PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
Unwissenden zu spielen.
„Sie meinen den plötzlichen Reichtum“, fragte er
zurück, „den ich mit vielen meiner Kollegen teile?“
„Genau den!“
„Ich weiß nichts darüber, als daß er eben
da ist“, behauptete Richter alias Soik. „Ich war ziemlich
mißtrauisch, deshalb habe ich das Geld bislang noch nicht
angerührt.“
„Das ist lobenswert, aber nicht genug“, lautete die
Antwort. „Warum haben Sie nicht das Sicherheitsamt
benachrichtigt?“
„Warum sollte ich? Was hat das Sicherheitsamt mit Geld zu
tun?“
„Konnten Sie sich nicht denken, daß es sich um ein
Komplott zur Störung der Wirtschaft handelte?“ „Hören
Sie!“ protestierte Richter. „Ich bin System-Spezialist,
kein Wirtschaftsexperte. Wie sollte mir die Idee von einem Komplott
kommen?“
„Das Komplott wurde von hier aus durchgeführt!“
kam die nächste Feststellung - hart, scharf, offenbar auf
Schockwirkung abgestellt.
Mark Richter schwieg eine Zeitlang.
„Von... hier...?!“ fragte er dann zögernd und mit
einem adäquaten Maß von Ungläubigkeit.
„Ja, von hier! Haben Sie gestern etwas Ungewöhnliches
bemerkt?“
Richter tat, als denke er nach.
„Nnein“, antwortete er dann. „Übrigens habe
ich gestern erst hier angefangen.“
„Aha! Sind Sie etwa selbst der Attentäter?“
Richter unterdrückte ein Lächeln. Hätte der Mann
hinter dem Strahler ihn wirklich Im Verdacht gehabt, hätte er
diese Frage nicht gestellt. Nach außen hin spielte er jedoch
den Entsetzten. Empörten.
„Ich?!“ stieß er hervor. „Ich bin völlig
unschuldig. Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Ich bin.., ich bin
ja ganz neu hier!“
Eine Zeitlang herrschte hinter dem Strahler Schweigen. Dann kam
die Aufforderung:
„Sie können gehen !“
Richter wandte sich um. Im Licht des Scheinwerfers war die Tür
mühelos zu finden. Er trat hinaus und kehrte zu seinem
Arbeitsplatz zurück. Das Verhör war genau so verlaufen, wie
er es erwartet hatte. Man hatte ihn nicht im Verdacht. Die ganze Art,
wie das Verhör geführt worden war, wies darauf hin, daß
man ohnehin nur noch eine Formsache zu erledigen gedenke und der
wahre Schuldige schon längst feststand, womöglich sogar
schon verhaftet worden war.
Nur der Ton der Stimme, die er von jenseits des Scheinwerfers
gehört hatte, gab ihm zu denken. Der Mann, der ihn verhört
hatte, war kein ungefährlicher Gegner. Man würde sich vor
ihm in acht nehmen müssen.
Von seiner Konsole aus rief Richter die erste Nachrichtensendung
des Tages ab. Da bestätigte sich seine Vermutung. Die erste
Meldung lautete:
FINANZIER KALPAR RHUMIN UND WEITERE MITGLIEDER DER GESELLSCHAFT
WEGEN HOCHVERRATS VERHAFTET...
Kalpar Rhumin lag im Verhörtrakt. Eines der Meßgeräte
zeigte, daß die Intensität seines Bewußtseins gerade
noch ausreichte, um ihn auf Fragen reagieren zu lassen. Rhythmisch
zuckten die Lichtzeiger der Spannungsmesser, die die Tätigkeit
der Pulsinjektoren überwachten. In regelmäßigen
Abständen wurde der Körper des Verhörten von kurzen
Spannungsimpulsen durchflutet. Damit wurde gerade der Betrag an
Schmerz geschaffen, der an der Grenze des Erträglichen lag und
Rhumin dazu geneigt machte, wahrheitsgemäß zu antworten,
weil er nur dadurch das unaufhörliche Geprassel der
Schmerzimpulse abzustellen hoffen konnte. Das Verhörsystem
arbeitete halbautomatisch. Mit positronischen Mitteln beurteilte es
den Wahrheitsgehalt der Antworten, die der Verhörte gab. Es maß
Pulsschlag, Blutdruck, Hautfeuchtigkeit und Nervenreflexe und wußte
aus ihrem Verhalten zu erkennen, ob Rhurnin ganz, halb oder gar nicht
die Wahrheit sprach. Je nach Wahrheitsgehalt vergrößerte
oder verringerte es die Intensität der Schmerzimpulse. Für
wahre Antworten wurde der Verhörte belohnt, für jeden
Mangel an Wahrhaftigkeit wurde er bestraft. Allerdings dauerten
Strafen und Belohnungen nur kurze Zeit. Kurz vor der nächsten
Frage wurde der ursprüngliche Schmerzpegel wieder eingestellt.
Der Teil der Wirkungsweise des Systems, der nicht automatisch war,
bestand in der Formulierung der Fragen. Dazu bedurfte es eines
Menschen. Der Mensch war Stephor Ginsk. Er saß in einer Kabine
mit einer Schaltkonsole, auf der er die Anzeigen der vielen
Meßinstrumente nach Bedarf ablesen konnte. Auf einem großen
Bildschirm sah er Kalpar Rhumin im Tank liegen. Seine Fragen wurden
durch Lautsprecher ins Innere des Tanks übertragen. Ebenso auf
akustischem Wege gelangten Rhumins Antworten zurück, die jedoch
überdies in
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