PR TB 137 Am Rand Des Universums
erst dann
sicher fühlen können, wenn wir die gleichen Waffen besitzen
wie ihr."
„Das werdet ihr auch eines Tages - vielleicht. Zuerst muß
sich unsere Freundschaft bewähren. Geht und sagt das eurem
Häuptling."
Als die fremden Jäger gegangen waren, sagte Keron:
„Wir hätten sie töten sollen, Urabali. Wir werden
niemals mit ihnen in Freundschaft leben können. Sie werden über
uns herfallen, wann immer sich die Gelegenheit bietet."
Urabali schüttelte den Kopf.
„Wenn sie uns überfallen, haben sie mit dem Krieg
begonnen. Und wer einen Krieg beginnt, ist immer im Unrecht. Und nun
geh mit den anderen Holz sammeln, denn täglich sinkt die Sonne
tiefer. Der Winter wird bald beginnen, dann müssen wir
vorbereitet sein, Bringt einen jungen Crol mit. Wir wollen sein
Fleisch trocknen und für den Notfall aufbewahren."
An diesem Abend kehrten zwei der Jäger nicht zu den Höhlen
zurück. Sie waren von Steinen getötet worden. Man hatte
ihre Leichen im Wald gefunden, und ihre Speere und Messer fehlten.
Von den heimtückischen Mördern war keine Spur zu entdecken.
Wieder war es Keron, der den Häuptling beschimpfte:
„Ich habe es dirja gesagt, Urabali! Sie werden niemals einen
offenen Kampf wagen, aber sie werden uns töten, wann immer sich
die Gelegenheit bietet. Ich bin dafür, daß wir alle unsere
Waffen nehmen und ihr Dorf überfallen."
„Noch ist nicht bewiesen, daß es die Männer des
anderen Stammes waren, die unsere Jäger töteten. Es könnten
auch durchziehende Nomaden gewesen sein. Was wir benötigen, ist
ein Beweis. Finde ihn, Keron, dann stimme ich deinemVorschlag zu."
Keron nickte.
„Also gut, ich werde den Beweis finden. Aber dann darfst du
auch nicht länger zögern, uns das Zeichen des Krieges zu
geben."
Als er durch den Bach watete und im Wald verschwand, blickte ihm
Urabali nachdenklich hinterher.
War Keron wirklich tapferer, als sie alle glaubten?
Als er später mit Marutara, dessen Frau und Panar am Feuer
saß, meinte der alte Mann:
„Ich traue Keron nicht. Wie will er den Beweis für
etwas finden, das nicht zu beweisen ist?" „Vater hat
recht, Urabali. Es gibt viele tausend Steine, und sie sind alle
gleich. Wie will Keron wissen, woher die Steine stammen, die unsere
beiden Jäger getötet haben?"
Urabali lächelte bitter.
„Wenn Keron klug ist, dann sucht er nicht die Steine. Wenn
ich an seiner Stelle wäre, dann würde ich nach zwei Messern
und nach zwei Speeren suchen. Nur die Mörder können sie
besitzen."
Keron war etwa fünfhundert Meter gegangen, ehe er anhielt und
sich in einem Gebüsch versteckte. Fast eine Stunde lag er dort,
dann war er überzeugt, daß ihm niemand gefolgt war. Wenn
Urabali wirklich den fremden Stamm besiegte, so überlegte Keron,
würde seine Macht als Häuptling noch größer
werden, als sie esjetzt schon war. Vielleicht fiel er im Kampf, dann
würde Panar für ihn, Keron, wieder frei sein. Aber wenn
Urabali siegte und überlebte, war Panar für immer verloren.
Es mußte also einen anderen Weg geben, sie für sich zu
gewinnen.
Er hatte die begehrlichen Blicke der fremden Männer gesehen,
mit denen sie die neuen Waffen betrachtet hatten. Keiner von ihnen
wußte, wie man sie herstellte. Aber er, Keron, wußte es.
Wenn er zu dem fremden Stamm ging und das Geheimnis verriet, würde
sich das
Blatt bald zu seinen Gunsten wenden.
Er war weitergegangen und so mit seinen Wunschträumen
beschäftigt, daß er unversehens über einen Ast
stolperte und fiel. Das rettete ihm das Leben, denn haarscharf an
seinem Kopf vorbei flog ein Stein und prallte gegen einen Baumstamm.
Da es bereits dämmerte, konnte Keron seitwärts im Unterholz
verschwinden und sich verstecken. Er rührte sich nicht, um den
unbekannten Gegner nicht auf seine Spur zu locken. Ganz ruhig lag er
und lauschte in die Dämmerung.
Irgendwo knackten Zweige, aber die Geräusche kamen aus
verschiedenen Richtungen. Es hörte sich so an, als würden
die unbekannten Gegner sich anschleichen. Kerons Hand tastete nach
dem Messer. Was war, wenn sie einfach über ihn herfielen und ihn
töteten, ehe er ein Wort der Erklärung abgeben konnte? Es
war ein grober Fehler vom ihm gewesen, bei beginnender Nacht in das
Lager des Feindes schleichen zu wollen.
Als er sich vorsichtig aufrichtete, entdeckte er in geringer
Entfernung einen dunklen Schatten, der sich auf ihn zu bewegte. Er
wartete, bis er nahe genug herangekommen war, dann sprang er und warf
sich auf den Gegner, der zu Boden stürzte. Mit den
Weitere Kostenlose Bücher