PR TB 161 Die Einsame Sternenstadt
naheliegende Vermutung auf.
»Diese Maschine ist mit deiner Gruppe in der Stadt
angekommen!«
Mauernase bestätigte das durch eine nickende Bewegung mit
seinem köpf ähnlichen Auswuchs.
Dann sagte er: »Denken Sie bitte nicht, daß ich meine
neue Stellung gleich zur Erlangung besonderer Rechte ausnutzen
möchte, aber ich habe gehört, daß Sie auch die Mittel
für kulturelle Veranstaltungen genehmigen müssen.«
»Ja«, sagte Kodell gedehnt.
Mauernase senkte seine Stimme und verlieh ihr einen vertraulichen
Tonfall.
»Einigen neuen Bürgern ist daran gelegen, daß
eine Ausstellung zustande kommt.«
»Ich habe jetzt andere Sorgen!« versetzte Kodell und
winkte mit dem Schriftstück.
Eine Pseudohand griff nach seinem Arm und hielt ihn fest.
»Hören Sie, es ist wirklich wichtig.«
Kodell fragte ärgerlich: »Von welcher Ausstellung
redest du?«
»Es handelt sich um ein Gemälde, das zum größten
Teil im Hyperraum vollendet wurde«, sagte Mauernase mit einem
verklärten Ausdruck in seinen hervorquellenden Augen.
»Ursprünglich sollte es auf einer Auktion versteigert
werden und es lagen auch schon hohe Angebote vor. Jetzt besteht die
Möglichkeit, es einem größeren Kreis von
Interessenten zu zeigen.«
Kodell zögerte.
»Dazu müßte ich das Bild vorher sehen.«
»Nun gut«, stimmte Mauernase zu. »Meine Freunde
und ich werden es bei Gelegenheit herbeischaffen.«
Nachdem er die Salbschale auf dem Sockel abgestellt hatte, wandte
sich Fletscherkolben an Oppositionsführer Dave Quarry und sagte:
»Das Schlimme ist, daß ich von meiner Grundeinstellung
her überhaupt kein Monarchist bin. Bestenfalls könnte man
mich als Mitläufer bezeichnen.«
Quarry war ein hagerer, düster dreinschauender Mann mit einem
knochigen Gesicht. Seine gefürchtete Beredsamkeit hatte ihn in
letzter Zeit oft im Stich gelassen.
Er war sich über seine Rolle in diesem System nicht völlig
im klaren.
Bisher hatte er als Einzelgänger seine Politik verfolgt, nun
war wie aus dem Nichts heraus dieser merkwürdige Anhänger
aufgetaucht, ein nichtmenschliches Wesen mit offenbar sehr
indifferenten Ansichten.
Quarry musterte Fletscherkolben und sagte abweisend: »Ich
brauche überzeugte Anhänger. Warum bist du überhaupt
zu mir gekommen?«
»Der Bürgermeister hat mich geschickt«,
antwortete Fletscherkolben zerknirscht.
Quarry riß die Augen auf.
»Du hast ihn gesehen und gesprochen?«
Fletscherkolben verneinte.
»Manchmal frage ich mich, warum ich überhaupt hier
bin«, sagte Quarry nachdenklich. »Irgend etwas stimmt
hier nicht. Kannst du dir vorstellen, daß es mir schwerfällt,
mich an meine Vergangenheit zu erinnern?«
»Ja, denn mir ergeht es genauso!«
Quarry rieb sich die Schläfen, bis es schmerzte.
»Früher habe ich etwas anderes getan. Monarchie und
parlamentarische Demokratie waren Dinge, die mich kaum interessiert
haben.« Seine Blicke wanderten durch den üppig
ausgestatteten Raum und blieben schließlich an einer mit
Edelsteinen besetzten Vitrine hängen. Dort lagen die
Kronjuwelen.
»Kannst du dir vorstellen, daß ich jemals König
werde?« fragte er das Plasmawesen.
»Ich will nicht unhöflich sein«, gab
Fletscherkolben zurück, »aber die Chancen stehen nicht
besonders gut.«
Quarry stieß einen Fluch aus, der vermuten ließ, daß
er sich in seinem bisherigen Leben nicht ausschließlich mit
Adeligen abgegeben hatte.
»Ich will nicht mein ganzes Leben als Alibi-Monarchist
zubringen«, ei eiferte er sich. »Nötigenfalls machen
wir eine Revolution.«
»Revolution?« Fletscherkolben japste. »Nur wir
beide? Wie stellen Sie sich das vor? Wir sind hoffnungslos
unterlegen!«
Quarry begab sich zur Vitrine, öffnete sie und nahm die Krone
heraus. Er drehte sie ein paarmal in den Händen, dann setzte er
sie auf den Kopf.
»Wie sehe ich aus?« erkundigte er sich.
»Nicht sehr eindrucksvoll«, bekannte Fletscherkolben.
Quarry seufzte. Wenn alles, was er jetzt erlebte, ein Traum war,
dann war es ein sehr realistischer und langanhaltender Traum.
Was war nur mit ihm geschehen?
Das gesamte Leben in seiner Umgebung spielte sich wie hinter einem
halbdurchsichtigen Vorhang ab. Quarry hatte jedoch festgestellt, daß
er diese seltsame Realität immer mehr anerkannte. Die Minuten,
in denen er in seiner Erinnerung nachforschte, wurden immer seltener.
In diesem Augenblick geschah etwas sehr Seltsames. Durch die
halboffene Tür schwebten ein paar kristalline Körner
herein. Sie glitten auf Quarry zu, kreisten
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