PR TB 164 Die Höhlen Von Olymp
Behörden
der Überschweren, die hier wie überall die Verwaltung
übernommen hatten, zunächst festgenommen worden. Er hatte
seine traurige Geschichte erzählt: auf Hiawathein gestrandet,
jahrelang vergebens nach wertvollen Mineralien gesucht, schließlich
den Mut verloren und mit einem halbwracken Kleinstraumschiff
losgeflogen, bis der Betriebsstoff zu Ende ging.
Die Behörden schoben ihn ins Getto ab. Aber Sanssouq fand
Mittel und Wege, die Gettogrenzen zu überqueren, wann immer es
ihm beliebte. Er sah sich in der Stadt um und stellte Nachforschungen
an. Das war teuer. Denn er brauchte Vertrauensleute, die nicht nur
für ihre Dienste bezahlt werden wollten, sondern auch dafür,
daß sie ihn nicht an die Behörden verrieten.
Schließlich wurde er auf Nemspoka aufmerksam. Nemspoka war
einer der Zwischenhändler, die in regelmäßigen
Abständen die Route Salqira-Olymp flogen. Nemspoka war einer der
ersten, die dieses Geschäft aufgenommen hatten. Er machte in
jeder Woche mindestens zwei Fahrten. Es hieß, daß er
inzwischen ein riesiges Vermögen gescheffelt habe. Trotzdem flog
er noch immer die alte, halb ramponierte FLIKKA, mit der er vor
langen Jahren den Betrieb aufgenommen hatte.
Nemspoka war ein häßliches Geschöpf. Kaum über
fünf Fuß groß, versuchte er, durch Körperfülle
wettzumachen, was ihm an Größe fehlte. Er war als
unmäßiger Esser und Trinker bekannt. Auch hinter Frauen
war er her und hatte dabei seine Probleme; denn bei all seinem Geld
war er so abstoßend, daß Frauen nichts mit ihm zu tun
haben wollten.
An diesem Punkt hatte Sanssouq angesetzt, nachdem ein direkter
Vorstoß, Nemspoka zur Mitnahme eines blinden Passagiers zu
überreden, absolut fehlgeschlagen war.
Nemspoka würde ihn nach Olymp bringen, hatte Sanssouq sich
vorgenommen. Und Halge würde ihm dabei helfen.
*
Sanssouq und das Mädchen verbrachten den Nachmittag im Getto.
Sie aßen und tranken und amüsierten sich. In den Wochen,
die seit seiner Ankunft verstrichen waren, hatte Sanssouq sich in
Point Sally einen Ruf gemacht. Er ging großzügig mit dem
Geld um, mit dem Julian Tifflor ihn ausgestattet hatte. Es ging das
Gerücht, daß er auf Hiawathein mehr gefunden habe, als er
den Behörden hatte eingestehen wollen. Sanssouq äußerte
sich nicht dazu. Daher gewannen die Leute den Eindruck, es müsse
etwas Wahres an dem Gerücht sein. Sie schenkten dem ehemaligen
Goldgräber ihre Hochachtung. Wer es fertigbrachte, die
Überschweren-Behörden übers Ohr zu hauen, der war in
ihren Augen ein ganzer Mann.
Als es dunkel wurde, sagte Senssouq zu Halge:
„Wir machen uns jetzt auf den Weg."
„Wohin?" wollte sie wissen.
„In die Stadt!"
Sie sah ihn entgeistert an.
„In die Stadt? Sie werden uns schnappen, sobald wir an die
Gettogrenze kommen!"
Sanssouq grinste.
„Das laß meine Sorge sein!"
Die alte Funkleitstraße, die früher von Point Sally zum
Raumhafen geführt hatte, verlief sich wenige hundert Meter
nördlich des Stadtrands in Unkraut und Gestrüpp. Sanssouq
kannte sich aus. Er war diesen Weg oft gegangen. Die Gettogrenze
verlief rund einen Kilometer von den letzten Häusern entfernt
mitten durch buschiges Gelände. Sie bestand aus einer
Energiebarriere von drei Metern Höhe. Die Barriere war tagsüber
kaum wahrnehmbar. In der Dunkelheit erschien sie wie eine hauchdünne
Schicht weißen Nebels. Sie war durchsichtig.
„Wir warten hier", sagte Sanssouq. „Du weißt,
daß du die Barriere nicht anrühren darfst?"
„Das weiß ich", antwortete Halge.
Es vergingen zwanzig Minuten. Dann wurden jenseits der Grenze
Geräusche hörbar. Schwere, stampfende Schritte bewegten
sich durch das Gebüsch.
„Komm hierher, Robot!" rief Sanssouq.
Halge starrte ihn an, als zweifle sie an seinem Verstand. Aber
jenseits der Barriere schob sich eine mächtige Gestalt mit
eckigen Umrissen aus der Dunkelheit und kam auf die Grenze zu.
„Ich bin ein Berechtigter, Robot!" erklärte
Sanssouq. „Mach uns auf!"
Fassungslos vor Staunen sah Halge, wie die Energiebarriere über
eine Breite von wenigstens fünf Metern plötzlich
zusammenbrach. Sanssouq schritt vorwärts. Er hatte das Mädchen
an der Hand gefaßt und zog sie hinter sich her. Halge sah, daß
der Roboter beiseite getreten war. Ein paar Augenblicke später
schloß sich die Lücke in der Barriere.
„Mein Gott, wie hast du das geschafft?" fragte Halge.
„Ich habe ihn umprogrammiert."
„Einfach so? Kann man das?"
„Wenn man das nötige Gerät hat - und sich
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