ansammlung
von Felsen und Stränden, von Wasser und Korallenriffen, die der
kühnste Architekt nicht schöner und besser hätte
arrangieren können. Dann machte sich der Barde wieder an den
Abstieg und war eine gute Stunde später, schwitzend und durstig,
bei seinem Gleiter. Er ließ die nackten, braungebrannten
Kinder, die neben dem Fahrzeug standen und neugierig das
rätselhafte Ding anstarrten, an den Saiten zupfen, dann
schloß er das Instrument in den Gleiter ein und ging zur Hütte
des Häuptlings.
»Terraner«, sagte Ruiu, »du siehst glücklich
aus!«
Der Barde lachte und stimmte zu.
»Das kommt, weil ich eben eine Idee hatte«, sagte er.
»Hast du Zeit?«
»Meine Fische trocknen!« sagte Ruiu.
Sie tranken Wein, dann sagte Zodiak Goradon:
»Ich will dir eine schöne Geschichte erzählen. Da
gab es einst einen armen Fischerstamm, der ganz allein an einem
abgeschiedenen Fleck der Welt wohnte. Eines Tages kam ein Mann, der
schwarzes und rotes Haar hatte und sagte zum Häuptling: Es wird
ein Raumschiff landen. Daraus wird man fünfhundert kleine,
farbige Häuser schaffen und sie hier aufstellen. Eine Maschine
wird aufgestellt, die in der Nacht Licht bringt und warmes und kaltes
Wasser, das aus aufbereitetem Meereswasser gewonnen wird. Die Männer
des Stammes werden mithelfen, die Häuser sicher aufzustellen.
Sie werden Fundamente bauen und Treppen hinunter zum Wasser und einen
Steg. Aus dem Raumschiff kommen auch kleine und große Boote mit
weißen und farbigen Segeln und einige Boote, die weder Ruder
noch Segel brauchen. Und einige Monate später kommen hier
Menschen, die eure Fische kaufen und baden und tauchen. Wie würde
dir diese Geschichte gefallen?«
Der Häuptling nickte und lächelte listig.
»Wenn es eine Geschichte über den Stamm der Fischer
ist, dann ist es eine gute Geschichte.«
Der Barde hob das leere Glas und lehnte sich zurück.
Er berechnete überschlägig, wie hoch die Investition
sein würde. Für die Grundausrüstung brauchte er nicht
viel. Ein Schiff ließ sich chartern; es gab Gesellschaften für
diesen Zweck. Und wenn das Unternehmen mit dem Schlagwort vom
einfachen Leben warb, konnten sie sich ein riesiges logistisches
System von
Nahrungsmitteln und Unterhaltungsmöglichkeiten sparen.
»Tausend Fremde, sagst du?« fragte der Häuptling.
Der Barde nickte.
»Ihr braucht gutes Fleisch von anderen Stämmen. Ebenso
gutes Brot. Fische könnt ihr selbst herrlich zubereiten. Wein
muß herbeigeschafft werden. Und viel Kleinkram ... Aber auch
dafür gibt es Fachleute. Wenn Sandal Tolk damit einverstanden
ist, werde ich derjenige Mann sein, der hier ein kleines Vermögen
opfert. Und ihr könnt mit den Fremden segeln und fischen und
tauchen.
Einverstanden?«
Wieder stimmte der Häuptling zu.
»Wann wird aus dieser schönen Geschichte Wirklichkeit
werden?« fragte er abwartend.
»Wenn ich in meine Heimat zurückgekehrt bin und dort
alles unternehmen kann!« gab der Barde zur Antwort.
»Das ist Grund genug, ein kleines Fest zu feiern!«
sagte Ruiu. »Heute abend werden die größten Fische
gegrillt. Die schönsten Mädchen werden dich bedienen und
die grauen Haare aus deinem Bart zupfen.«
Und ich werde euch ein Lied singen, dachte der Barde. Das Lied von
den Buchten Ruius. Das Lied, das auf Terra für diesen Stamm
werben soll.
Er selbst würde nur einen Teil seines Vermögens
investieren. Alles andere war die Arbeit von Fachleuten. Während
er in der Sonne saß und die Augen schloß, sah er bereits
kleine Würfel aus Kunststoff zwischen den Fischerhütten
stehen, sah die Versorgung funktionieren und die Buchten voller
praller Segel, sah die glitzernden Schnüre der Angeln, wenn die
schweren Fische mit den Männern kämpften, sah die
Wasserskiläufer hinter lautlosen Motorbooten . Ein Bild voller
Farben, Bewegungen, Formen .
»So sei es!« sagte er feierlich. Es klang wie ein
Schwur. An diesem Abend feierten sie ein für die Verhältnisse
des Stammes geradezu ausschweifendes Fest.
*
Er dachte daran, als er die erste Wolke des Gestanks in die Nase
bekam. »Verdammt!« knurrte er. »Camarine stinkt
wirklich!«
Die Siedlung am Rand des Kratermeers lag aus gutem Grund im
Westen. In einer ziemlich ebenen Landschaft war ein erloschener
Vulkanschlot mit Wasser vollgelaufen. Irgendwelche Stoffe aus der
Tiefe der Planetenrinde
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