PR TB 136 Die Sklaven Des Computer
Nähe
des Restaurants. Aber die Zeit verstrich, ohne daß das Mädchen
sich zeigte. Obwohl Ningmak sich hatte sagen müssen, daß
sie so schnell auf keinen Fall hätte reagieren können, war
er enttäuscht und verbrachte in seinem Buschversteck eine höchst
unruhige Nacht.
Am nächsten Morgen hatte er eigentlich keine Mahlzeit zu sich
nehmen wollen, um seine Finanzreserven nicht vorzeitig zu erschöpfen.
Aber gegen Sonnenaufgang erwachte er aus unruhigem Schlummer mit
einem derart barbarischen Heißhunger, daß er alle guten
Vorsätze vergaß und sich eine doppelte Portion des
geschmacklosen Breis einverleibte, zu einem Preis von sieben Matteks.
Es blieben ihm jetzt nur noch zwei Mattek-Marken. Dafür bekam er
bestenfalls eine Kante Syntho-Brot, aber nicht mehr. Leiranu mußte
heute oder morgen erscheinen, sonst war er verloren.
An diesem Abend kam sie ebenfalls nicht. Ningmak schlief tief und
erschöpft, den Schlaf des Halbverhungerten. Am nächsten
Morgen stand er schon vor Sonnenaufgang vor dem Restaurant; aber als
die Zeit kam, da sich seine Pforten öffnen sollten, geschah
nichts. Ningmak wartete voller Verzweiflung eine halbe Stunde. Als
das Restaurant immer noch geschlossen blieb, suchte er eine andere
Gaststätte auf. Unterwegs fiel ihm auf, daß sich noch kein
einziger Besucher im Park befand, und als er feststellte, daß
auch das andere Restaurant nicht geöffnet hatte, da wußte
er, daß etwas Entscheidendes geschehen sein mußte. Er war
neugierig, aber die Neugierde hatte keine Gelegenheit, sich zu
entfalten, da er vor lauter Hunger nicht mehr klar denken konnte.
Halb von Sinnen streifte er durch die Wälder und hatte das
Glück, hier und da ein paar Beeren zu finden, die er hastig
abriß und sich mitsamt Blättern und Zweigen in den Mund
stopfte. Auf diese Weise gelang es ihm, den rebellierenden Magen
einigermaßen zu beruhigen. Er hockte sich an den Rand einer
kleinen Lichtung und dachte über seine Lage nach. So ganz
nebenbei bemerkte er, daß er über seiner Suche nach Beeren
den gesamten Vormittag verbracht hatte. Die Sonne stand nahe dem
Zenit. Aber der Park war noch immer leer und wie ausgestorben.
Er würde noch diesen Abend abwarten, nahm er sich vor, und
dann, wenn Leiranu auch heute nicht erschien, den Park verlassen.
Womöglich war es gar nicht mehr nötig, sich hier versteckt
zu halten. Irgend etwas hatte sich draußen getan. Die Welt war
vielleicht in Aufruhr. Er dachte an PSIKORs merkwürdige
Berichte, wonach vor einigen Tagen die Bevölkerung von Negmantok
um täglich dreißigtausend Seelen abzunehmen begonnen
hatte. Wer mochte wissen, was da draußen inzwischen geschehen
war!
Er verbrachte den Rest des Tages damit, weiterhin nach Beeren zu
suchen. Das gab ihm Beschäftigung, und gleichzeitig vertrieb es
wenigstens zeitweise das nagende Gefühl des Hungers. Gleichwohl
spürte Ningmak, wie ihn die Kräfte allmählich
verließen. Im Laufe dieser Nacht würde er sich etwas
Anständiges zu essen beschaffen müssen, und wenn er dazu
rauben oder stehlen mußte!
Ungeduldig wartete er den Sonnenuntergang ab. Während des
Tages, bei seiner Beerensuche, hatte er sich ziemlich weit von dem
Teil des Parks entfernt, in dem das Restaurant lag. Es war noch immer
geschlossen. Ningmak verzog sich hinter ein Gebüsch, von dem aus
er im Licht der Sterne den Haupteingang der Gaststätte im Auge
behalten konnte. Etwa eine halbe Stunde mochte er dort gekauert
haben, da hörte er plötzlich das Geräusch zögernder
Schritte. Vor lauter Aufregung begann Ningmak das Herz so stürmisch
zu klopfen, daß er meinte, man müsse es hundert Schritte
weit hören können. Am Rand des freien Platzes, Ningmaks
Versteck gegenüber, erschien eine schmächtige Gestalt. Sie
kam langsam heran, sich ständig umsehend,
als fürchte sie, beobachtet zu werden. Sie blieb vor der Tür
der Gaststätte stehen, und gegen den hellen Hintergrund konnte
Ningmak sie nun ziemlich deutlich sehen.
Kein Zweifel! Es war Leiranu! Er sprang aus seinem Versteck hervor
und lief mit ausgebreiteten Armen auf das Mädchen zu. Sie
erschrak zuerst, dann jedoch erkannte sie ihn trotz der ungepflegten
Kleidung, trotz des Bartes, der sich im Laufe der Tage auf seinem
Gesicht breitgemacht hatte, und kam ihm entgegen. Er preßte sie
an sich und strich ihr mit hastigen, fahrigen Bewegungen übers
Haar.
»Leiranu.«, stammelte er, »meine Leiranu.!«
Sie schluchzte.
»Die Welt ist in Aufruhr, Ningmak«, stieß sie
hervor. »Sie haben PSIKOR
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