PR TB 123 Das Sonnenkraftwerk
einer
Glassittür verschlossen war. Dahinter lag ein behaglich
möblierter Raum mit einer eingebauten Bar. Mikko bat ihren Gast,
in einem der Sessel Platz zu nehmen. Richter gehorchte, und das
Mädchen erkundigte sich nach seinen Getränkewünschen.
»Ach, weißt du«, antwortete Richter und kratzte
sich dabei hinter dem Ohr, »ich bin ein außergewöhnlich
altmodischer Mensch und
halte es nach wie vor mit Scotch auf Eis. Ich nehme nicht an, daß
ihr so was da habt, wie?«
Mikko lächelte verbindlich und versicherte:
»Wir haben alles!«
Kurze Zeit später hatte Richter ein kostbares Kristallglas in
der Hand, in dem goldener Whisky über silberne Eiswürfel
quirlte. Als er den ersten Schluck nahm, trat Erystach mit dem
anderen Mädchen ein. Takko hieß sie, erinnerte sich
Richter. Er bemerkte, daß die beiden Chauffeure mitsamt Sibald
Tilly verschwunden waren. Ebenso verschwunden war, wie er sich durch
einen Blick hinaus in den Garten überzeugte, der Gleiter, mit
dem sie gekommen waren.
Er hob Erystach das Glas entgegen und rief:
»So läßt sich's leben, mein Freund. Sie und Ihre
Genossen in allen Ehren: Sie haben guten Geschmack. Schöne
Frauen, gute Getränke -was will der Mensch mehr?«
Erystach warf ihm einen Blick zu, in dem Richter zu seinem
Erstaunen eine Spur von Mitleid bemerkte.
»Es ist nicht alles Gold, was glänzt«, bemerkte
er tiefsinnig und schlang dabei den Arm um Takkos Hüfte. »Mich,
als Freund, bewirtet man natürlich vorbildlich. Aber was Sie
anbelangt«, er schüttelte den Kopf, »glaube ich
nicht, daß Sie allzu gut dran sind.«
Richter stand auf.
»Kommen Sie mit!« winkte er dem Wissenschaftler und
führte ihn auf die Terrasse hinaus. Die eine Hand in der Tasche,
in der anderen das Glas mit dem Whisky und den Eiswürfeln,
zeigte er in den Garten hinaus.
»Nur damit Sie mich nicht für schwachköpfig
halten«, sagte er. »Sehen Sie sich die Spuren an. Hier
rechts kam ich mit Mikko, dort drüben Sie mit dem anderen
Mädchen. Fällt Ihnen etwas auf?«
Erystach zuckte enttäuscht mit den Schultern. Es war ihm
anzusehen, daß er derjenige hatte sein wollen, der Richter die
unerfreuliche Nachricht brachte.
»Sie sind leicht, und Takko ist auch nicht besonders
schwer«, fuhr Richter fort, ohne eine Antwort auf seine Frage
bekommen zu haben. »Dementsprechend sehen die Spuren aus. Ich
dagegen bin ziemlich schwer. Meine Abdrücke sind tiefer
eingetreten. Aber sehen Sie sich dagegen Mikkos zierliche Spuren an.
Sie stecken so tief in der Erde drin, daß ich eine Zeitlang
Angst hatte, das arme Mädchen würde steckenbleiben.«
Er sah Erystach durchdringend an. »Die Arme wiegt
wahrscheinlich ebenso viel wie ihr Artgenosse Tilly.«
Richter nahm einen Schluck aus seinem Glas.
»Wissen Sie was?« meinte er schließlich. »Ich
glaube, Ihre Freunde haben einen Roboter-Tick!«
Am nächsten Morgen brachte Mark Richter das Mädchen
Mikko um. Allerdings handelte es sich dabei nur um eine zeitweilige
Tötung.
Er hatte eine ruhige, entspannende Nacht verbracht und nach dem
Aufstehen von Mikko erfahren, daß Erystach und Takko schon bei
Morgengrauen aufgebrochen waren, um einen ausgedehnten Spaziergang zu
unternehmen. Richter, der sich darüber im klaren war, daß
er sich der gegenwärtigen Beschaulichkeit nur so lange würde
erfreuen können, wie es dem Gegner in den Kram paßte, nahm
sich vor, die Gelegenheit wahrzunehmen. Zuerst brauchte er allerdings
eine Waffe. Zudem mußte er behutsam und mit äußerster
Vorsicht zu Werke gehen. Seine Genossin war ein Robot, nicht weil der
Feind einen Narren an teuren Robotern gefressen hatte, sondern weil
einem Maschinenmenschen die Bewachung eines Gefangenen am ehesten und
sichersten übertragen werden konnte. Während Mikko sich um
das Frühstück kümmerte, entdeckte er, daß die
Barhocker sich auseinandernehmen ließen und die edelstählernen
Beine ein vorzügliches Schlagwerkzeug abgaben. Danach brauchte
er nur noch auf die Gelegenheit zu warten. Als sie kam, demontierte
er blitzschnell einen der Hocker, faßte ein Bein mit kräftigem
Griff
und schlug Mikko mit solcher Wucht über den Schädel, daß
der Robot lautlos umkippte und sich nicht mehr rührte.
Damit war allerdings nur die Hälfte des Problems gelöst.
Mark Richter entwickelte nun eine fieberhafte Tätigkeit, um die
zweite Hälfte ebenfalls einer Lösung zuzuführen, bevor
Aristid Erystach mit seiner bezaubernden Begleiterin zurückkehrte.
Er machte sich nicht die Hoffnung, daß es ihm
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