PR TB 136 Die Sklaven Des Computer
erfahren, wie es um dich stand. Wir hörten, daß
Zaknor noch immer nicht aufgegeben hatte, nach dir zu suchen. obwohl
es überall im Lande brennt. Wir machten uns bereit. Und als
Zaknor dich einbrachte, schlugen wir zu.«
Ningmak schüttelte mit dem Kopf.
»Ich wollte«, sagte er langsam und nachdenklich, »ich
verstünde ein wenig mehr von den Zusammenhängen. Was geht
vor? Was kommt auf uns zu?«
»Eine strahlende Zukunft«, antwortete Kador mit
Nachdruck. »Die Tyrannei des Computers ist gebrochen. PSIKOR
wird uns niemals wieder als seine Sklaven betrachten. Die USO ist
unterwegs nach Negmantok. Unser Planet wird eine freie Welt werden,
unabhängig von den Machtkonfigurationen der Galaxis, und die
Menschen werden frei und glücklich sein.«
Ningmak verstand noch immer nichts.
»Und wer«, fragte er unsicher, »hat dieses
Wunder vollbracht?«
Da lachte Kador schallend, bog sich nach hinten und zeigte mit dem
Finger auf Ningmak.
»Du!« rief er.
Der Gleiter landete in einem tief eingeschnittenen Talkessel, der
rings von steil ansteigenden Bergwänden umgeben war und den
Ningmak nicht gesehen hatte, als er vor wenigen Tagen diese Gegend
überflog. Im Tal, zum Teil unter Bäumen versteckt, gab es
zahlreiche kleine Häuser, und an einer Stelle der Felswand
klaffte ein Spalt, aus dem Ningmak es metallisch hervorschimmern sah.
Unter der Menge, die das zurückkehrende Fahrzeug begrüßte,
war ein Mann, den Ningmak sofort als Fremden einschätzte. Er war
weitaus zierlicher gebaut als die Negmantoker, obwohl er unter Wesen
seiner Art als stämmig, wenn nicht sogar dick gelten mochte. Er
war mittleren Alters, trug einen Schnurrbart und hatte eine Glatze,
die ein dichter, dunkler Haarkranz umgab. Außerdem hatte er ein
dunkelbraunes Gerät im Mund, das er ab und zu mit der linken
Hand herausnahm, wobei er
dichte, blaugraue Wolken von sich gab. Ningmak hatte noch nie im
Leben eine Pfeife gesehen. Er starrte den Fremden an wie ein
Wundertier, was diesen jedoch nicht davon abhielt, auf ihn
zuzutreten, nach seiner Hand zu greifen und sie kräftig zu
schütteln.
»Ich bin Mark Richter, mein Junge«, sagte er
freundlich. »Was ich sonst noch bin, das sage ich nicht; es
könnte sonst zu diplomatischen Verwicklungen kommen. Auf jeden
Fall freue ich mich, dich gesund und munter zu sehen. Dich und das
Mädchen da, das soviel Sorge um dich hatte.«
Binnen zwei Stunden kehrten auch die übrigen drei Gleiter
zurück. Sie berichteten, daß von einer Verfolgung keine
Rede war. Die Bewahrer hatten zuviel mit anderen Problemen zu tun.
Außerdem fehlte ihnen der Befehlshaber.
Ningmak hatte bisher lediglich die Aufregung auf den Beinen
gehalten. Als sie nachließ, klappte er plötzlich zusammen.
Die Ungeborenen begriffen rasch, was seine Schwäche verursachte.
Sie begannen, ihn zu füttern, vorsichtig zunächst, damit
sein Magen Zeit hatte, sich an die neue Lage zu gewöhnen. Er
bekam eines der kleinen Wohnhäuser zugewiesen und wurde in ein
bequemes Bett gelegt. Nach der ersten, spärlichen Mahlzeit
schlief er lange und ausgiebig, erwachte mitten am hellichten Tag und
wurde von neuem gefüttert. Allmählich kehrten die Kräfte
seines Körpers zurück. Drei Tage lang duldete er es, als
Patient behandelt zu werden. Dann hielt es ihn nicht mehr auf seinem
Lager. In der Zwischenzeit war Kador, meist von Leiranu begleitet,
mehrmals bei ihm gewesen, und er hatte die Geschichte der Ungeborenen
erfahren.
Vor einigen hundert Jahren, so schien es, hatte es eine Frau
gegeben, eine vom hohen Rang der »Sonstigen«, die die
Unmenschlichkeit des Systems erkannt und beschlossen hatte, etwas
dagegen zu tun. Das war lange vor PSIKORs Zeit, aber selbst damals
schon gab es kleinere, weit über die Oberfläche von
Negmantok verteilte Computer, die dieselbe Funktion hatten wie später
der mächtige PSIKOR. Die Frau, ihr Name war nicht überliefert,
wußte von dem winzigen Kodegeber, den sie im Leibe trug. Sie
entfernte ihn und montierte ihn an einen Roboter, der so programmiert
war, daß er sich nur dort bewegte, wo auch die Frau sich hätte
bewegen dürfen. Auf diese Art und Weise verschaffte sie sich
vollkommene Bewegungsfreiheit. Kurze Zeit später liierte sie
sich mit einem Mann ebenfalls aus der erlauchten Kaste der Sonstigen.
Ihrer Intelligenz gelang es, diesen Mann im Laufe weniger Jahre zu
ihrer Ansicht über die Unmenschlichkeit des Systems zu bekehren.
Als sie ihr erstes Kind erwartete, ging sie nicht in eine der
staatlichen Kliniken, um
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