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PR TB 162 Karawane Der Wunder

PR TB 162 Karawane Der Wunder

Titel: PR TB 162 Karawane Der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sich nahmen.
    Und dann schliefen wir ein, nachdem wir getrunken hatten. Ich fand
mich unter dem Standartenwagen wieder, auf einer Lage hastig
hingeworfener Felle liegend, die Arme um Asyrta geschlungen. Wir
waren zu erschöpft; wir hatten gerade unsere Gesichter flüchtig
gereinigt. Aber wir schliefen zu unserer Überraschung, weit über
die Dämmerung und den Sonnenaufgang hinaus.
    Du weißt genau, daß du jede Strapaze überstehen
kannst. Selbst wenn alle rund um dich sterben - dein
Überlebenspotential ist hoch, sagte beschwörend immer und
immer wieder der Extrasinn.
    Mittag des vierten Tages. Die Hitze verschlechterte sogar die
Funkbilder von Boreas so sehr, daß ich nicht erkannte, ob
unsere genauen Planungen aufgingen oder nicht. Kurzum, ich wußte
nicht, ob wir in fünfzig Stunden alle tot oder gerettet sein
würden. Ich fühlte mich wie ein Leichnam, der noch nicht
begriffen hatte, daß seine Zeit schon vorbei war. Eigentlich
durften wir alle nicht mehr leben.
    Rinder und Esel waren von der Hitze umgebracht worden. Wir
verteilten die zum Teil außerordentlich kostbaren Lasten auf
die Reservereitpferde und auf die überladenen Wagen.
    Die Karawane schlich weiterhin nach Osten.
    Sechs Wegesteine waren von uns gesetzt worden. Die Aufenthalte
benutzten wir dazu, auch unsere Toten zu verscharren. Die Menschen
schnitten den sterbenden Tieren die Halsschlagadern auf und tranken
das fast kochendheiße Blut. Ich schwor mir, nicht nachzugeben,
und wenn wir sie alle blutig schlagen mußten oder die Wagen
schließlich selbst zogen.
    Wir sahen vor unseren gequälten Augen nur Gelb, nichts
anderes als Gelb, das unter den Pfeilen des Sonnenlichts erschüttert
wurde und in Wellenlinien tanzte. Jetzt ritt ich mit der Ägypterin
allein an der Spitze der Karawane. Alle die Männer, die bisher
bei uns gewesen waren, ritten entlang des auseinandergezogenen Zuges.
Sie handhabten Speer und Peitsche, um die anderen nach Osten zu
treiben, um sie mit brutaler Gewalt vorwärts zu schlagen.
    Wir tranken unser letztes Wasser zwei oder drei Stunden nach dem
Augenblick des höchsten Sonnenstands.
    Jetzt würde es keinen Aufenthalt mehr geben - die Alternative
für die Schinderei war der Tod für alle Menschen und alle
Tiere und das endgültige Scheitern meiner Mission. Der letzte
Punkt berührte mich nicht sonderlich, als ich den Becher
leertrank und zurückgab. Aber das Scheitern nach all den Kämpfen
und Qualen, den immer wieder begonnenen Versuchen, uns trotz allem
aufzuraffen - das würde mich umbringen. Längst dachte ich
nicht mehr an ES und seinen Auftrag.
    »Atlan!« flüsterte undeutlich Asyrta neben mir.
    »Ja?«
    Für mich gab es nur noch eine einzige Hoffnung. Die Rettung
hing von einem anderen Menschen ab. Bisher hatte ich mich, wohl rund
sechs Jahrtausende lang, nur auf mich verlassen müssen. Zum
erstenmal hing mein eigenes Leben - und nur das war wirklich wichtig,
wie ES immer wieder betonte - von der Zuverlässigkeit eines
anderen Menschen ab.
    »Wann sind wir am Fluß?« fragte Asyrta. Sie war
besser und widerstandsfähiger als zehn gewöhnliche Männer,
aber jetzt war auch sie von Todesangst geschüttelt.
    »In sechsunddreißig Stunden«, erwiderte ich.
Dies war die exakte Wahrheit mit einigen Stunden Spielraum.
    »Werden wir sterben?«
    »Nein!« sagte ich und verbrauchte meinen letzten Rest
an eigener Überzeugung. Wir würden nicht sterben. Nicht
alle. Der Marsch war kein bewußtes Gehen oder Reiten mehr,
sondern Fortbewegung aller, die noch einen Muskel bewegen konnten, in
Trance oder Raserei. Spät am Nachmittag waren Asyrta und ich
kaum mehr fähig, im Sattel zu sitzen. Alle drei Stunden hatten
wir die Pferde gewechselt, die inzwischen auch einige Schalen voll
Milch getrunken hatten, weil es
    keinen Tropfen Wasser mehr gab.
    Ein gräßliches Jucken hatte mich überfallen, gegen
das auch der Zellaktivator nicht mehr half. Meine Achselhöhlen,
die Lenden und besonders die Füße, die in Stiefeln
steckten, fühlten sich an, als befänden sich Sandflöhe
und andere, noch exotischere Insekten unter der Haut. Noch niemals in
meinem Leben war der Zwang so groß gewesen, die Haut mit dem
Dolch aufzureißen: Aber wir mußten weiterreiten. Der
Versuch, das Jucken zu ignorieren, verbrauchte meine letzten Reserven
und war noch schlimmer als der Durst, unter dem wir litten, und der
Hunger, der harte, fühlbare Realität war, den wir aber
nicht recht spürten. Er war uns gleichgültig. Unsere Hirne
spielten immer wieder jene

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