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PR TB 162 Karawane Der Wunder

PR TB 162 Karawane Der Wunder

Titel: PR TB 162 Karawane Der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Ruhe lag über
der Karawane. Alle zwanzig Schritte ritt ein Bewaffneter. Seine
Aufgabe war, darauf zu achten, daß niemand zuviel Wasser trank.
Die Männer achteten unnachsichtig darauf, daß dieser
Befehl von mir eingehalten wurde. Wir besaßen noch mehr als die
Hälfte unseres Wasservorrates. Um die Vorräte zu strecken,
tranken die Menschen jeden Tropfen Milch, den Rinder, Ziegen,
Eselinnen und Schafe hergaben.
    »Weiter!« sagte ich. Sie wußten nicht, was ich
mit Rantiss ausgemacht hatte, und das war gut so. Nicht einmal
Nianchre und Asyrta wußten dies.
    Wir ritten an dem Kadaver und den Geiern vorbei. Jede überflüssige
Bewegung rief Bäche von Schweiß hervor, der augenblicklich
verdunstete.
    Hinter uns kam die Karawane.
    Die Ochsen zogen nur unwillig die Wagen. Die Peitschen waren
absolut sinnlos geworden. Hin und wieder legten sich die Tiere hin
und waren durch nichts zu bewegen, wieder aufzustehen. Unsere Spur,
noch immer durch Wegsteine mit Pfeilen und Zeichen markiert, war von
zusammengebrochenen Tieren gesäumt. Es ging nicht anders; wir
schnitten ihnen die besten Fleischstücke aus den Körpern
und ließen den Rest liegen. Rings um uns verschwammen die
Horizonte in der Unendlichkeit. Unerträgliche Hitze, solange
sich auch nur ein Bruchteil der Sonnenscheibe auf der Wüste
zeigte, eine winzige Dämmerung, dann setzte die eisige Kälte
ein, meistens von einem dünnen Wind begleitet, der wie ein
Messer in unsere Haut schnitt.
    Die Menschen bedeckten sich mit Körben und starren Häuten,
um wenigstens etwas Schatten zu haben. Eintönige Geräusche
der knirschenden Felgen, der knarrenden Verbindungen von Holz und
Leder, das schwerfällige Tappen der Ochsen. Nur die Esel schrien
laut, denn nichts konnte sie davon abhalten, zu jeder Stunde des
Tages zu schreien. Aber nicht einmal die Köter, die unseren Zug
begleiteten, bellten. Es war keine freiwillige Ruhe, sondern das
Schweigen des kommenden Todes. Und wieder brach ein Rind zusammen,
fiel mit schlagenden Läufen zur Seite und verendete mit
hervorquellender, blauer Zunge und verdrehten Augen.
    Die Hitze begann hundert Herzschläge nach Sonnenaufgang, und
am
    späten Nachmittag war sie nicht geringer. Selbst das Sprechen
strengte an.
    Jeder menschliche Teilnehmer erhielt zu Mittag vier Becher Wasser.
Es schmeckte warm, fade, abgestanden. Aber auf magische Weise
verwandelte es sich in leichten Wein oder sprudelndes Quellwasser, je
nach Vorstellungskraft.
    Die Tiere erhielten auch ihre Ration. In den Stunden nach dieser
Unterbrechung kam so etwas wie eine bizarre Kraft über Menschen
und Tiere. Die Ochsen reagierten plötzlich wieder auf die
Peitsche, die Wagen schwankten und knarrten weiter. Wir hinterließen
eine fast schnurgerade Linie.
    Bei jedem freiwilligen Aufenthalt wurde die Karawane leichter. Wir
setzten die Wegsteine, und die Wassergefäße leerten sich.
    Der Verstand begann sich zu verwirren.
    Wir sahen plötzlich ganz deutlich riesige Wasserflächen
vor uns, von denen sich Schwärme rosabauchiger Vögel
erhoben. Dann mußten die Bewaffneten ihre gemarterten Pferde
abermals überanstrengen, um die Menschen zurückzutreiben,
die auf diese Erscheinung losrannten und buchstäblich alles
andere vergaßen.
    Dann wieder tauchten aus der vernichtenden Glast der kochenden
Wüstenei grüne Erscheinungen wie Inseln auf. Uralte,
dichtbelaubte Bäume mit gewaltigen Kronen, schwarzen Schatten,
eine Verheißung von Kühle und Wasser. Dann stutzten selbst
wir an der Spitze des Zuges.
    Wir schleppten uns weiter. Diejenigen, deren Willen stark war,
brauchten bestenfalls die Nähe eines Freundes oder hin und
wieder ein aufmunterndes Wort, um nicht einfach aufzugeben. Unsere
Lippen waren trocken wie der Sand, über den wir ritten. Die
Stimmen rasselten und knarrten, weil die Drüsen keinen Speichel
mehr produzieren konnten, unsere Mundhöhlen füllten sich
mit Staub, der atzte und Schmerzen hervorrief. Er setzte sich überall
ab, und an jeder Stelle, wo Stoff oder Leder die Haut berührte,
bildeten sich im Laufe des Tages rote, entzündete Stellen.
    Unter dem Stoff und den Fellen schwitzten wir. Leder färbte
sich dunkel. Die Menschen fingen zu stinken an; es war ein
ungesunder, scharfer Geruch, der in unsere von Staub verstopften
Nasen drang. Trotzdem funktionierte bei bestimmt der Hälfte
aller Teilnehmer ein seltsamer innerer Mechanismus. Wir ritten
weiter, wir sahen nach Osten, wir tasteten uns sozusagen von einem
Kadaver zum nächsten. Über den gefallenen

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