PR TB 128 Galaxis Im Hypnobann
Moduls.
Er hätte sich seine Arbeit erleichtern können, indem er
vor dem Beginn der bedrohlichen Entwicklung eingriff. Doch das wäre
Manipulation gewesen und hätte sich nicht mit der Würde
bewußt denkender Individuen vereinbaren lassen.
Eine vielfach gewundene, in den Fels gebrannte schmale Treppe ohne
Geländer führte nach oben. Baar Lun stieg sie hinauf,
obwohl er mit Hilfe seiner Flugaggregate rasch und mühelos hätte
hinauffliegen können.
Er hatte eine ganz bestimmte Vorstellung davon, was ihn dort oben
erwartete. Dennoch erfüllte ihn eine beinahe heitere Gelöstheit.
Als er das Haus erreichte, sah er, daß die Mauern aus
Naturstein bestanden, die bereits von der Patina des Alters überzogen
war. Hellgraue, ockergelbe und karmesinrote Flechten verliehen den
Steinen ein fröhliches Aussehen.
Die Tür war groß und aus starkem Holz gezimmert. Ein
schmiedeeiserner Klopfer hing über einer angeschraubten Platte
aus Kupferblech. Der Anachronismus dieses Felsennestes berührte
den Modul eigentümlich. Er war Ausdruck eines kindhaften
Spieltriebes.
Wir haben die gleichen Vorfahren, dachte er, und doch haben wir
uns während der Evolution voneinander entfernt, innerlich
vielleicht stärker als äußerlich.
Er hob den Klopfer und ließ ihn auf das Kupferblech fallen.
Es gab einen gedämpften metallischen Ton.
Baar Lun wartete und lauschte.
Sekunden später hörte er schlurfende Schritte, dann
wurde die Tür geöffnet. Das faltige Gesicht eines alten
Mannes mit schlohweißem Haar spähte heraus.
„ Taran Baijuk?” fragte der Modul.
„ Der bin ich”, antwortete der Alte. „Was
wünschen Sie?”
„ Ich möchte mit Ihnen reden”, antwortete er. „
Mein Name ist Baar Lun.”
„ Baar Lun?” überlegte der Alte. „ Baar Lun
...? Sind Sie etwa der Modul, dem Perry Rhodan vor einer halben
Ewigkeit in Andromeda begegnete und der später in den Dienst des
Hüters des Lichts trat?”
„ Der bin ich”, erwiderte Lun.
Die Tür öffnete sich ganz.
„Aber bitte, treten Sie ein, Sir!” rief der Alte. „
Es ist mir eine große Ehre, den berühmten Sohn des Lichts
in meinem bescheidenen Haus empfangen zu dürfen.” Der
Modul folgte der Aufforderung. Er betrat eine Vorhalle, die von einer
hellstrahlenden Gaslampe erhellt wurde. Alte, schwere Holzmöbel
standen herum. Der Fußboden bestand aus großen braunen
Fliesen, über die Tierfelle gebreitet waren.
Taran Baijuk eilte vor ihm her und führte ihn in einen
großen, mit schwarzem Holz getäfelten Raum, in dem ein
großer hölzerner Tisch und sechs schwere hölzerne
Sessel standen. In drei auf Steinsäulen ruhenden Schalen
brannten leise zischend offene Flammen.
„ Bitte, nehmen Sie Platz!” sagte der Philosoph. „
Darf ich Ihnen etwas anbieten, Sir?” „ Nein, danke”,
wehrte der Modul ab. „ Und nennen Sie mich bitte nicht Sir.
Mein Name ist Lun.”
Er setzte sich und wartete, bis Taran Baijuk sich ihm
gegenübergesetzt hatte, dann sagte er:
„Wie ich hörte, kannten Sie Evelyne Rodez, Carstairs
Bolton und Jerome Kroschnin?”
„ Kannten ...?” echote Baijuk. „ Ich kenne sie
noch, und zwar recht gut. Sie besuchen mich oft, um lange
philosophische Gespräche mit mir zu führen. Die wenigsten
Menschen ahnen auch nur, daß man mit den Mitteln des Geistes
den Kosmos besser erforschen kann als mit Raumschiffen.”
Baar Lun nickte.
„ So ist es. Nur sollte man dabei nicht vergessen, daß
der Kosmos nicht nur außerhalb von uns ist, sondern ebensogut
in uns. Für den Kosmos und für den einzelnen Menschen
gelten prinzipiell die gleichen Gesetze, und es wäre vermessen,
sich außerhalb von etwas stellen zu wollen, von dem wir selbst
nur Teile sind.”
Taran Baijuk wurde sichtlich nervös, obwohl er sich
anstrengte, es nicht zu zeigen.
„ Sie vergessen, daß Lebewesen, wenn sie die Gabe des
bewußten Denkens erwerben, gleichzeitig frei werden, Lun”,
entgegnete er.
Der Modul lächelte.
„ Die absolute Freiheit ist eine Fiktion”, erklärte
er. „ Natürlich haben Sie beispielsweise die Freiheit,
sich von Ihrem Felsen in die Tiefe zu stürzen, aber der Preis
dafür wäre das Ende Ihrer persönlichen Freiheit. Sie
haben auch die Freiheit, andere Menschen unfrei zu machen. Doch die
Zwänge, die sich aus dieser Tat und ihren Folgen ergäben,
würden Sie selber in Unfreiheit stürzen. Es ist immer nur
ein gewisses Maß von Freiheit möglich, und das wird um so
größer sein, je stärker Sie mit den Prinzipien des
Kosmos harmonisieren
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