PR TB 150 Der Letzte Kurier
zweiten Weg erwählt. Wenn sie ihre Heimat wiedersehen,
werden ihnen an ihrem Leben nur ein paar Stunden fehlen."
Mark Richter zwang seine Gedanken zur Ruhe. Der Schock, die
leuchtende Gestalt Terranisch sprechen zu hören, war fast
übermächtig. Der Verstand wollte ihm durchgehen. Nur mit
äußerster Anstrengung gelang es, ihn in die Zügel zu
nehmen.
Die Kugel schwieg.
„Welche Bedingungen stellt die Göttin?" fragte
Mark.
„Keine. Die Entscheidung ist die eure. Sollte es unter euch
Vertreter verschiedener Volksgruppen geben, so hat sichje ein
weibliches und ein männliches Exemplar der Göttin zur
Verfügung zu stellen, auf daß sie die Bedingungen
ermitteln kann, unter denen die Gewährung des suspendierten
Lebens an jeden von euch möglich ist. Gehört ihrjedoch alle
zum Volke der Terraner, so ist dies nicht nötig. Es handelt sich
auch nicht um eine Bedingung, sondern eine Vorsichtsmaßnahme,
die eurem Wohl dient." Abermals schwieg die Kugel.
„Bis wann müssen wir uns entscheiden?"
„Die Göttin wartet. Wenn ihr euch in vier Tagen, nach
der Zeit dieses Planeten gerechnet, noch in der Hülle des
Raumschiffs aufhaltet, dann gesteht euch die Göttin die Hülle
als Wohnstatt für die Zeit zu, die ihr noch auf diesem Planeten
zu leben habt. Verlaßt ihrjedoch die Hülle, alle, so
schließt die Göttin daraus, daß ihr euch für
das suspendierte Leben entschlossen habt. Weitere Weisungen werden
euch zugehen. Die Göttin weiß euch zu finden."
„Was ist aus unseren Freunden geworden?" fragte Mark
Richter hastig. „Den Leuten, die mit uns an Bord dieses
Schiffes waren? Wohin hat die Göttin sie gebracht?"
Da bekam er die Antwort zu hören, die ihm in Pa-hus Höhle
schon einmal zuteil geworden war: „Reenda gibt Befehle, sie
beantwortet keine Fragen!"
Die leuchtende Kugel geriet von neuem in Bewegung. Sie glitt in
Richtung des Schottes und verschwand im Gang. Ein paar Sekunden lang
standen Mark und Sarru ohne Bewegung. Plötzlich flammte die
Beleuchtung wieder auf. Sarru entzog sich Marks Umarmung.
Einen Atemzug lang vergaß er die Leuchtkugel mitsamt ihren
magischen Tricks und kostete den Nachgeschmack der Erregung, die
Sarrus körperliche Nähe verursacht hatte. Er lächelte
das Mädchen freundlich an. Sarru erwiderte das Lächeln,
aber in ihren großen, braunen Augen stand noch immer die
Furcht.
„Das Gespenst ist verschwunden, Sarru", beruhigte er
sie. „Und ich glaube, wir sind ein ganzes Stück weiter."
„Verschiedene Dinge sehen auf einmal ganz anders aus",
sagte Mark Richter mit Betonung. „Erstens haben wir einen der
drei Rechner wiedergefunden!"
Hormel Dalakka sah einigermaßen erstaunt zu ihm auf. Hormel
und Sarru saßen an einem Tisch im Kommandostand, Mark Richter
dagegen schritt auf und ab, während er seine neugewonnenen
Erkenntnisse darlegte.
„Das finden Sie bemerkenswert?" fragte Dalakka. „Und
von der Leuchterscheinung halten Sie überhaupt nichts?"
Mark winkte ab.
„Immer der Reihe nach! Ich fand den Mikrorechner, bevor die
leuchtende Kugel auf der Szene erschien."
„Und warum messen Sie ihm so große Bedeutung bei?"
„Überlegen Sie doch mal!" riet ihm Mark. „Wir
sind bisher von der Überlegung ausgegangen, daß uns
Triebwerke, Rechner und Hypox genommen worden seien, damit wir uns
nicht mehr von der Stelle rühren können. Das ergab Sinn,
das verstanden wir. Jetzt wird plötzlich festgestellt, daß
einer der Rechner noch vorhanden ist. Der Gegner hat offenbar
versucht, ihn abzutransportieren. Aber im letzten Augenblick hat er
darauf verzichtet. Warum wohl?"
„Er hat... er hat ihm nicht ins Konzept gepaßt!"
antwortete Sarru Nascimento eher spontan als aufgrund reiflicher
Überlegung.
Mark Richters Augen leuchteten eine Sekunde lang.
„Genau das, Sarru! Genau das! Unsere Überlegungen waren
falsch. Der Unbekannte nahm die Geräte nicht, weil er nicht
wollte, daß wir sie haben. Er nahm sie... weil er sie braucht!"
Dalakkas Gesicht war mißmutig und mißtrauisch
zugleich.
„Das ist eine ziemlich graue Theorie", meinte er.
„Sie erklärt, warum der Mikrorechner an Bord blieb",
hielt Mark Richter ihm vor. „Ein Rechner si
ganesischer Fertigung ist für den Unbekannten nicht
brauchbar. Deswegen ließ er ihn zurück. Wenn Sie eine
Hypothese haben, die diesen Umstand besser erklärt, dann lassen
Sie sie hören."
Dalakka schüttelte den Kopf.
„Ich habe keine."
„Gut. Nächstes Thema. Die Göttin erscheint zum
zweiten Mal. Sie spricht Terranisch. Sie
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