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PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

Titel: PR TB 156 Der Löwe Von Akkad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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zurückfuhren, tauchte ein
fürchterlicher Verdacht in mir auf. Er war so phantastisch, daß
ich mich bewußt weigerte, ihn weiterzuverfolgen. Es wurde Zeit,
daß wir uns auf das Gastmahl vorbereiteten.
    Das, was hier aufgetischt wurde, war nur ein verschwindend
geringer Bruchteil dessen, was Tanura und Sharrukin anhäufen
mußten, um einmal in der fertigen Stadt eine Klasse von
vollbeschäftigten Handwerker-Spezialisten zu ernähren und
ihnen, sowie der unproduktiven Garnison die Freiheit zur Ausübung
der Berufe zu garantieren. Metalle, Bauholz und Steine fehlten hier,
nicht Flußkiesel, die besaßen wir, auch Felsblöcke,
aus denen ich Paläste und Tempel bauen konnte. Unsere
Ziegelbrennöfen wurden mit allem beheizt, was wir fanden
-angefangen von Stroh, aufgehört bei Treibholz, das von einer
weit zurückliegenden Sintflut angeschwemmt worden war und von
uns aufgelesen wurde.
    Wir warfen einen Blick in das riesige Zelt. Ich schwieg verblüfft,
denn ich konnte mich nicht erinnern, jemals eine solche Fülle
von Gerichten, Weinen und Früchten auf einem Tisch gesehen zu
haben.
    Rhai-ghur und ich hatten die feinsten Stiefel, die prächtigsten
Gürtel und zwei tunikaähnliche Hemden angezogen, die gegen
den Prunk dieser Tafel dort hoffnungslos verblaßten.
    „Und um Encheduana zu gefallen, müßtest du dir
einen sekelschweren Ring durch die Nase ziehen, Freund Attalan-shar!"
bemerkte Rhai-ghur und schlug mir krachend auf die Schulter. Ich
rammte ihm den Ellbogen in die Rippen und schnappte zurück:
    „Deine Stielaugen verraten dich, Rhai! Du willst sie selbst
haben!"
    Er winkte ab. Er schien es ehrlich zu meinen. Schließlich
rückte er mit der Erklärung heraus:
    „Schon einer meiner zahlreichen Väter sagte immer:
,Wenn du nicht gerufen wirst, gehe nicht zu deinem Fürst.' Mir
ist die Verwandtschaft zu gefährlich. Ich bleibe lieber bei den
Sklavinnen, die weder lesen noch schreiben, dafür aber lieben
können. Eine Warnung, die ich loswerden mußte, Attalan."
    „Du hast recht. Aber das Leben ist voller Gefahren.
Encheduana ist eine der schönsten Gefahren der trockenen Monde
dieses Jahres."
    „Du weißt, wo ich bin, wenn du mich brauchst!"
schloß er. Wir ließen den Vorhang zurückfallen und
machten einen langsamen Spaziergang um das Zelt. Gestern hatte es
diese prächtige Konstruktion noch nicht gegeben. Aber Sharrukin
war mit großem Troß gekommen. Ich blieb unter einem
verkrüppelten Ölbaum stehen und wartete. Plötzlich
hörte ich durch das Lärmen in der Küche des Palasts,
das Hasten vieler Füße, das Klappern von Geschirr und das
Klingen schwerer Gläser einen Laut, der mich zusammenzucken
ließ.
    Der Sänger! zischte mein Extrasinn.
    Ich winkte Rhai-ghur, der sich mit der Spitze eines kleinen
Zierdolchs die Fingernägel säuberte. Er kam mit wachsamem
Gesichtsausdruck die vier Schritte näher und spähte am
Stamm vorbei. Dort, auf einem gelben Sandsteinbrocken, saß ein
grauhaariger Mann mit einem Schafspelz auf dem krummen Rücken.
Von hier aus waren nur die Spitzen eines Saiteninstruments zu sehen.
Wir gingen langsam und auf Zehenspitzen näher. Wieder ein
Akkord. Dann eine längere Tonfolge, auf und abschwellend.
Schließlich die Greisenstimme, die überraschend klar sang:
    „Zweimal sechzig Doppelstunden ist er gegangen, der Freund.
    Der Freund des Herrschers ging weit nach Norden, entlang des
Flusses der Flüsse!"
    Wieder erkannte ich die merkwürdige Reimform. Durch Betonen,
Hervorheben und eine schwingende Silbentrennung erhielten die freien
Zeilen einen präzisen Takt, durch die Musik unterstützt.
Ich hörte den zweiten Befehl von ES!
    „Entlang der Flüsse, strebt er, die Barbaren zu sehen,
die Wegelagerer. Die Wegelagerer, die den Handel schwächen und
das Wort zum Gelächter machen, das Wort des Königs.
    Und er wird dem Heer einen Weg bereiten, einen schnellen Weg, dem
Heer des Herrschers.
    Das Zinnland wird er befreien, die Stadt wächst, die
strahlende Stadt des mächtigen Herrschers ..."
    Rhai-ghur blickte mich schweigend an. Der Sänger war er nun
blind oder nicht? - stand auf und ging, die ersten Zeilen
verschränkend und die Bedeutung betonend, langsam in die
Richtung der Stadt. Als wir wieder hinsahen, war er verschwunden.
    „Ein neuer Befehl! Sorgfältige Planung zeichnet die
Wunder aus, Attalan-shar. Wir beide?"
    Ich zuckte die Schultern und wußte es selbst nicht.
    „Warten wir es ab, Freund!" sagte ich. Dann rief der
Kupfergong mit zwölf Schlägen zum Gastmahl. Die

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