PR TB 147 Flucht Der Androiden
einen scharfen
Befehl jenseits der Mauer. Ich wußte nicht genau, was ich von
allem zu halten hatte. Die weiblichen Androiden schienen ebenso
machthungrig zu sein wie die männlichen.
Wenn es stimmt, was du vermutest, sagte der Logiksektor, dann gibt
es nur eine Erklärung. Sie sind potentiell geblieben, aber
unfruchtbar. Das kann eine Erklärung für ihre Art sein.
Vielleicht war es so. Langsam wurde ich ungeduldig. Ein schneller
Blick zeigte mir, daß die Nacht bereits zur Hälfte vorbei
war. Die Geräusche nahmen ab, die Fackelträger zogen sich
zurück, und neben dem Eingang brannten noch zwei Schalen, in
denen Dochte in Öl schwammen. Ein Sklave trug eine dritte Schale
in den fremdartigen Park hinaus und stellte sie hinter die Steine.
Ein gelbes, flackerndes Licht machte aus dem Garten eine
Phantasielandschaft, die Landschaft eines anderen Planeten - aber ich
kannte Stellen von Larsaf III, die ähnlich aussahen.
Es wurde noch leiser draußen, die letzten Sklaven verließen
die Umgebung. Ich machte mich bereit. Jenseits der Mauer hörte
ich, wie Alyeshka einen jungen Sklaven zwang, sich von ihr verführen
zu lassen. Ich wartete noch eine Zeitlang, dann vergewisserte ich
mich, daß meine Waffen keine Geräusche verursachen würden.
Ich zog den langen Dolch aus dem Gürtel, zog unendlich langsam
den Vorhang zurück und öffnete die Tür in den
Innengarten. Meine Augen durchforschten das Dunkel. Ich sah das
flackernde Licht, aber nirgendwo konnte ich einen Wächter
entdecken. Ein$ merkwürdige Stimmung, jeder versteckte sich, es
gab keine Fröhlichkeit, keine Geräusche. Selbst ich spürte
die Niedergeschlagenheit, die über dem Hochplateau lag.
Ich lief auf Zehenspitzen fünf Mannslängen weit, dicht
an den Mauern und den weißgekalkten Bohlenwänden entlang.
Ich hörte die schweren Atemzüge des Jungen und die
leidenschaftlichen Laute Alyeshkas. Im halben Schatten des Eingangs
blieb ich stehen und verschmolz mit der Dunkelheit. Das Ende des
Bogens, der am Köcher festgeschnallt war,
schabte kurz gegen die Mauer. Ich erstarrte, aber niemand hatte
mich gehört.
Und wieder wartete ich.
Schließlich, nach einer kleinen Ewigkeit, hörte ich die
unbeteiligte Stimme der Frau.
»Geh jetzt. Ich werde dich noch oft rufen, ich bleibe eine
Weile.«
Die Stimme des Mannes Rhif war demütig und zeigte seine
Erschöpfung.
»Ja, Herrin.«
Wieder Geräusche. Fußschritte, die Tür, die
klirrenden Ringe des Vorhangs, die Frau kam aus dem Baderaum zurück,
leichtere Schritte, dann die Atemzüge eines Menschen, der
einzuschlafen begann. Ich griff an den Riegel der Tür und hob
ihn ganz vorsichtig hoch, drückte die Tür nach innen und
schloß sie wieder. Die Atemzüge aus dem nächsten Raum
wurden gleichmäßiger. Ich ging zum Vorhang, kam durch den
schmalen Gang, blickte in jeden Winkel hinein - keine Wachen. Von den
beiden Öllampen auf der Terrasse und dem verdeckten Licht im
Steinpark drang ein mildes, gelbes Licht in den Raum. Ich blieb
stehen und blickte in die Richtung des Bettes. Dort lag, mit einem
dünnen Gespinst zugedeckt, Alyeshka. Sie war allein. Ich hob die
Hand mit dem Dolch, vergewisserte mich noch einmal, ob ich allein
war, dann machte ich vier schnelle, weite Schritte und packte zu.
Meine linke Hand preßte sich auf den Mund der Frau.
Die Rechte setzte den Dolch genau auf den Kehlkopf und drückte
vorsichtig zu. Die spitze Klinge senkte sich in die weiche Haut, aber
ich stieß nicht zu. Drei Herzschläge später öffnete
Alyeshka die Augen und sah in mein Gesicht. Ich merkte, daß sie
mich nur undeutlich erkannte.
»Ich bin der Jäger!« sagte ich leise, aber
überbetont deutlich.
Sie sah mich an, ihr Körper neben mir schien zu Stein zu
erstarren. Ich lockerte weder meine Hand noch den Druck der Waffe und
sprach weiter.
»Ich weiß, wer ihr seid. Ich habe euch lange
beobachtet. Ich habe den Auftrag, euch zu töten. Wenn du
schreist, muß ich dich töten.«
Ich machte eine Pause und beobachtete ihre Augen. Sie waren hell,
vermutlich grün oder grau. Alyeshka nickte langsam und
vorsichtig.
»Kannst du mir etwas sagen, das mich davon abhält, alle
zwölf Androiden von Wanderer nacheinander zu töten?«
fragte ich. Die Spannung war fast unerträglich; ich rechnete
jeden Augenblick mit einem Angriff der Sklaven, herbeigerufen durch
ein geheimnisvolles Zeichen. Alyeshka begriff augenblicklich die
volle Tragweite der Frage.
Dann hob ich die Hand von den Lippen der Frau.
»Du scheinst entschlossen zu
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