PR TB 137 Am Rand Des Universums
Festung hatte auch ihren Nachteil: es gab
einen toten Winkel.
Urabali nahm drei Steine aus seinem Beutel und richtete sich
langsam auf. Er achtete darauf, daß sein Körper in Deckung
blieb. Nur den Kopf schob er vorsichtig höher, bis er über
den Rand des Felsens sehen konnte. Darauf schien sein Gegner nur
gewartet zu haben. Ein weiterer Stein kam geflogen, verfehltejedoch
sein Ziel.
Natürlich war es völlig sinnlos für Urabali,
überhaupt nur den Versuch zu unternehmen, von dieser Stelle aus
seinen Gegner treffen zu wollen. Trotzdem schleuderte er einen Stein
in die Bastion hinauf. Er hoffte, daß der Häuptling - es
mußte der Häuptling sein - ihn dadurch unterschätzte.
Er sollte das Gefühl bekommen, der Überlegenere zu sein.
Etwa eine halbe Stunde später hatte Urabali nur noch drei
Steine. Der Häuptling hingegen mußte sich in seiner
kleinen Festung einen gehörigen Vorrat angelegt haben, denn er
warf fast ununterbrochen. Urabali konnte sich die Wurfgeschosse nicht
holen, ohne seine Deckung zu verlassen. Er überlegte, wie er den
Häuptling aus seiner Felsenfestung herauslocken konnte.
Er beschloß erst einmal festzustellen, ob es wirklich der
Häuptling war.
„Heraus, du Feigling! Kämpfe mit mir, wie es sich
gehört! Ich glaube fast, daß sich dort oben ein altes Weib
versteckt hat."
Eine Weile geschah nichts. Die Worte schienen den Häuptling
schockiert zu haben. Aber als Urabali den Kopf wieder über
seinen Felsbrocken hob, kamen gleich drei Steine auf einmal geflogen.
Nur mit Mühe wich er ihnen aus, aber nun hatte er genau gesehen,
woher sie kamen. Er schätzte die Entfernung ab. Drei Sprünge
würden ihn genau in den toten Winkel bringen. Wenn der Häuptling
ihm dann noch etwas anhaben wollte, mußte er aus seiner Deckung
kommen. Und Urabali hatte immerhin noch drei Steine. Und das Messer!
Die Wolken hatten sich verzogen und die Sonne schien. Das von den
Fällen auf das Plateau herübersprühende Wasser ließ
keine Hitze aufkommen. Urabali fühlte sich frisch. Er wartete
nur auf die Chance, seinem Gegner endlich offen gegenübertreten
zu können. Entschlossen spannte er die Beinmuskeln, und dann
raste er hinter seiner Deckung hervor, um unter den kleinen Hügel
zu gelangen, wo er sich in eine Mulde warf. Vorsichtig sah er nach
oben. Erfreut konnte er feststellen, daß seine Vermutung
richtig war. Über ihm waren nur die leicht überhängenden
Felsen der Bastion. Es mußte dem Häuptling unmöglich
sein, ihn von dort oben zu sehen. Aber noch während er seinen
nächsten Schritt überlegte, hörte er hinter sich
plötzlich ein Geräusch.
Er blieb liegen, drehte aber den Kopf. Was er sah, ließ das
Blut in seinen Adern stocken.
Zwei erwachsene Crols waren auf die Lichtung getreten.
Das Gesetz des Stammes befahl, daßjeder Dreibeiner dem
anderen helfen mußte, wenn dieser in Gefahr geriet. In diesem
Fall befand sich der Häuptling in der besseren Position. Es war
seine Pflicht, die Crols zu töten, ehe sie Urabali, der relativ
schutzlos unter der Felsenfestung lag, angriffen.
Aber nichts dergleichen geschah. Urabali hörte den Häuptling
rufen:
„Nicht ich werde dich töten, Urabali, sondern die
Crols! Ich werde zu den Höhlen zurückkehren und dem Stamm
sagen, daß du ein schlechter Jäger warst. Kämpfe
endlich, du Feigling!"
Urabali hatte durchaus nicht die Absicht, sich von den beiden
Crols umbringen zu lassen.
Seine drei Steine wurfbereit in den Händen, richtete er sich
ein wenig auf, um besser werfen und zielen zu können. Der
bevorstehende Angriff der Crols würde die Aufmerksamkeit des
Häuptlings auf sie lenken, und für einen Augenblick würde
er ihn, Urabali, vergessen. Das würde sein Verderben sein.
Wie erwartet, griffen die Bestien sofort an. Urabali hatte genug
Erfahrung im Umgang mit ihnen, um blitzschnell und überlegt
handeln zu können. Zwei Steine schleuderte er gleichzeitig,
während er den dritten als Reserve behielt. Der eine Crol brach
mit durchschlagener Schädeldecke tot zusammen, während der
andere nicht so gut getroffen wurde. Wutentbrannt stürzte er
sich auf den kleineren Gegner, wurde aber von dem dritten Stein
getroffen und fiel, wie vom Blitz gefällt.
Urabali verlor keine Sekunde. Der zweite Crol lag kaum, da huschte
er auch schon schräg den Abhang empor und erreichte die ersten
schützenden Felsbrocken. Er schlüpfte durch eine der Lücken
und sah den Häuptling, der hinter seiner Felsbarriere stand und
nach unten blickte. Er wandte Urabali den
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