PR TB 140 Die Monddiebe
Mörder, der es vielleicht zum zweitenmal versucht.«
Er schnaufte.
»Ein Mörder - an Bord der VIRGO BETA! Eine Schande!«
Da krachten plötzlich überall im Schiff die
Rundruflautsprecher.
Eine rauhe Stimme sagte mit unverhohlenem Triumph:
»Hier spricht der Erste Offizier in Vertretung des Kapitäns.
Meine Damen und Herren Passagiere, ich darf Ihnen die erfreuliche
Mitteilung machen, daß die interstellare elektromagnetische
Störung, die unseren planmäßigen Weiterflug bisher
verhinderte, erloschen ist. Sobald wir die Daten für die nächste
Linearetappe errechnet und in den Autopiloten eingespeist haben,
setzen wir unseren Flug fort. Ich danke Ihnen im Namen der gesamten
Crew für das Verständnis, das Sie für unseren
Aufenthalt aufgebracht haben. Ende.«
Vymur Alsaya und der Kapitän blickten sich an, beide
überrascht und erleichtert zugleich.
»Ich muß in die Zentrale«, sagte Everett Broda.
Vymur nickte.
»Das ist logisch. Ich denke, Sie können die
Untersuchung ruhig Mr. Jasinger überlassen, Kapitän.«
»Ich danke für Ihr Verständnis, Mr. Alsaya«,
erwiderte Broda. »Allerdings werde ich mich so bald wie möglich
in die Untersuchungen einschalten.«
Er wandte sich um und schwang sich in den nächsten
Antigravlift.
Während Haspitch Jasinger Vymurs Aussage auf ein Recorderband
aufnahm, beseitigten Roboter ihren »toten« Kollegen und
führten die notwendigen Reparaturen durch. Alles ging sehr
schnell, und als Vymur seine Aussage beendet hatte, zeugte nur noch
ein etwas dunklerer Fleck Metallplastik in der Wand davon, daß
sich hier vor kurzem etwas Ungewöhnliches zugetragen hatte.
Nachdem auch Jasinger gegangen war, zog sich Vymur Alsaya in seine
Kabine zurück, tastete sich an der kleinen Versorgungsbar einen
doppelten Kognak, zündete sich eine Zigarette an und setzte sich
in einen der bequemen Schalensessel, um die Lage in Ruhe zu
überdenken.
Die Frage, um die sich alles drehte, war natürlich die Frage
nach dem Motiv, das jemanden bewogen hatte, einen Mordanschlag auf
ihn zu planen.
Vymur überlegte, ob er irgendwelche Feinde hatte, die ihn
stark genug haßten, um ihn nicht nur den Tod zu wünschen,
sondern sogar alles taten, um ihn herbeizuführen.
Er mußte die Frage verneinen und konzentrierte sich darauf,
ein anderes Motiv zu finden.
Oklos Shuban?
Vymur Alsaya nahm einen Schluck Kognak, wälzte das Getränk
in seinem Mund, bevor er es schluckte, und zog genießerisch an
seiner Zigarette.
Oklos Shuban war zweifellos verärgert, wenn nicht gar wütend
gewesen, als Vymur sein Interesse an dem mondgroßen
Materiebrocken entdeckte.
Doch reichte das als Motiv für einen Mordanschlag aus?
Vymur bezweifelte es.
Er traute Shuban zu, daß er versuchte, ihn an einer weiteren
Beobachtung des toten Himmelskörpers zu hindern, beispielsweise,
indem er das Elektronenteleskop des Bordobservatoriums unbrauchbar
machte. Aber Oklos Shuban hätte schon einen geistigen Defekt
haben müssen, wenn er eine so krasse und irreparable Handlung
wie einen Mord plante, nur um einen möglichen Konkurrenten
auszuschalten. So wichtig konnte die Entdeckung jenes Himmelskörpers
auch wieder nicht sein.
Ganz abgesehen davon, daß er inzwischen verschwunden war,
was Shuban allerdings noch nicht zu wissen brauchte.
Und Saphira Codalska?
Vymur Alsaya schüttelte den Kopf.
Hinsichtlich des Administrators des Moorhoeven-Systems fiel ihm
überhaupt kein Motiv ein, das einen Mordanschlag rechtfertigen
würde. Er hatte Saphiras Bekanntschaft erst an Bord der VIRGO
BETA gemacht, und es gab auf beiden Seiten keine Interessen, die
miteinander kollidierten.
Verschmähte Liebe?
Vymur lachte kurz auf bei dem Gedanken, Saphira Codalska könnte
seine Ermordung geplant haben, weil er sie in ihrer Kabine
zurückgewiesen hatte. Sie besaß seiner Meinung nach viel
zu viel Format, um derart unreif zu reagieren. Ganz abgesehen davon,
daß es keine endgültige Zurückweisung gewesen war.
Aber da blieb noch die unbestreitbare Tatsache, daß es ihr
RobotButler gewesen war, der den Mordanschlag verübt hatte.
Vymur beschloß, den Dingen auf den Grund zu gehen und
entschied, die beste Methode dafür sei die, mit Saphira Codalska
selbst zu sprechen.
Vymur Alsaya schaltete seinen Interkom ein und erbat von der
Robotvermittlung eine Verbindung mit dem Interkom in Saphiras Kabine.
Die Vermittlung ließ ihn fast zwei Minuten warten, bevor sie
ihm
mitteilte, daß sich in Saphira Codalskas Kabine niemand
meldete.
Vymur
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