PR TB 137 Am Rand Des Universums
der
mitten zwischen den Jägern saß.
Langsam wurde es dunkel. Marutara war es, der endlich die
entscheidende Frage stellte:
„Der Häuptling ist tot, wir brauchen einen neuen
Häuptling. Ich schlage Urabali vor, denn ich wüßte
keinen besseren. Er hat uns gezeigt, wie wir Steine aus dem Felsen
brechen können. Er hat uns gelehrt, die Feuer niemals mehr
ausgehen zu lassen. Und er hat eine neue Waffe, mit der er den
Häuptling tötete, ohne einen Stein zu schleudern. Wenn er
Häuptling wird, werden wir diese neue Waffe eines Tages alle
besitzen. Und ich prophezeie euch, daß unser. Stamm niemals
einen besseren Häuptling haben wird, als es Urabali sein wird."
Die Mehrzahl der Männer bekundeten ihr Einverständnis,
indem sie mit ihren beiden äußeren Händen gegen die
dritte schlugen. Keron war es, der sich schließlich Gehör
verschaffte. Er rief:
„Marutara ist ein alter Mann, aber diesmal stimme ich ihm
zu. Urabali soll unser neuer Häuptling sein! Ichjedenfalls
gelobe ihm meine Treue."
Immer mehr Jäger wiederholten diesen Satz, der Einverständnis
und Treueschwur zugleich bedeutete. Zum Schluß gab es niemanden
mehr, der Urabali nicht zum Häuptling gewählt hätte.
Marutaras Frau kam aus der ehemaligen Höhle des alten
Häuptlings zurück. Sie berichtete, daß die Frauen sie
geräumt und sauber gemacht hatten. Die Lager waren vorbereitet.
Urabali nahm Panar bei der Hand.
„Jetzt bist du meine Frau, Panar. Marutara und deine Mutter
werden bei uns wohnen."
Sie folgte ihm in die Höhle, ohne sich umzudrehen.
Der alte Marutara legte noch einige Stücke Holz aufs Feuer,
daß es hell aufflackerte. Er nickte seiner Frau zu, die gerade
Wasser geholt hatte.
„Ich glaube, ich werde noch ein wenig hier sitzen bleiben.
Urabali und Panar wollen allein sein."
4.
Einige Tage später wählte Urabali drei besonders
kräftige Männer aus und machte sich mit ihnen auf den Weg
zu den Hügelnjenseits der großen Waldlichtung auf der
anderen Seite des Flusses. Jeder von ihnen trug drei Beutel am
Gürtel, einer von ihnen mit Wurfgeschossen, die beiden anderen
waren mit dem schwarzen Gestein angefüllt, das so lange und so
heiß brannte. Urabali hatte ihnen versprochen, daßjeder
von ihnen bald so ein Messer haben würde, wie er eines besaß.
Die übrigen sollten dann an die besten Jäger des Stammes
verteilt werden.
Sie waren so früh aufgebrochen und schnell gegangen, daß
sie gegen Mittag in der Ferne schon die Hügel erkennen konnten.
Dazwischen aber lag das Wasserloch, an dem sich ein halbes Dutzend
Crols tummelte. Die drei Jäger nahmen Steine aus ihren Beuteln
und bereiteten sich auf den Überfall vor, doch Urabali sagte:
„Ich kenne einen Pfad, der um das Wasserloch herumführt.
Die Crols werden uns nicht bemerken. Außerdem sind sie zu alt
und haben zähes Fleisch. Drüben bei den Hügeln haben
wir vielleicht mehr Glück."
Früher hätten die Männer vielleicht gemurrt,
aberjetzt war Urabali ihr Häuptling, also hörten sie auf
seinen Rat. Sie folgten ihm auf dem schmalen Pfad, der sie durch
hohes Gras führte. Die Crols konnten sie nicht sehen, und sie
konnten sie auch nicht wittern, denn der Wind kam vom Wasserloch her.
Kurz bevor sie die Hügel erreichten, erhielt Urabali
Gelegenheit, die Macht seines Messers zu demonstrieren. Rechts und
links des Weges ragten die ersten Felsen aus dem Gras empor.
Dazwischen standen verkrüppelte Bäume. Urabali, der voran
ging, blieb mit einem Ruck stehen, als die drei Jäger hinter ihm
plötzlich aufschrien. Blitzschnell drehte er sich um, während
seine Hand zum Griff des Messers fuhr.
Eine armdicke Schlange hatte sich von einem Baum auf den mittleren
Jäger herabfallen lassen. Der geschmeidige Körper wickelte
den sonst so beweglichen Dreibeiner vollends ein, bis er sich kaum
noch rühren konnte. Das alles geschah so schnell, daß
seine beiden Gefährten noch nicht einmal Zeit gefunden hatten,
zur Seite zu springen. Sie konnten ihm auch nicht helfen, denn wenn
sie Steine auf die Schlange schleuderten, würde dadurch
wahrscheinlich auch ihr Gefährte verletzt oder gar getötet.
Urabali brauchte nur drei Sekunden, um an der Unglücksstelle
zu sein. Mit einem sicheren Griff packte er den Hals der Schlange
dicht hinter ihrem Kopf, den er ihr dann blitzschnell mit dem Messer
abschnitt. Kraftlos entringelte sich der Körper der Schlange,
und der Jäger war wieder frei. Bis auf den Schreck und einige
Quetschungen war er noch einmal davongekommen. Dankbar nahm
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