PR TB 161 Die Einsame Sternenstadt
die Stadt ablehnten
oder weil sie durch bestimmte kosmische Ereignisse daran gehindert
worden waren.
So war die Besiedelung der Stadt immer mehr oder weniger dem
Zufall überlassen gewesen. Die Stadt hatte alle Besucher
bereitwillig aufgenommen und ihnen alles zur Verfügung gestellt,
was sie besaß. Bald hatte sie feststellen müssen, daß
nicht alle Bürger, die der Zufall in ihr Inneres führte,
ihrer würdig waren.
Epochen, in denen Eroberer und Piraten in der Stadt gelebt hatten,
waren nicht selten gewesen. Glücksritter und Nomaden hatten sich
mit Schiffbrüchigen und Kolonisten abgewechselt, aber nicht eine
Gruppe war lange genug beblieben, daß man davon hätte
sprechen können, die Integration zwischen Stadt und Bürger
sei vollkommen gewesen.
Die Stadt wurde geplündert, gebrandschatzt, zerstört und
immer wieder mißbraucht. Niemand sah in ihr das, was sie
wirklich war. Alle Bewohner, wer immer sie waren, hatten nur ihre
eigenen Probleme im Sinn. Die Stadt wurde von ihnen rücksichtslos
ausgebeutet.
Eines Tages, nach dem Ende einer solchen Epoche, sah es danach
aus, als würde sich die Stadt nicht mehr erholen, als hätte
sie sich selbst aufgegeben.
Rauchschwaden zogen über die Trümmerfelder dahin und
aasfressende Vögel kreisten am Himmel.
Die stumme Klage der Stadt verhallte ungehört.
Eine lange Zeit der Stille begann.
Niemand kam, um die Stadt zu besuchen oder gar in ihren Trümmern
zu wohnen.
Trotzdem war die Stadt noch nicht am Ende.
Irgendwann begann sie alles, was ihr noch verblieben war, an einem
zentralen Platz wieder aufzurichten. Nicht, daß sie gehofft
hätte, jene, für die man sie erbaut hatte, könnten nun
doch noch auftauchen.
Die Stadt erneuerte sich aus sich selbst heraus.
Sie war jedoch nicht mehr bereit, jedem Einlaß zu gewähren,
der danach begehrte. Die lange Serie ihrer Niederlagen hatten die
Stadt vorsichtig gemacht.
So entschloß sie sich, unter jenen, die in ihr leben
wollten, auszuwählen.
Eine Zeitlang ging alles gut.
Die Stadt blühte auf, als ein Volk von gutmütigen
Händlern sich in
ihren Mauern niederließ. Aus allen Gebieten der Galaxis
kamen Kaufleute, um in der Stadt Geschäfte zu machen. Der Ruf
der Stadt drang in die entferntesten Sternenreiche.
Es schien, als sollte diese glückliche Epoche in alle
Ewigkeit andauern.
Die Händler jedoch, berauscht von ihren Erfolgen, bauten
Stützpunkte auf anderen Welten, um ihre Handelsgebiete
auszudehnen.
Das Glück jedoch, das sie bei ihren Geschäften in der
Stadt begünstigt hatte, verließ sie an allen anderen
Orten.
Schließlich verloren die Händler alles und flohen, von
Scham überwältigt, aus der Stadt. Aber niemand machte die
Händler verantwortlich, sondern alle redeten davon, daß es
die Umgebung war, die ihnen Unglück gebracht hatte.
Der Ruhm der Stadt verblaßte unglaublich schnell, und die
Legenden, die sich um sie rankten, wurden bald vergessen.
Die Stadt begriff, daß ihr die Methode der Auswahl im Grunde
genommen genausowenig Erfolg verhieß wie ihre frühere
völlige Passivität.
Eine Krise, schlimmer als jene nach der fast totalen Zerstörung
erschütterte die Stadt.
Vielleicht konnte sie wirklich nur für jene da sein, die
niemals gekommen waren.
Die Stadt verharrte in völliger Apathie, so daß es
eigentlich ein Wunder war, daß sie von gelegentlich
vorbeikommenden Fremden nicht vollständig vernichtet wurde.
Als die Stadt sich aus ihrem schlaf ähnlichen Zustand wieder
erhob und sich abermals verkleinerte, ging sie von völlig neuen
Voraussetzungen aus.
Jene, die sie geduldet hatte, waren Barbaren gewesen und hatten
sie mißbraucht und geschändet. Aber auch die Auserwählten
hatten sich schließlich als unwürdig erwiesen, in ihren
Mauern zu leben.
Die Stadt besaß nur noch eine Möglichkeit, wenn sie
überleben wollte. Sie mußte sich Bewohner einfangen und zu
brauchbaren Bürgern umformen.
Natürlich durfte die Stadt nicht hoffen, jemals Wesen
hervorzubringen, die denen ähnlich waren, die ursprünglich
in ihr hatten leben sollen. Aber sie mußte dafür sorgen,
daß die Bürger, die sie für ihre Zwecke einsetzen
wollte, diesen Wesen im Verhaltensmuster sehr ähnlich wurden.
Der Zeitpunkt, an dem die Stadt den Entschluß faßte,
sich ihre eigenen Bürger heranzuziehen, ist ziemlich genau
bekannt.
Er lag etwa in der Mitte jener Frist, die zwischen der ersten und
der zweiten terranischen Expedition nach KITCHEN II verstrich.
6.
Die Summe der gesammelten Eindrücke ließ
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