PR TB 123 Das Sonnenkraftwerk
gelingen könnte,
Mikkos Programmierung so zu ändern, daß sie aus einem
Werkzeug des Gegners zu seinem eigenen Werkzeug wurde. Dazu fehlten
ihm sowohl die Mittel als auch die Zeit. Aber es gab verschiedene
Dinge, die er tun konnte. Zum Beispiel konnte er die Schaltung, die
Mikko befähigte, die in ihren Körper eingebauten Waffen zu
gebrauchen, unschädlich machen. Er löste mit aller Vorsicht
die synthetische Hautverkleidung des Schädels, entfernte eine
der metallenen Seitenplatten und gelangte so an das Kontrollzentrum.
Der Waffenschalter war rasch gefunden. Richter durchtrennte zwei der
Zuleitungen und war auf diese Weise sicher, daß Mikko ihm
zumindest nicht mehr ans Leben konnte. Als nächstes reparierte
er den Schaden, den er durch den Schlag mit dem Stuhlbein angerichtet
hatte. Mikko wurde dadurch noch nicht wieder funktionsfähig,
weil er zuvor den Anschluß zur Batterie durchtrennt hatte, die
das Kontrollzentrum mit Energie versorgte. Bei der Reparatur sorgte
er dafür, daß der positronische Nervenstrang, der die
Bewegungsorgane des Roboters kontrollierte, nicht so kräftig
befestigt wurde, wie er es zuvor gewesen war. Beim nächsten Mal,
wenn er Mikko eins über den Schädel gab, würde er sich
nicht mehr so anstrengen müssen, um den Robot bewegungsunfähig
zu machen. Nachdem er damit fertig war, stellte er den Kontakt mit
der Batterie wieder her und trat zurück.
Mikko richtete sich auf.
»Du bist gestürzt, mein Kind«, sagte Richter
sanft. »Und ein wenig derangiert bist du obendrein.«
Mikko versuchte ein Lächeln, das ziemlich merkwürdig
ausfiel, da
ihr auf einer Seite des Gesichts nicht nur die Haut, sondern auch
die Metallverkleidung fehlte.
»Das Fehlende liegt dort auf dem Boden«, sagte Richter
und deutete auf die Seitenplatte und den Fladen synthetischer Haut,
den er entfernt hatte.
Mikko nahm beides auf. Ohne weiter ein Wort zu verlieren, setzte
sie sich selbst die Platte wieder ein und bedeckte sie mit dem
künstlichen Hautstück, das, da es kaum eine halbe Stunde
lang allein gelegen hatte, sofort wieder mit dem übrigen Gewebe
verschmolz. Die ganze Zeit über ließ Mark Richter keinen
Blick von dem Robot. Er war sicher, daß Mikko sich nicht an den
Schlag erinnerte, mit dem er sie lahmgelegt hatte. Ihr positronisches
Wahrnehmungsvermögen war im selben Augenblick lahmgelegt worden,
und da er sich ihr von hinten genähert hatte, befand sich keine
Erinnerung an die Person des Attentäters oder den Anlaß
der vorübergehenden Bewußtlosigkeit in ihren
Gedächtnisspeichern. Es bestand jedoch die Möglichkeit, daß
ihr Logiksystem ausgefeilt genug war, um sich über den
abgerissenen Hautteil und die herausgefallene Seitenplatte zu
wundern. War das der Fall, dann würde sie beizeiten zu dem
Schluß gelangen, daß hier nicht alles mit rechten Dingen
zugegangen sei, und ihren Verdacht gegen Mark Richter lenken.
Nichts dergleichen schien jedoch in diesem Augenblick im Gange zu
sein. Bei Mikkos Konstruktion hatte man wohl auf äußere
Schönheit mehr Wert gelegt als auf die Leistung des
Logiksektors. Als der Robot mit der Reparatur seines Äußeren
fertig war, meinte Richter:
»Ich gehe mich ein wenig im Garten umsehen. Du hast doch
nichts dagegen?«
»Nein«, versicherte Mikko lächelnd. »Ich
komme mit.« Richter hatte nichts dagegen einzuwenden und war
überdies der Ansicht, daß ihm ein Einwand wenig genützt
hätte. Gemeinsam schritten sie in den Garten hinaus. Richter
machte einige anerkennende
Bemerkungen über die Schönheit der Anlage und hielt sich
im übrigen generell in der Richtung der Hecke, die das
Grundstück umgab. Schließlich standen sie davor. Die Hecke
bestand aus unbekannten Gewächsen, war so dicht, daß kaum
hier und dort ein Lichtstrahl hindurchfallen konnte und hatte eine
Höhe von mehr als zweieinhalb Metern. Richter trat einen Schritt
zurück, nahm einen Stein vom Boden auf und versuchte, ihn hoch
über die Hecke hinwegzuschleudern. Aufmerksam verfolgte er die
Flugbahn seines Geschosses. Als es über der Mitte der Hecke
angekommen war, schien es gegen eine unsichtbare Wand zu prallen.
Rascher, als es angeflogen war, wurde es wieder in den Garten
zurückgeschleudert.
»Ein Prallfeld«, murmelte Richter im Selbstgespräch.
»Sieh mal einer an!«
Das Ergebnis seines Versuches überraschte ihn nicht. Seitdem
er am vergangenen Tage den Gleiter so unnötig hoch über die
Hecke hatte hinwegspringen sehen, wußte er, daß es hier
irgendeine Art von Feld gab, die
Weitere Kostenlose Bücher