PR TB 125 Prophet Der Sterne
Bilder?«
»Herr der Stadt«, erwiderte Reonard. »Ich habe
viele andere Dinge. Aber was ich nicht habe, ist ein Schiff, das euch
zu den Sternen bringt. Hätte ich ein solches, wäre ich
zwischen den Sternen.«
El Brochon warf einen sehnsuchtsvollen Blick nach dem Bild Würfel
und murmelte:
»Und doch. aber das später. Genießen wir das
Fest.«
Halb gewonnen! überlegte Reonard freudig. Die Freilegung der
Kolossalstatue würde die Fortführung dieser Initialzündung
werden. Nur langsam legte sich das Erstaunen der Gäste.
Fassungslos hockten der Maler und der Teichner vor dem Bildwürfel
und ließen den Film immer wieder durchlaufen. Reonard wurde
hundertmal gefragt und gab Antworten, die eine Mischung waren
zwischen moderner wissenschaftlicher Aufklärung, etwas
Mythologie und dargestellt in dem Gewand einer interessierenden,
weiterführenden Belehrung. Er sprach über Monde und
Planetenbahnen, von geheimnisvollen Nachbarn im
All, die auf einen Kontakt warteten, über Sterne und
Entfernungen. Er erfand an diesem Abend auch das Wort Lichtjahr und
erklärte es mit einem einfachen Gleichnis. Er tanzte mit der
Fürstin und mit Atrushka, er spielte zwei kleine Stücke auf
seiner Querflöte, fertigte eine Zeitung an, die einen
Querschnitt durch die Sonne schilderte und blieb, als die ersten
Gäste bereits gegangen waren, neben dem Teichner stehen.
»Kyrde. Ich muß mit dir sprechen!« sagte er
zwischen zusammengebissenen Zähnen und musterte den Mann neben
ihm.
»Was willst du, Träumer? Sprich!« knurrte der
Teichner.
»Ich bin hier in Nain Torkman, um euch den Weg ins Weltall
zu zeigen. Ich habe keine Lust, mit dir in der Nacht zu kämpfen.
Versuche kein zweitesmal einen solchen Überfall. Ich kann auch
töten, nicht nur verwunden, Kyrde.«
Der Teichner schwieg, aber sein Gesicht wurde eine Spur weißer
und verkniffener. Dann stieß er hervor:
»Du hast mir Atrushka weggenommen. Deswegen hasse ich dich!«
»Viele Menschen haben mir andere Dinge weggenommen, und es
ist sinnlos, daß ich sie hasse. Ich denke, du bist klug. Ein
kluger Mann tut solche unwürdigen Dinge nicht. Haß ist ein
Vergnügen des Pöbels.«
Kyrde drehte sich wortlos um und verschwand in der Menge.
Nachdenklich ging Reonard auf Atrushka zu, die mit dem Maler sprach.
Er hatte zumindest einen Feind, und Kyrde wirkte keinesfalls so, als
ob er die Niederlage wegen des Mädchens und die heutige
Brüskierung schnell vergessen oder verzeihen würde.
Torkman war schon immer eine Stadt, in der nachts viele Menschen
starben. Mehr als an den hellen Tagen, und allen war Kher
ausgesprochen gnädig, sagte der Symbiont mitten in Reonards
Überlegungen hinein. Reonard dachte eine Zustimmung und lächelte
dem Maler zu, der seinen Kopf hob und mit einer Handbewegung bat,
Reonard möge sich neben ihn setzen.
»Noch mehr Fragen?« Reonard griff nach einem Pokal.
»Nur eine Frage, Reonard Xassio. Du weißt soviel mehr
als wir alle. Woher hast du dieses Wissen?«
Reonard lachte laut auf und sagte zuvorkommend:
»Das ist vorläufig mein Geheimnis. Du wirst, Maler,
einer der ersten sein, der es erfährt. Aber es ist nichts
Mythologisches dabei, keine Schwarze Magie.«
»Ich kann es nicht glauben. Aber das Bild, die Bilder. sie
sind so echt. Niemand könnte sie erfinden, nicht einmal ein
Künstler wie ich!« sagte der Maler.
»Die Wirklichkeit ist immer schöner und besser als die
Bilder der Phantasie«, sagte Reonard. Dann korrigierte er sich
und setzte hinzu: »Nein, nicht immer. Oft ist es auch
umgekehrt.«
Die beiden Männer grinsten sich kurz an; sie fanden sich
nicht
unsympathisch.
»Ich sehe viele, lange Gespräche voraus!« sagte
der Maler.
»Ich habe ein Verfahren ersonnen«, meinte Reonard,
»das die Schönheit deiner Malerei, Meister des feinen
Pinsels, mit der Schnelligkeit des Augenblickes verbindet. Ich werde
diese Technik nur dich lehren!«
»Es adelt dich, Fremder - und, warum tust du das alles? Aus
Menschenfreundlichkeit?«
Atrushka lachte, aber zu ihrem Erstaunen sagte Reonard in
nachdenklichem Ton:
»Und wenn es dich vor Überraschung zerreißt,
Maler: genau aus diesem und keinem anderen Grund!«
Ideen brauchen unter Umständen nicht sonderlich lange, um
ihre Kreise zu ziehen. Wenn sie die richtigen Leute trafen, erzeugten
sie eine Art Echo-Effekt. Dies war auch auf dem Fest des Malers
geschehen. Am tiefsten war die Vorstellung, den Planeten auf eine
noch unbekannte Weise zu verlassen, in die Gedanken El Brochons
eingesickert.
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