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PR TB 159 Insel Der Ungeheuer

PR TB 159 Insel Der Ungeheuer

Titel: PR TB 159 Insel Der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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wollen sie hier?«
    »Herrschen. Und sich mit furchtbaren Heeren über das
Meer ausbreiten. Jedes Jahr einen Schritt mehr.«
    »Sie verkaufen und versklaven Menschen?«
    »Wenn wir sie nicht daran hindern, werden sie es zweifellos
tun.«
    Inzwischen wußten wir, daß die Bewohner der Insel eine
reichlich phantasievolle Religion besaßen. In jedem Felsen,
jedem Windstoß und in aller Materie wohnten namenlose Götter.
Jede Naturerscheinung wurde personifiziert. Ganze Ahnengeschlechter
von Götzen herrschten über die Welt. Ihr Kosmos war erfüllt
von Göttern, die sämtliche menschlichen Laster und
Leidenschaften zeigten. Aber die Phantasie war vorhanden. Wir hatten
uns lange mit Derione über alle diese Dinge unterhalten. Und
meine Bindung wurde von Tag zu Tag stärker. Natürlich
merkte sie es. Nach einer Weile, in der Meteoriten mit langen,
eisigen Flammenspuren über den Himmel rasten, fragte sie:
    »Du willst König über Kefti werden?«
    »Nur Fürst«, entgegnete ich. »Und nur für
kurze Zeit. Ich bin ein Wanderer. Ebenso wie Ranthys. Wen von uns
beiden liebst du?«
    Falsches Zögern oder Koketterie war ihr fremd. Sie wich aber
aus und meinte halblaut:
    »Ranthys ist mir wie ein. Bruder, den ich niemals hatte. Ich
wuchs in einem Frauenstamm auf. Du bist anders. Merkwürdig,
ruhig und von
    Zeit zu Zeit schnell wie der Blitz. Du mußt wissen, daß
ich Männer kenne, aber noch Jungfrau bin.«
    »Selbst Jungfrauen wissen, ob sie lieben oder nicht.«
    Sie hob den Kopf und sah mich ernsthaft an. Mit mädchenhafter
Geste schob sie das Haar über dem Ohr zurück. Am Handgelenk
glänzte der Bronzereifen, dessen Aufblitzen mich am Strand auf
ihre Spur gebracht hatte.
    »Du mußt mir Zeit lassen. Ich muß dich erst
kennenlernen«, sagte Derione. »Du bist ein mächtiger
Fürst, von Geheimnissen umgeben wie von schillernden Fliegen.
Ich bin nur eine dumme Jägerin.«
    »Ich lasse dir Zeit, gewiß. Aber ich muß dir
sagen, daß ich seit langer Zeit kein schöneres Mädchen
gesehen habe als dich.«
    Sie war verwirrt und zeigte es auch. Ein Stamm aus lauter Frauen?
Also entwickelten sich sogar schon matriarchalische Gesellschaften
unter jenen sechsmal hunderttausend Inselbewohnern. Erstaunlich. Die
Insel war tatsächlich ein Schmelztiegel! Ich war überzeugt,
daß ich eine Menge kultureller Einflüsse aus dem Land
Akkade, anderen Ufern des Binnenmeeres und Ägypten hier finden
würde. Ich lehnte mich an den Fels, trank einen Schluck
gemischten Wein und flüsterte:
    »Du wirst lange allein sein. Wir kommen als Sieger zurück
oder gar nicht mehr.«
    »Sie alle in Knossos und in Katsambas, dem Hafen der Stadt,
sind nicht unsterblich. Nicht einmal H'arpeji.«
    »Auch wir sind sterblich. Wenn wir als Sieger zurückkommen,
werden wir uns lieben«, versprach ich leichthin. »Du und
ich.«
    »Mag schon sein.«
    Es war der erste Augenblick der Ruhe, seit ES uns geweckt hatte.
Ich fühlte eine drängende Masse einander widerstrebender
Gedanken und Empfindungen. Als Gefangener von ES, in einer Person
Verfolger und Henker, Kulturbringer und Kämpfer, ein Mann mit
vielen Talenten, in denen keinerlei Meisterschaft lag - außer
für die Barbaren des Planeten. Ein Mann, potentiell unsterblich
dank des Zellschwingungsaktivators, mit einem sehr hohen
Überlebenspotential, das immer wieder neu trainiert wurde. Nur
ein Freund half mir, das Unmögliche zu versuchen. Sollte ich
mich freuen, daß ich noch - oder wieder? - lebte und die Sterne
anblicken konnte, ein schönes junges Mädchen neben mir?
Oder sollte ich vergehen vor Ekel über diese Hilflosigkeit? ES
bewegte mich ebenso wie seine Spielfiguren. Und alles geschah unter
dem Vorsatz, die Hüter des Planeten zu sein. Es war immer
dasselbe, und immer etwas anderes. Schon heute fehlte mir fast jede
Erinnerung an Sharrukin, Akkade und Encheduana. Ich trank den Becher
leer und stellte ihn neben mich. Dann legte ich die Handflachen an
das Gesicht des Mädchens und sagte:
    »Wenn wir es nicht ganz ungeschickt anfangen, können
wir vielleicht
    sehr glücklich werden, Derione!«
    »Glück? Was ist das?« fragte sie.
    Wir ritten jetzt auf die Straße hinaus, die vom südlichen
Teil Keftis zur Stadt führte. Acht Reiter auf braunen Pferden,
mit fast identischen Waffen und gleichartiger Ausrüstung. Wir
hatten uns entschlossen, nur so viel Nahrungsmittel in die
Felltaschen zu packen, wie es Besucher tun würden, die von einem
fremden Ufer kamen und ihren Weg von Unterkunft zu Unterkunft
genommen

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