PR TB 150 Der Letzte Kurier
kürzer
und die Räume kleiner. Mark hatte eine Routine entwickelt, die
es ihm ermöglichte, innerhalb weniger Minuten zu ermitteln, ob
ein Lagerraum das Gesuchte enthielt oder nicht.
Die Routine baute darauf auf, daß in den Lagerräumen
Ordnung herrschte. Als Mark schließlich in einen Raum gelangte,
der so aussah, als sei hier vor kurzem das Unterste zuoberst gekehrt
worden, stand er einen Augenblick ratlos. Er sah sich um und machte
eine Entdeckung.
Mitten in dem Durcheinander gewahrte er einen kastenförmigen
Gegenstand, dessen Umrisse ihm bekannt vorkamen. Er bahnte sich einen
Weg dahin und nahm den Kasten auf. Er war schwer. Als er ihn
herumdrehte, blickte ihm die vertraute Tastatur des siganesischen
Mikrorechners entgegen.
Ein wenig fassungslos starrte er seinen Fund an. Wie kam der
Rechner hierher? Mit seiner Vielfalt an Funktionen kam er einem der
üblichen Bordrechner an Leistung gleich. Warum hatte der
unbekannte Gegner auf dieses wertvolle Beutestück verzichtet?
War es übersehen worden? Wennja - wie war es dann in diesen
abgelegenen Lagerraum gekommen ... und wer hatte die Unordnung in
diesem Raum verursacht?
Der Strom seiner Gedanken wurde nachdrücklich gestört.
Plötzlich erlosch das Licht, und Mark Richter stand im Finstern.
Von irgendwo kamen Geräusche, leises Scharren, regelmäßig,
in kurzen Abständen. Wer bewegte sich dort? Mark verfluchte den
Leichtsinn, der ihn davon abgehalten hatte, eine Lampe mitzunehmen.
Was war geschehen? War das Kraftwerk ausgefallen? Warum sprang die
Notbeleuchtung nicht an?
Er setzte den Mikrorechner vorsichtig ab und versuchte zu
schätzen, wo der Ausgang war. Da aber hörte er das Scharren
ganz in der Nähe.
„Ist da wer?" rief er.
Ein halblauter Schrei antwortete. Die Stimme kam ihm bekannt vor.
Es rasselte und polterte in dem kleinen Lagerraum, als sichjemand
einen Weg durch die umherliegenden Teile bahnte. Mark sah einen
Schatten vor sich auftauchen. Eine Hand berührte tastend sein
Gesicht. Arme klammerten sich um ihn.
„Sarru?" fragte er erstaunt. „Was suchen Sie hier
unten?"
„Mein Gott... warum ist das Licht ausgegangen?" hörte
er ihre dunkle Stimme.
„Wahrscheinlich ein Versager im Kraftwerk", versuchte
er, sie zu beruhigen.
„Ich habe festgestellt", erklärte Sarru, „daß
die Unbekannten einen Teil der Beutestücke durch einen der
Ausgänge abgeschleppt haben. Den zweiten Bordrechner zum
Beispiel. Die Wände des Rechenraumes sind unbeschädigt.
Wahrscheinlich wurde die Anlage in Einzelteile zerlegt und
abtransportiert. Derkürzeste Weg führte durch die untere
Polschleuse. Ich wollte nach Spuren suchen ..."
Noch immer hielt sie Mark umklammert. Sie zitterte. Die letzten
Tage haben uns ziemlich mitgenommen, dachte Mark. Dann sah er das
Licht.
Es kam von irgendwo draußen auf dem Gang, bläulich,
unheimlich. Die Umrisse des Schottes standen deutlich gegen die
Finsternis abgezeichnet. Das Leuchten wurde heller. Sarru konnte es
nicht sehen.
Sie preßte das Gesicht gegen Marks Schulter. Aber sie
fühlte, daß da etwas war.
„Mark ... was geht hier vor?" stöhnte sie.
Er strich ihr beruhigend übers Haar. Mit einem Arm hielt er
sie umfaßt. Die freie Hand tastete nach der Waffe. Der Blick
war unverwandt auf die Schottöffnung gerichtet.
Später behauptete er oft und mit Nachdruck, er sei nicht
überrascht gewesen, die kugelförmige Gestalt der Göttin
Reenda schwebend im Oval des offenen Schottes auftauchen zu sehen.
Sein Unterbewußtsein mußte die Erscheinung vorweggenommen
haben. Es konnte gar nicht anders sein, als daß nach so vielen
rätselhaften und geheimnisvollen Ereignissen die zweite
Begegnung mit Pahus Göttin stattfand.
Das geisterhaft leuchtende Gebilde, etwa einen Meter hoch, glitt
in den Lagerraum herein. Der eigenartige Vorgang entsprach fast Zug
um Zug der Begegnung in Pahus Höhle. Die Kugel kam im Zentrum
des Raumes zum Stehen. Instinktiv wußte Mark, daß die
Leuchterscheinung nun zu sprechen beginnen werde. Aber wie sollte er
sie verstehen? Er trug den Translator nicht bei sich!
Da ertönte dieselbe dumpfe, hohle Stimme, die er in der Höhle
schon einmal gehört hatte, und sprach zu ihm aufTerranisch:
„Ihr seid an diese Welt gefesselt, Geschöpfe von Terra!
Es bleibt euch überlassen, ob ihr euer Leben auf die gewohnte
Weise zu Ende leben wollt oder ob ihr es vorzieht, in den Zustand
suspendierten Lebens einzutreten und euch wiedererwecken zu lassen.
wenn die Zeit reif ist. Viele vor euch haben
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