PR TB 125 Prophet Der Sterne
Männer hätten ihn mühelos überwältigen
und
davonschleppen können, mitsamt Atrushka. Reonard fand seine
Nadelwaffe und einen kleinen, hölzernen Bumerang, der für
die Beule verantwortlich war.
Dann ging er ins Haus und überlegte, was er an diesem Tag
unternehmen mußte.
4.
Als sie gegen Abend das Haus des blinden Malers betraten, wirkten
sie nicht anders als die anderen Gäste, die bereits warteten.
Überrascht blieb Reonard stehen, als er den großen Saal
sah. Beinahe hatte er den würfelförmigen Kasten fallen
lassen, den er den Tag über zusammengesetzt hatte.
»Das ist zauberhaft!« sagte er leise.
Atrushka neben ihm sah nicht weniger zauberhaft aus. Hier fanden
sich die reichsten und klügsten Personen der Stadt zu einem
kleinen Fest zusammen, das der Maler gegeben hatte, um den Fortgang
seiner Arbeiten zu dokumentieren. Sämtliche Wände der Halle
waren von Zeichnungen und Gemälden bedeckt, die ausnahmslos den
Sternhimmel zeigten.
»Es ist ein riesiges Werk, das seit Jahrzehnten in Arbeit
ist!« sagte Atrushka. »Einige Skizzen stammen auch von
mir und meinem Vater.«
Reonard fuhr herum und musterte sie verblüfft.
»Du glaubst es nicht?« fragte sie leichthin. Er senkte
den Kopf und fragte den Symbionten. Er erhielt eine zustimmende
Erklärung und erwiderte schließlich:
»Doch, ich glaube es.«
Die Sterne in verschiedenen Größen und verschiedenen
Farben waren in einem pseudostereoskopischen Verfahren gemalt. Dicke
Schichten eines gläsernen Materials befanden sich hintereinander
gestaffelt. Auf diese Weise erhielt man einen verbluffenden Eindruck
der räumlichen Tiefe. Ferne Nebel, Glasschleier, die Monde und
kennzeichnende Meteorbahnen machten die Darstellung dichter und
überzeugender. Aus einer farbenfrohen Gruppe von Menschen, die
einen niedrigen Tisch umstanden, löste sich ein älterer
Mann, weißhaarig und graubärtig. Er kam zielbewußt
auf Atrushka und Reonard zu.
Es ist der blinde Maler. Es ist der einzige Mann, der dir helfen
kann, deine Arbeit hier fortzuführen, sagte der Symbiont.
Der Weißhaarige blieb vor ihnen stehen. Eine ungewisse
Spannung erfüllte Reonard. In diesem Raum würde sich in
gewisser Weise das Schicksal dieses Planeten erfüllen müssen.
Er hob den Kopf und blickte den Maler herausfordernd an.
Ich habe von euch viel gehört, sagte der Mann, nahm die Hand
des Mädchens und schüttelte Reonards Hand. »Willkommen.
Ich hörte auch, daß ihr euch für die Sterne
interessiert.«
»Nichts ist interessanter«, gab Reonard zu. »Besonders
dann, wenn man die Sterne kennt, aber den Weg dorthin nicht findet.«
Ein überraschter Blick traf ihn, als er unter seinem Arm den
Würfel hervorholte und ihn dem Maler reichte.
»Ein Gastgeschenk? Eine entzückende Aufmerksamkeit.
aber was ist es?« fragte der Maler, nahm ihre Arme und zog sie
mit sich ins Zentrum der Halle hinein.
»Es ist ein besonderes Geschenk!« fragte Reonard. »Ich
werde es erklären, wenn genügend Gäste hier sind.«
»Später also. Hier gibt es Wein, hier trefft ihr
interessante Menschen. El Brochon kommt später:
Regierungsgeschäfte.«
Reonard maß den Maler mit einem scharfen, durchdringenden
Blick. Der Mann hatte etwas unglaublich Überzeugendes und
Selbstbewußtes an sich.
»Ist der Teichner hier?«
»Er kommt auch später«, war die ausweichende
Antwort. »Geht umher, seht euch die Bilder an, bewundert die
Musik und die Schultern der Frauen. Seid meine Gäste!«
Die Aufforderung war herzlich, und sie taten, was der Maler
vorgeschlagen hatte. Reonard konzentrierte sich und betrachtete die
gemalten Sternkarten, kontrollierte den dreidimensionalen Effekt und
wurde von Bild zu Bild immer mehr beeindruckt. Die Bilder, vielleicht
insgesamt einhundert, waren Meisterwerke, aber von der optisch
überzeugenden Perfektion eines dreidimensionalen Photos waren
sie weit entfernt. Allerdings zeigten sie den Sternenhimmel rund um
Anubis sehr exakt, fast so genau wie ein Photo. Der blinde Maler
hatte sie gemalt, aber die Anordnung war von Kyrde getroffen worden.
Reonard wußte, daß die Leute von Anubis einige wichtige
Dinge begriffen hatten:
Die Sterne waren weniger oder mehr weit entfernte Sonnen!
Es gab verschiedene Arten von Sonnen, große und kleinere,
und verschiedenfarbige.
Die Unterscheidung zwischen Planeten und Sonnen war klar getroffen
worden. Der Mangel an genauen und weiterreichenden Instrumenten
machte andere Feststellungen unmöglich. Nun, der Bildwürfel
würde eine Sensation
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