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PR TB 162 Karawane Der Wunder

PR TB 162 Karawane Der Wunder

Titel: PR TB 162 Karawane Der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Alarmschrei
auszustoßen, der seine Männer in todeswütige Kämpfer
verwandeln würde. Dann erkannte er, was dort vor ihm im Gras
lag.
    Ein Kind. Zehn Herzschläge später sah er, daß es
ein verwildertes Mädchen mit verfilztem, schwarzem Haar war. Ihr
Rücken war von den mageren Schultern bis zu den dünnen
Oberschenkeln mit einem
    Muster von Striemen überzogen, von denen einige noch
bluteten.
    Der Hengst schlitterte fünf Pferdelängen weit auf den
Hinterfüßen dahin, und Rantiss war mit einem riesigen Satz
aus dem Sattel, noch ehe das Tier schnaubend stand. Das Kind schrie
leise auf und versuchte, vor ihm wegzukriechen. Rantiss kauerte sich
auf die Hacken nieder und blickte in ihre verängstigten Augen.
Leise und beruhigend, wie zu einem scheuenden oder kranken Pferd,
sprach er zu ihr. Sie verstand ihn nicht, aber der gleichmäßige
Tonfall beruhigte sie so weit, daß sie nicht mehr zu flüchten
versuchte.
    Auf keine seiner Fragen erhielt er eine Antwort.
    Schließlich lächelte er das Mädchen an, schob
seine Arme unter den zitternden Körper und hob Alaca hoch. Er
setzte sie mit unendlicher Behutsamkeit auf das Pferd und führte
es langsam zurück zu der kleinen Gruppe, die sich von der
größeren Masse abgesondert hatte und wartete.
    Dann sagte Rantiss kurz und mit einer kalten Stimme, die nur
wenige Männer gehört hatten:
    »Zwanzig von euch reiten zurück zur Siedlung. Jeder
schießt zwei Brandpfeile in die Dächer. Schlagt nieder,
wer sich euch entgegenstellt. Und kommt sofort zurück!«
    Einer der Männer stammelte verwirrt:
    »Rantiss! Sie haben uns Brot gegeben und Futter für
die.«
    Mit klirrender Schärfe in der Stimme fragte Rantiss leise
zurück:
    »Möchtest du mein Beil in den Schädel? Ich habe
befohlen, und ich möchte sofort große Flammen sehen.«
    Wortlos sprengten die Männer davon. Eine halbe Stunde später
brannten etwa zwanzig Hütten der Siedlung mit schwarzen, dicken
Qualmfahnen. Rantiss lenkte seinen Hengst mit den Knien. Das Mädchen
in seinem Arm, halb über seiner Schulter hängend, war vor
Erschöpfung eingeschlafen. Sie brauchten zehn Tage, bis sie mit
ihnen sprach, bis sie zum Essen gebracht wurde, bis sie nachts
schlafen konnte, ohne schreiend aufzufahren und zu wimmern. Niemals
erfuhr einer von ihnen, welche Tragödie stattgefunden hatte.
Noch zwei Monde, und Alaca würde weniger dürr sein, eine
glatte Haut haben, und schon jetzt ritt sie wie einer von ihnen.
Diese Erinnerungen waren bewußt und dauerten nur ganz kurze
Zeit, dann streckte Rantiss den Arm aus, und Alaca kuschelte sich an
seine Schulter.
    »Hast du genug gegessen, meine Prinzessin?« fragte er
leise. Fast jede Bewegung des Mädchens berührte ihn auf
seltsame Weise. Sie schlug mit ihrer winzigen Faust auf ihren kleinen
Bauch. Zweihundert Männer verwöhnten sie!
    »Ganz voll. Warum schaust du traurig, Rantiss?« Sie
hatte dieselbe Haarfarbe wie er; schwarz mit blauen Reflexen. Als er
sie anblickte, hingerissen und an sich selbst zweifelnd, streckte sie
ihm die Zunge
    heraus. »Müde?« brummte er.
    »Nur in den Beinen. Nicht im Kopf. Erzählst du mir von
der anderen Prinzessin?«
    Er hatte sich ein unbeholfenes Märchen zusammengereimt, das
von einem schönen und unglücklichen Mädchen handelte,
das durch die halbe Welt wanderte, um in einem fernen Land Königin
zu werden, in unvorstellbarer Pracht und Mächtigkeit, an der
Seite eines großen Mannes.
    »Ich bin müde«, protestierte er. »Morgen
werden wir nicht reiten. Du kannst uns helfen. Wir ruhen uns aus,
auch die Pferde. Geh dort hinüber, suche Skath und sage ihm, was
ich gesagt habe. Dann wird er dir eine viel längere Geschichte
erzählen.«
    Sie zog eine Grimasse. Vorsichtig wischte er einen Streifen
schwarzes Fett aus ihrem Gesicht. Sie sprang auf die Füße
und blieb vor ihm stehen.
    »Du bist faul, Rantiss! Du wirst niemals eine Prinzessin
bekommen, du Klotz!« rief sie und wirbelte davon.
    »Ich habe ja dich, Prinzessin!« rief er ihr nach, aber
sie hörte es nicht mehr und bewegte sich zwischen den Männern
hindurch, als sei sie im Sattel gezeugt und in einem solchen
nächtlichen Lager geboren worden. Rantiss blickte ihr nach. Er
vermochte sich über die Natur seiner Gefühle keine
Rechenschaft zu geben; er kannte keinen Namen für diese
Gedanken. Sie erreichte hundert Schritt weit entfernt den
Unterführer, deutete in Rantiss' Richtung, und als Skath eine
fragende Bewegung machte, nickte Rantiss. Dann schloß er die
Augen. Der Schlaf kam

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