PR TB 169 Der Purpurne Drache
Wird sich ein solcher Vorfall deiner Meinung
nach wiederholen?«
»Nein«, sagte Atlan hart. »Es gibt keine Mucys
dieser Art mehr. Es war eine Spezialzüchtung für Karthago
Zwei. Das, was hier geschieht, geschieht nur einmal. Oder wir alle
hätten ausschließlich immer und überall nichts
anderes als Fehler gemacht.«
»Sie sind sicher, die Cyborgs, daß ihnen etwas
Entscheidendes fehlt, trotz aller Menschengleichheit.«
»Ich sehe mich nicht in der Lage, zu verstehen, was sie
meinen könnten«, gab der Arkonide zu. »Und da ich
wenigstens noch ein paar Stunden schlafen möchte, werden wir
jetzt ins Schiff zurückgehen.«
»Gern.«
Alle Eindrücke summierten sich. Die Versuche, von Djosan die
Wahrheit zu erfahren, der Selbstmord des jungen Mannes vom Dünenvolk,
die angebliche Einwirkung einer planetaren Disharmonie auf die Seelen
der Multicyborgs und der kollektive Traum vom purpurnen Drachen waren
Zeichen, die einzeln bedeutungsarm, zusammengenommen aber
schwerwiegend waren; Ahar hatte dies präzise ausgedrückt.
Langsam gingen Atlan und Scarron die Granitstufen hinunter und trafen
vor dem Eingang den Ara. Er trug unverändert seine weiße
Kleidung, hatte Schutzbrille und Gesichtsmaske aber abgelegt.
»Ich schließe mich Ihnen an, wenn Sie in die KHAMSIN
zurückfliegen. Ich denke, ich habe eine Lösungsmöglichkeit
für viele Fragen. Ich muß diese Nacht darüber
meditieren und unsere Speicher befragen. Vielleicht leuchtet uns die
Mittagssonne etwas freundlicher, morgen meine ich. Obwohl ich daran
keinerlei Freude haben werde, weil ich schwitze und mich sehr
unbehaglich fühlen werde. Kommen Sie, Sir?«
»Mit Vergnügen. Wir alle haben einen schweren Tag vor
uns.«
Eine lange Reihe solcher Tage, flüsterte der Logiksektor.
Das Beben war der Schock, der alles ausgelöst hatte. In
dieser Nacht des abnehmenden Mondes geschahen zwei Dinge, die erst
viel später ihre Auswirkungen in voller Bedeutung zeigen würden.
Ein Vorfall trug sich in derNähe derKHAMSINzu, der andere weit
im Osten des Subkontinents. Die Arbeitsgruppe des weiblichen Hetmans
Jara Schabaph entschloß sich zu handeln.
Und die Folgen des Bebens zeigten sich kurz vor Sonnenuntergang
bei der »Großen Gelben Mauer«.
Mondlicht und Sternenlicht verwandelten die Dünen in Felder
von geschwungenen Zonen aus Hornissengelb und Tief schwarz. Die
auflodernden Flammen des Feuers warfen nach allen Seiten warme, gelbe
Reflexe. Die Frau schien im Rhythmus der Flammen zu sprechen,
jedenfalls hatten ihre Worte eine Eindringlichkeit, die noch niemals
von den neunundneunzig Männern der Plantagen gehört worden
waren. Hingerissen hörten sie zu, was die schöne, farbige
Frau sagte.
»Wir haben lange gezögert. Wir haben jedes Für und
Wider genau abgewogen. Die Männer, die hier sitzen, haben sich
entschlossen, zu den wahren Freunden zu gehen. Jeder von euch weiß,
daß wir nur dort so behandelt werden, wie es uns zukommt!«
Der Sand war warm, von unzähligen Spuren durchzogen und vom
Wein stellenweise getränkt. Hetman Jara lief unruhig und mit
gleitenden Schritten zwischen dem Feuer und den Männern entlang.
Die Silhouette ihres hinreißenden Körpers war ebenso
unruhig wie ihre Rede, und genauso eindringlich.
»Atlan, Gäa und das NEI haben uns verraten! Sie
enthalten uns alles vor! Wir dürfen nichts anderes, als für
sie zu arbeiten und diesen Planeten umzugraben. Wenn Gäa unser
Feind ist, dann sind die Überschweren und die Laren unsere
Freunde. Denn wir können sie nach Gäa führen, wenn
auch mit einigen Schwierigkeiten. Die Laren werden alles ändern
- für uns kann diese Änderung nur ein Vorteil sein. Habe
ich recht, Männer?«
In zwei oder drei Reihen saßen die neunundneunzig Männer
rund um das große Feuer. Ein lautes und zustimmendes Murmeln
war zu hören. Langsam schritt die Frau weiter, sah jedes
einzelne Gesicht an. Ihre Augen blieben im Dunkel, aber die Gesichter
der Männer wurden von dem flackernden Feuer gespenstisch
beleuchtet. Hinter der Düne grunzten und brummten die Reittiere.
»Ich habe recht.
Wir können nicht zu Fuß zu den Laren gehen. Wir haben
auch keine weitreichenden Funkgeräte. Aberjetzt haben wir ein
Raumschiff. Die KHAMSIN, Männer! Damit haben wir den Weg zu den
Sternen aufgerissen. Sarough Viss ist der Pilot, und eben jetzt wird
er in den Armen meiner Schwester liegen. Sie sorgt dafür, daß
er uns zu den Laren bringt oder die Laren zum Schiff. Sind dies
weitreichende Aussichten, Männer?«
Wieder
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