PR TB 137 Am Rand Des Universums
der Häuptling
etwas gegen ihn im Schilde führte. Aber er kannte den genauen
Zeitpunkt nicht - und nun kam Panar, die Tochter Marutaras, und sagte
es ihm.
„Morgen, hast du gesagt? Morgen wird er mich also zum
Zweikampf fordern?"
„Vielleicht tut er es, vielleicht tut er es aber auch nicht.
Das weiß niemand. Sie wissen nur alle, daß er dich morgen
töten will."
Es war Urabali klar, daß der Häuptling irgendjemandem
seine Absicht verraten haben mußte. Aber wem? Sollte es unter
den Männern des Stammes noch einen geben, der seinen Tod
wünschte? Er hatte bisher nur Gutes für den Stamm getan,
und er wußte genau, daß er noch viel mehr für ihn
tun würde.
„Panar, gehjetzt zu deinem Vater zurück. Sage ihm, daß
ich niemals vergessen werde, was er für mich getan hat. Und ich
danke auch dir, Panar. Und wenn du zum Häuptling gehst, vergiß
nicht, daß du einen besseren Mann als ihn haben kannst."
„Ich werde nicht zum Häuptling gehen", sagte sie.
Sie nahm ihre Holzschüssel, stand auf und ging. Urabali sah
ihr nach, bis sie hinter dem Höhlenausgang verschwand. Er
bewunderte den Mut des Mädchens Panar, das ihn gewarnt hat,
obwohl sie damit ihr eigenes Leben in Gefahr brachte. Warum nur hatte
sie das getan?
Es waren noch andere außer ihm in der Höhle, aber sie
kümmerten sich nicht um ihn. Seine Nische lag im Hintergrund und
bildete zugleich den Abschluß. Von hier aus gab es keinen
Fluchtweg, aber die Nische ließ sich dafür gut
verteidigen. Das war auch der Grund, warum Urabali sie gewählt
hatte. Unter dem Reisig seines Lagers hatte er eine Menge faustgroßer
Steine versteckt. Damit hätte er einer richtigen Belagerung
standhalten können.
Als die Dämmerung anbrach, erhob er sich und ging hinaus. Es
hatte aufgehört zu regnen, aber es war naß und kühl.
Marutara kam gerade aus dem Wald. Er schleifte einige vertrocknete
Äste hinter sich her und watete durch den Fluß. Urabali
ging dem Alten entgegen und half ihm. Am Ufer angekommen, sagte er:
„Deine Tochter hat mich gewarnt. Sie ist von nun an in
großer Gefahr. Ich werde auf sie aufpassen."
„Du wirst genug damit zu tun haben, auf dich selbst
aufzupassen. Wenn der Häuptling dich zum Zweikampf fordern
würde, wie es das Gesetz vorschreibt, würdest du siegen.
Aber wenn er dich aus dem Hinterhalt ermordet, wird man deine Leiche
niemals finden. Du bist auf die Jagd gegangen und nicht mehr
zurückgekehrt. Und vielleicht verläßt der Häuptling
am morgigen Tag noch nicht einmal seine Höhle."
„Was willst du damit sagen?"
„Ich will damit sagen, daß es vielleicht einer der
Jäger für den Häuptling tun wird. Wer weiß, was
er ihm dafür versprochen hat. Vergiß nicht, daß er
heute Panar sehen wollte. Vielleicht will er sie gar nicht für
sich selbst haben."
Diese Andeutung war Grund genug für Urabali, erneut
nachzudenken. War es möglich, daß einer der Jäger ihn
töten würde, wenn er zur Belohnung Panar erhielt? Urabali
wußte, daß viele von ihnen die Tochter Marutaras zur Frau
haben wollten. Welcher also von ihnen war es?
Der alte Mann schien seine Gedanken erraten zu haben. Er sagte:
„Niemand kann deine Fragen beantworten. Du mußt den
morgigen Tag abwarten, und du mußt vorbereitet sein. Ob du in
der Höhle bist oder auf die Jagd gehst, der Mörder wird in
deiner Nähe sein. Achte darauf, wer dich begleiten möchte.
Und laß den Häuptling nicht aus den Augen! Ich könnte
Panar zum Häuptling schicken, wie er es verlangte, dann würden
wir vielleicht sehr bald wissen, wer es ist, dem sie zugesprochen
werden soll. Aber es könnte auch sein, daß er sie in
dieser Nacht für sich behalten will. Und das lasse ich nicht
zu."
„Panar wird nicht zu ihm gehen!" befahl Urabali. „Eines
Tages, wenn alles vorbei ist, wird sie in meiner Höhle wohnen
und mein Lager teilen. Und dann werde ich für dich sorgen,
Marutara. Du wirst nicht mehr betteln gehen."
„Du wirst Panar zur Frau nehmen?"
„Ja, das werde ich tun - wenn sie es will."
Der alte Mann sammelte sein Holz zusammen, um es zu den Höhlen
zu bringen. Zum Abschied sagte er:
„Wenn du mich heute in der Nacht brauchst - oder morgen -,
dann laß es mich wissen. Und -halte die Augen offen!"
Urabali riefhinter ihm her:
„Und du deine Ohren!"
Nun war es dunkel geworden. Urabali kehrte in seine Höhle
zurück. Er hatte noch etwas getrocknetes Fleisch, von dem er aß.
Morgen mußte er auf die Jagd gehen, wenn er keinen Hunger
leiden wollte. Er setzte sich auf sein
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