PR TB 147 Flucht Der Androiden
Macht
und Leidenschaften, Erfindergeist und Zügellosigkeit, Jagd und
Nachdenklichkeit. alle möglichen Eigenschaften angedeutet.
Am meisten beeindruckten mich zwei Bezirke.
Einer mußte der Raum Tashils sein, des mächtigsten der
fremden Götter. Metall und Leder, Stein und wuchtige Holzteile
vereinigten sich zu einer kraftvollen Synthese aus brutaler Macht.
Überall waren die Symbole der Macht und des Todes verewigt:
Blitze, Waffen, Tote auf den Zeichnungen, Zwang und Gefangene. ich
brauchte nicht lange, um zu begreifen. Tashil also. Der Fürst
der Androiden.
Der andere Bezirk war ebenso ohne Zweifel derjenige Alyeshkas. Die
Göttin wurde erwartet, und die Räume wurden geschmückt
und ausgerüstet. Krüge, Decken, Blumen und Essen waren zu
sehen, Geschirre und die Spuren von arbeitenden Sklaven, die sich
jetzt beim Essen befanden. Ich hielt an, überlegte eine Weile
und handelte dann sofort.
Wenn Alyeshka am Abend oder in der Nacht kam, brauchte ich nicht
mehr lange zu warten.
Ich huschte zurück in den Bezirk, der Tashil geweiht war, und
dort verbarg ich mich in dem kleinen Zimmer inmitten der
Folterwerkzeuge, der Waffen und Fellen. Mitten in der Nacht weckte
mich mein Extrasinn aus einem ruhigen Schlaf.
Metallene Felgen mahlten auf den Steinen. Hufgetrappel war zu
hören, die Peitsche krachte. Das Schreien der geschundenen
Zugtiere drang durch die Nacht. Ich erhob mich und schlich durch die
Dunkelheit zu einem raumhohen Fenster, um zu sehen, was draußen
vor sich ging. Durch die Bäume blendete Lichtschein. Ich
blinzelte, und dann erkannte ich eine doppelte Reihe von Sklaven und
Sklavinnen, die neben und vor den Skulpturen standen. Das Gefährt
mit den vier schweißüberströmten und aus den Mäulern
schäumenden Zugtieren donnerte aus dem Wald hervor und auf den
Palast zu. Einige Diener fielen den Tieren in die Zügel. Eine
dunkle, weiche Stimme sagte im Befehlston:
»Bringt mich in meine Räume. Ist alles bereit?«
»Alles ist bereit, Göttin.«
Ich nickte und schob mich zur Seite, um besser und mehr sehen zu
können. Alyeshka wurde aus dem Wagenkorb gehoben und bewegte
sich hoheitsvoll über eine Treppe aus Armen und Rücken, die
von den Sklaven gebildet wurde, zu Boden. In der Hand hielt sie eine
dünne, lange Gerte. Die Fackelträger veränderten eilig
ihre Stellung und bildeten eine Kette bis zu dem Eingang in diesen
Teil des Palasts, keine fünf Mannslängen von mir entfernt.
Ich hielt den Atem an.
Die Frau ähnelte in gewisser Weise den Eingeborenen, aber sie
war schlanker, ihre Gestalt war ausgeprägter, und es waren ihre
Bewegungen, die einen unverkennbaren Eindruck von Fremdheit
hervorriefen. Das Haar war schulterlang und staubbedeckt. Die
Kleidung sah ähnlich aus wie die der vier Jägerinnen und
Jäger, die Adrar und ich beobachtet hatten. Langsam und
hoheitsvoll schritt die Göttin über den Pfad, die wenigen
Stufen hinauf und wartete, bis man ihr die Türen öffnete
und die Vorhänge zur Seite zog.
Sie war, trotz der Strapazen einer langen Reise in diesem
holpernden Gefährt, sehr schön. Eine kühle, fast
eiskalte Schönheit; der Ausdruck der physischen und psychischen
Arroganz war unverkennbar. Sie erregte mich nicht, ich zog die
blutvolle Natürlichkeit Adrars vor.
»Zuerst einen Schluck, dann ein Bad. Ich brauche meine
Sklavinnen und Rhif«, sagte die Androidenfrau kühl.
»Schnell, oder es gibt die Peitsche.«
Hinter ihr und dem kleinen Gefolge schlossen sich die Türen,
die Vorhänge wehten wieder zurück. Jetzt hörte ich zu,
was weiter geschah. So oder ähnlich hatte ich es mir
vorgestellt.
Die Sklavinnen entkleideten die Frau. Hin und wieder hörte
ich ein Zischen, ein klatschendes Geräusch und einen
unterdrückten
Schmerzenslaut. Dann lief Wasser aus den Hähnen. Öle
oder Kräuterauszüge wurden in das Badewasser geschüttet.
Die Göttin schien sich für alles eine Menge Zeit zu lassen
und dirigierte die Sklavinnen mit kurzen Befehlen und der Peitsche.
Dann die Geräusche, mit denen das Essen aufgetragen wurde.
Einige Mädchen kamen mit einfachen Instrumenten, Flöten und
kleinen Trommeln. Sie sangen, während Alyeshka aß und
trank. Der Geruch nach den Essenzen zog zu mir herüber, und ich
wartete geduldig. Noch war meine Stunde nicht gekommen.
Die Geräusche wechselten. Rund um Alyeshkas Palastteil
herrschte Aufregung. Ununterbrochen hörte ich das Tappen und
Patschen nackter Füße, Geflüster, das Klirren von
Waffen oder Schalen, hin und wieder die Peitsche oder
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