PR TB 123 Das Sonnenkraftwerk
seine Entscheidung,
eine Bombe mitzubringen, die Entscheidung des hypothetischen
Attentäters auf keine Weise beeinflussen könne. Mit anderen
Worten: Die Wahrscheinlichkeit, daß sich eine Bombe an Bord
befand, war, obwohl Roch seine eigene Bombe mitbrachte, immer noch
ein Hundertstelprozent. Roch zerbrach beinahe in Stücke, als er
erfuhr, in welcher Gefahr er die ganzen Jahre über geschwebt
hatte. Seitdem wandte er eine neue Taktik an. Jedesmal, wenn er auf
Reisen ging, ließ er einen Beauftragten den Raumhafen oder die
Reederei anrufen und die Behauptung aufstellen, an Bord seines
Schiffes befände sich eine Bombe. Daraufhin wurde das Fahrzeug
sofort untersucht. Und eines muß man Sullivan Roch lassen: Er
hatte genug Vertrauen zur Polizei, um zu glauben, daß er
wirklich sicher sei, wenn die Polizisten behaupteten, sie hätten
keine Bombe gefunden!«
Erystach lachte von neuem und betrachtete mit Bedauern sein leeres
Glas.
»Als ich sah, daß wir Sullivan Roch an Bord hatten,
wußte ich, daß der Bombenalarm kommen würde«,
beendete er seine Geschichte.
»Warum gingen Sie überhaupt nach Ariovist?«
erkundigte sich Richter.
»Ich sollte die Stimmung unter der Bevölkerung
erkunden«, erhielt er zur Antwort.
»Wußten Sie, daß ein Roboter der Tri-Star mit an
Bord war?«
»Es wurde mir gesagt. Wir hatten nichts miteinander zu tun.
Obwohl die Sozialgalaktische Bürgerrechts-Föderation und
die Tri-Star-Corporation auf dasselbe Ziel hinarbeiten, darf man doch
nicht vergessen, daß die Handlungen des einen von
sozialistischen Idealen, des anderen von der Hoffnung auf Profit
motiviert sind.«
Richter ließ nicht locker.
»Die Tri-Star - und insbesondere Sibald Tilly - wußten
also davon, daß Sie sich an Bord der Enyllia befanden?«
»Sicher, natürlich!«
»Wer, glauben Sie, hat die Bombe gelegt, die wir im letzten
Augenblick noch von Bord warfen?«
Erystach sah ihn an und grinste.
»Sie natürlich, wer sonst?«
»Wer hat Ihnen das eingeredet?«
Erystach wand sich ein wenig.
»Eingeredet ist allerdings zuviel gesagt«, meinte er.
»Beizeiten wäre ich von selber darauf gekommen. Aber es
stimmt: Jemand machte mich darauf aufmerksam.«
»Wer?«
»Sibald Tilly, der Robot.«
Mark Richter lachte ihn aus.
»Da haben Sie sich den Rechten ausgesucht! Warum sollte ich
die Bombe gelegt haben?«
»Um sich wichtig zu machen. Um zu beweisen, daß
Regierungsagenten tüchtige Leute sind, die sich einen Spaß
daraus machen, anderen das Leben zu retten.«
Richter betrachtete ihn mit beinahe mitleidigem Blick.
»Sie stehen zwar im falschen Lager, aber Sie sind ein Mann
von Intelligenz. Sagen Sie selbst: Klingt das nicht ein wenig an den
Haaren herbeigezogen?«
Anstatt die Frage zu beantworten, stellte Erystach eine
Gegenfrage.
»Wer, meinen Sie, war es?«
»Lassen Sie mich die Frage auf Umwegen beantworten«,
schlug Richter vor. »Die Bombe fand sich in meinem Gepäck.
Ich habe Ursache zu glauben, daß sie gelegt wurde, um mich
daran zu hindern, auf Ariovist nach dem Rechten zu sehen. Soweit ich
weiß, gab es unter den Passagieren der Enyllia zwei Personen,
denen mein Interesse für die Vorgänge auf Ariovist
unangenehm war. Eine davon sind Sie. Haben Sie die Bombe gelegt?«
Erystach warf die Arme in die Höhe.
»Sind Sie verrückt? Ich wäre doch selbst dabei mit
in die Luft gegangen!«
»Eben«, nickte Richter ernst. »Wer sprengt sich
schon gerne selbst in die Luft, wie?«
»Niemand!« zeterte Erystach. »Ihre Frage war
völlig ...«
Er wurde plötzlich nachdenklich.
»Ein Roboter!« stieß er hervor. »Einem
Robot würde es nichts ausmachen, sich selbst umzubringen. Tilly!
Er muß die Bombe gelegt haben.«
»Mir der Zeit kriegen Sie die Sache in den Griff«,
lobte Richter.
Erystach starrte ihn entgeistert an.
»Aber das hieße ja .«
»Ganz richtig«, unterbrach ihn Richter. »Das
heißt, daß Ihrem Bundesgenossen an Ihrem persönlichen
Wohlbefinden verdammt wenig liegt!«
Am nächsten Morgen setzte Mark Richter die Durchforschung des
Hauses und des Grundstücks fort. Er zweifelte nicht daran, daß
der Feind alles beseitigt hatte, was ihm unter Umständen zur
Bewerkstelligung seiner Flucht dienlich sein konnte. Aber trotzdem
wollte er sich vergewissern. Es mochte sein, daß er klüger
war als der Gegner und mit einem Gerät, das dieser für
harmlos hielt, etwas zur Besserung seiner Lage tun konnte.
Zunächst stellte er fest, daß dem Haus fehlte, was man
in anderen Häusern für
Weitere Kostenlose Bücher