PR TB 137 Am Rand Des Universums
den Fluß waten sah, die
Beute auf der Schulter, humpelte er in seine Höhle und holte die
Glut, um sie in den vorbereiteten Holzstoß zu werfen. Panar
hingegen kam auf ihn zugerannt und blieb vor ihm stehen, als er das
Ufer erreichte.
„Du lebst, Urabali! Du hast den Häuptling getötet?"
Urabali nickte.
„Ja, ich habe ihn getötet, als er im Hinterhalt auf
mich lauerte. Du brauchst keine Angst mehr vor ihm zu haben. Niemand
braucht mehr Angst vor ihm zu haben."
„Alle haben gehofft, daß der Häuptling nicht
zurückkehrt. Aber keiner durfte dir helfen."
„Ich weiß, Panar. Aber dein Vater und du - ihr habt
mir trotzdem geholfen. Wirst du heute abend mit mir kommen?"
Sie blickte ihn erstaunt an.
„Mit dir kommen? Wohin?"
„In meine Höhle, Panar. Ich möchte, daß du
immer bei mir bleibst. Und dein Vater und deine Mutter."
„Wenn du willst, werde ich mit dir kommen. Ich habe es mir
schon lange gewünscht. Meine Mutter wird sehr froh sein - ich
laufe gleich, um es ihr zu erzählen ..."
Urabali verstand nicht mehr, was sie sonst noch sagte, denn sie
rannte schon davon. Vom aufflackernden Feuer her rief Marutara:
„Bring das Fleisch, Urabali! Wir wollen feiern!"
Er schien schon alles zu wissen, ohne gefragt zu haben. Allein die
Tatsache, daß Urabali zurückgekehrt war, genügte ihm,
den Hergang der Geschehnisse zu erraten.
Urabali warf die Fleischstücke auf den flachen Felsen neben
dem Feuer. Er hockte sich nieder.
„Ich habe den Häuptling getötet. Wir brauchen
einen neuen Häuptling. Du bist der Älteste des Stammes, du
wirst die Männer heute zusammenrufen. Wir werden beraten, wer
Häuptling wird."
„Ich glaube, da gibt es nicht viel zu beraten. Du wirst
unser neuer Häuptling sein. Was wirst du mit seinen Frauen
machen?"
Urabali mußte über die Sorgen seines alten Freundes
lachen.
„Sie werden die Höhle säubern und sie dann
verlassen. Es gibt noch genug Jäger, die keine Frauen haben. Die
Höhle des Häuptlings gehört von nun an mir. Du, deine
Frau und Panar
werden dort mit mir wohnen. Ich werde Panar zur Frau nehmen."
Marutara nickte und schob die Fleischstücke auf einen Spieß,
den er dann über das Feuer legte. Er deutete hinüber zum
Waldrand.
„Die Jäger kehren zurück. Sie bringen keine Beute
mit und werden heute hungern müssen." Urabali stellte bei
sich fest, daß der alte Marutara an Selbstbewußtsein
gewonnen hatte.
Früher wäre es für ihn selbstverständlich
gewesen, sich vom Feuer zurückzuziehen und das Fleisch den
anderen zu überlassen. Aber nun war er der Freund und der
Schwiegervater des jungen Häuptlings, denn es konnte kein
Zweifel daran bestehen, daß Urabali der neue Häuptling
wurde. Einer der Jäger kam zum Feuer. Er betrachtete das von
Urabali mitgebrachte Fleisch, das schon braun wurde, und sagte:
„Der Häuptling wollte dich heute töten. Wo ist
er?"
Urabali kannte Keron als tapferen Mann, aber er hatte ihn nie
leiden mögen. Keron war geschickt im Werfen der Steine, die
immer ihr Ziel fanden.
„Der Häuptling ist tot, das solltest du wissen. Er
lockte mich in einen Hinterhalt, aber ich war schneller als er. Heute
werden wir einen neuen Häuptling wählen."
„Wir alle wußten, daß der Häuptling dich
heute töten wollte. Er sagte es seinen Weibern, damit wir es
erfuhren und dir verrieten. Aber wir haben es dir nicht verraten, um
dich nicht in die Falle zu locken. Trotzdem bist du ihm gefolgt -
aber du lebst. Ich glaube, daß du der neue Häuptling sein
wirst."
Urabali schob ein Stück Holz nach.
„Sage den anderen, daß sie heute abend zu meinem Feuer
kommen können. Marutara hat Fleisch und wird es ihnen geben.
Dann können wir beraten, wer Häuptling sein wird."
Keron ging grußlos davon.
Marutara sah ihm nach und meinte:
„Ich traue ihm nicht. Er wollte schon immer Häuptling
werden. Aber er war zu feige."
Urabali schüttelte den Kopf.
„Ich glaube nicht, daß er feige ist. Und ich glaube
auch nicht, daß er Häuptling werden will. Seine Frau ist
es, die die Frau eines Häuptlings sein möchte. Sie ist es,
vor der wir uns in acht nehmen müssen."
Als es dunkel wurde, kamen die ersten Jäger mit ihren Frauen
ans Feuer. Es war für Marutara und seine Frau ein ungewohntes
Zeremoniell, das Fleisch zu zerschneiden und an die Jäger zu
verteilen. Bisher war es stets umgekehrt gewesen, und er hatte nur
die kläglichen Reste bekommen. Panar half ihren Eltern, aber
immer wieder schweiften ihre Blicke ab und suchten Urabali,
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