PR TB 123 Das Sonnenkraftwerk
selbstverständliche
Bestandteile des Mobiliars hielt: der Radiokom und der
Rechneranschluß. Bei weiterem Umsehen fiel ihm auf, daß
das Haus überhaupt arm an positronischen Geräten war.
Selbst der Herd, auf dem die Mädchen die Mahlzeiten
zubereiteten, hatte nur eine einfache, mechanische Kochautomatik.
Er ging das Grundstück ein zweites Mal ab, auch diesmal in
Mikkos Begleitung, und kam zu einem Fahrweg, der von einem Portal in
der Hecke bis zur Einfahrt der unterirdischen Garage führte. Die
Garage war leer. Über dem Portal schwebte dasselbe
Prallfeld, das er gestern schon an anderer Stelle nachgewiesen
hatte. Er fragte sich, wie Erystach es fertigbringe, das Grundstück
bei seinen morgendlichen Spaziergängen zu verlassen. Es gab
mehrere Möglichkeiten. Die einfachste war, daß der
Öffnungsmechanismus mit einem IV-Taster gekoppelt war, der das
biopositronische Emissionsmuster dessen, der sich dem Tor näherte,
analysierte und dann entschied, ob das Tor geöffnet werden
durfte oder nicht. Probeweise bat Richter das Mädchen Mikko, das
Portal zu öffnen. Das dürfe sie nicht, gab sie ihm zur
Antwort. Danach bat er sie, auf das Tor zuzutreten. Sie gehorchte;
aber das Portal rührte sich nicht.
An einer Stelle, an der die Hecke, die das Grundstück umgab,
nicht besonders dicht gewachsen und daher durchsichtig war, machte er
eine Entdeckung. Er sah unten im Tal eine weite, mit bunten Fähnchen
und Markierungen abgesteckte Rasenfläche, auf der sich Menschen
hin und her bewegten. Er sah zudem am Rande der Fläche einen
Parkplatz, auf dem eine Menge Gleiter abgestellt waren.
»Was ist das?« fragte er Mikko.
»Ein Spielplatz für elektronischen Golf«,
antwortete sie. »Für die Unterhaltung der Feriengäste.«
»Bin ich auch ein Feriengast?« wollte er wissen.
»Ja.«
»Ich möchte auch Golf spielen.«
»Das darfst du nicht«, antwortete Mikko, und der
Widerspruch, der in den beiden Feststellungen enthalten war, schien
sie nicht im mindesten zu stören.
Richter fragte sich, was aus Sibald Tilly geworden sein mochte. Er
hatte sie hierher begleitet. Deutete das darauf hin, daß sich
die Reparaturwerkstatt in der Nähe befand? Nicht unbedingt,
schloß er. Die Werkstatt mochte, vom Raumhafen aus gesehen, auf
demselben Weg wie das Ferienhaus liegen. Deswegen hatte man Tilly
mitgenommen.
Die Frage, was aus dem Robot geworden war, wurde übrigens
noch am selben Tag beantwortet. Tilly stattete dem Haus einen
Besuch ab, und was er dabei zu sagen hatte, beschleunigte den
weiteren Ablauf der Ereignisse und führte vor allem in dem
Verhältnis zwischen Richter und Erystach zu einer Entscheidung.
6.
Richter und der Wissenschaftler saßen auf der Terrasse, als
der Robot durch den Garten auf sie zuschritt. Sie hatten ihn nicht
kommen hören. Er mußte durch das Portal eingetreten sein.
Noch überraschender als sein unerwartetes Auftauchen war jedoch
sein Aussehen. Man hatte ihn völlig wiederhergestellt. Der
Tilly, der nun vor ihnen stand, war derselbe, in den vor wenigen
Tagen an Bord der Enyllia Reina Sallandt all ihre Hoffnungen gesetzt
hatte. In seiner Verhaltensprogrammierung schien der Hinweis
enthalten zu sein, daß er sich dieses Umstandes zu freuen
hatte. Er lächelte selbstgefällig und ein wenig
überheblich, als er auf die Terrasse trat.
»Sieh einer an!« spottete Richter. »Man hat
Adonis wieder zusammengeflickt!«
»So gut wie neu«, bestätigte Tilly und drehte
sich in der Art eines Mannequins um die eigene Achse, damit man ihn
von allen Seiten betrachten konnte.
»Und jetzt?« fragte Richter. »Wohin geht die
Reise jetzt?«
»Zurück nach Ariovist selbstverständlich«,
lächelte der Robot.
»Dort hat man sich sicherlich schon die Augen nach Ihnen
ausgeweint«, nickte Richter. »Wie erklären Sie Ihre
Abwesenheit?«
»Ich bin gekidnappt worden«, antwortete Tilly
ernsthaft.
»Oho! Von wem?«
»Von zwei Männern. Einer davon sind Sie.«
»Und wie wollen Sie das plausibel machen?«
»Sie nahmen mich gefangen und schleppten mich um den halben
Planeten herum bis zu einem verlassenen Ort, an dem Sie ein kleines
Raumfahrzeug versteckt hatten. Ich erfuhr nie, warum ich entführt
wurde. Sie brachten mich nach Bonjour im System Herndons Stern. Nach
der Landung gelang es mir, Sie zu überwältigen und zu
erschießen. Dann bemächtigte ich mich Ihres Raumschiffs
und kehrte nach Ariovist zurück. Sollte man mir nicht glauben,
so
existiert als Beweis Ihre Leiche, die an dem Ort, an dem ich
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