PR TB 164 Die Höhlen Von Olymp
Sanssouq
wartete, bis die beiden die Wohnung des Springers erreicht hatten.
Dann entließ er Halge aus seiner Kontrolle. Nemspoka würde
sein blaues Wunder erleben, wenn der Widerwille in Halge plötzlich
wiedererwachte. Aber das war sein Problem. Sanssouq hatte seinen Teil
des Abkommens gehalten.
Er zog Münzen aus der Tasche und wandte sich an Othello.
„Hier sind zweihundert Springergold", sagte er.
„Einhundert für dich, einhundert für das Mädchen.
Du gibst sie ihr morgen früh. Es sind fünfzig mehr, als wir
ausgehandelt haben; aber mein Gewissen sagt, sie hat sie verdient."
Othello nahm das Geld.
„Ich danke dir", murmelte er. „Werde ich dich
wiedersehen?"
„Wer weiß es?" antwortete Sanssouq. „Wer
kann die Wege des Menschen vorhersehen?"
„Du warst ein gütiger Gefährte", versicherte
Othello.
„Dasselbe gilt für dich. Kümmere dich um das
Mädchen, wenn Nemspoka abreist, willst du? Sieh zu, daß
sie sicher wieder ins Getto zurückkehrt."
„Das werde ich tun", versprach Othello.
Im nächsten Augenblick war Sanssouq zur Tür hinaus.
Unbemerkt erreichte er den Raumhafen und den Landeplatz der
FLIKKA. Am Fuß der Gangway, die aus leuchtender Formenergie
bestand, sprach ihn ein Posten an. Er zog die Waffe, als er erkannte,
daß er einen Terraner vor sich hatte. Wortlos reichte Sanssouq
ihm das Schreiben Nemspokas. Der Springer las es.
„Du bist Sanssouq?" fragte er barsch.
„Ja."
„Ich weiß nicht, was in den Herrn gefahren ist. Aber
wenn er sagt, wir sollen dich an Bord nehmen, dann müssen wir es
wohl tun."
„Das denke ich auch", bemerkte Sanssouq sarkastisch.
Er schritt die Gangway hinauf. Der Posten hatte inzwischen die
Schiffsleitung verständigt. Am Eingang der großen
Wulstschleuse wurde Sanssouq erwartet. Der Erste Offizier las
Nemspokas Brief sorgfältig, dann reichte er ihn Sanssouq zurück.
„Komm, wir suchen ein Quartier für dich", sagte er
nicht unfreundlich. „Du wirst nicht viel Bewegungsfreiheit
haben. Je weniger Leute dich zu sehen bekommen, desto sicherer bist
du."
„Das ist mir recht", antwortete Sanssouq.
Man brachte ihn in einer kleinen, anspruchslos ausgestatteten
Kabine unter. Er legte sich sofort zur Ruhe und schlief ungestört
bis zum Morgen. Das Rumpeln der Triebwerke weckte ihn. Er stand auf,
wusch sich und stellte fest, daß es in seiner Kabine einen
Interkom-Anschluß gab, der an das örtliche Radakom-Netz
gekoppelt war, solange die FLIKKA vor Anker lag. Aufs Geratewohl
probierte er den Rufkode seines Appartements. Der Bildschirm
leuchtete auf, Othellos Gesicht wurde sichtbar. „Du...?"
fragte er erstaunt.
„Es ist alles in Ordnung", beruhigte ihn Sanssouq. „Ich
bin an Bord der FLIKKA. Man bereitet sich zum Start vor. Wie ist es
mit dem Mädchen gegangen?"
„Ich habe sie noch nicht zu Gesicht bekommen",
antwortete der Dunkelhäutige. „Wahrscheinlich ist sie noch
in Nemspokas Wohnung."
„Ist Nemspoka schon gegangen?"
„Vor mehr als einer Stunde. Er muß längst bei
euch an Bord sein."
Sanssouq hatte erwartet, daß Halge Nemspokas Appartement
fluchtartig verlassen werde, sobald sich ihr die Möglichkeit
bot. Es verwirrte ihn, daß sie das nicht getan hatte. Aber die
Zeit war knapp. Am Röhren des Triebwerksystems erkannte er, daß
die FLIKKA in wenigen Augenblicken vom Boden abheben werde.
„Kümmere dich um sie!" wiederholte er die
Anweisung der vergangenen Nacht. „Sie braucht Hilfe. Und sag
ihr ein paar gute Worte über mich. Sie soll mich nicht hassen!"
„Ich tue das", versprach Othello. „An dir ist
nichts Hassenswertes."
Im nächsten Augenblick riß die Verbindung ab. Der
Kontakt war getrennt. Die FLIKKA hatte abgehoben.
*
Der Flug nach Olymp dauerte vierunddreißig Standardstunden.
Für Sanssouq verging er nicht ereignislos. Man kümmerte
sich kaum um ihn, das war ihm recht. Um so mehr kümmerte er sich
dafür um Dinge, die für ihn von Interesse waren.
Er hatte über Nemspoka nachgedacht, und es waren ihm ein paar
Dinge aufgefallen, die ihm merkwürdig erschienen. Jedermann
wußte, daß der Zwischenhandel mit Olymp profitabel war.
Die Laren zahlten anständig. Andererseits hielt sich ihr Bedarf
in Grenzen. Nemspoka galt als unermeßlich reich. Wenn das
Gerücht die Wahrheit sprach - hatte er diesen Reichtum
wirklich nur mit dem OlympHandel erworben? Gewiß, er war einer
der ersten, die das Geschäft mit den Laren auf Olymp gewittert
und wahrgenommen hatten. Wie kam es aber, daß er der einzige
war, dem das Gerede
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