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PR TB 169 Der Purpurne Drache

PR TB 169 Der Purpurne Drache

Titel: PR TB 169 Der Purpurne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Mädchen habt genug...«, murmelte er.
    Auf dem Weg von einem der Lagerfeuer, an dem die Fahrer der
Transporter und einige Leute aus der Besatzung saßen und sich
unterhielten, war aus der Dämmerung eine Reitechse aufgetaucht,
war dicht vor ihm durchpariert worden und rutschte zehn Meter mit
senkrecht hochgestelltem Schweif auf allen vier Pranken durch den
Sand. Aus dem Sattel hatte ihn ein schlankes, schwarzhaariges Mädchen
mit brennenden Augen im schmalen Gesicht angestarrt und mit heiserer
Stimme gefragt:
    »Sie sind der Pilot, nicht wahr? Sarough Viss, der
Mädchenheld?«
    Nach Sekunden legte sich seine Verblüffung, und er hatte
gefragt:
    »Und Sie müssen das hübscheste Mädchen aus
den Dünen sein.«
    Es war seine sechste Landung hier und seine erste mit Atlan. Sie
ließ sich aus dem Sattel gleiten, aber nicht, ohne vorher seine
Hand genommen zu haben. Sarough war groß, schlank und
keineswegs schlecht aussehend. Aber bisher war noch niemals eine Frau
oder ein Mädchen derartig eindeutig auf ihn zugegangen. Ihn
verwirrten die Zielsicherheit und die bedingungslose Schnelligkeit
dieses Kennenlernens. Zusammen mit dem, was er seit der Landung
erlebt hatte, schaltete sich sein professionelles Mißtrauen ein
wie einer der vielen Schalter am Instrumentenpult. Die klar auf der
Hand liegenden Vorteile dieser Überrumpelung hatte er mit großer
Freude auf sich genommen.
    Die Nachteile würden sich zeigen. Er war sicher, nicht lange
darauf warten zu müssen. Er trank den Pokal leer und sagte
leise:
    »Morgen ist ein bedeutungsvoller Tag für die
Kolonisten.«
    »Ich weiß es von meiner Schwester.« »Sprechen
wir von heute. Willst du schlafen?« Ihre Antwort überraschte
ihn. Ein weiblicher poetischer Multicyborg war etwa so verblüffend
wie ein gelbes Einhorn mit schwarzem Streifen.
    »Ich will mit offenen Augen neben dir träumen und
lieben«, sagte sie. Sarough Viss war, was selten passierte,
sprachlos. Diesmal küßte er sie leidenschaftlich, weil ihm
keine andere Antwort einfiel.
    Tide ist der Zeitraum von einem Niedrigwasser zum folgenden. Auf
Karthago II, an der Ostküste, betrug der mittlere Tidenhub, also
der Höhenabstand zwischen Kartographischer Tiefe und höchstem
Wasserstand, neun Meter. Die Flut, das Steigen des Wassers vom
Niedrigwasser zum nächsten Hochwasser, wurde in dieser Nacht
durch drei Faktoren beeinflußt. Vom Wind - seit sieben Tagen
wehte ein steifer Ostwind, der den Heimweg der Fischer erleichterte
und schneller machte. Vom Gezeitenkalender, der durch den großen
Mond bestimmt wurde. Und vom Erdbeben, das irgendwo auf dem Östlichen
Ozean eine Tsunami, eine Meereswelle erzeugte, die sich in rasender
Geschwindigkeit unbeobachtet auf den Ostrand des Subkontinents
zubewegte.
    Von der Tsunami wußte niemand etwas.
    Von der Springflut wußten alle, aber sie kannten den Effekt
und zogen lediglich im Abendrot die Boote mit Gleitern viel höher
auf den Strand.
    Zu dieser Zeit hatte das zweite Beben bereits stattgefunden. Der
Bote aus dem Gebiet jenseits der Mauer war unterwegs, aber er kämpfte
sich durch vernichtete Natur und traf erst ein, als es zu spät
war.
    Hinter der rund fünfzig Kilometer langen Großen Gelben
Mauer aus bewachsenen und gealterten Mesozoikum-Korallen, die sich
vor Jahrhunderttausenden um vierzig Meter gehoben hatte, lag ein
riesiges Gebiet von gewaltiger Fruchtbarkeit. Es lag durchschnittlich
fünf Meter unterhalb des Wasserspiegels, aber die letzte
Überschwemmung hatte zu einer Zeit stattgefunden, in der noch
die Saurier auf Karthago gelebt hatten.

    Zwei Drittel dieses Gebietes waren beim ersten Beben in Form von
etwa zwei Dutzend unregelmäßig großer Schollen um
stellenweise bis zu dreißig Meter abgesunken. Das Gebiet war
voller Äcker, die in hoher Blüte standen. Es war nur an den
Rändern besiedelt. Von den Arbeitern konnten sich nur etwa
hundert retten. Zweihundert brachen sich das Genick, als die
Landschaft mit ihnen in die Tiefe fiel. Ein System von Hohlräumen
hatte sich durch diesen Sturz aufgefüllt.
    Nur diejenigen, die an Stellen arbeiteten, die geschützt
waren, überlebten. Und diejenigen, die in Gleiterfahrzeugen
arbeiteten, deren Höhenniveauverstellung mit automatischer
Schnelligkeit und Präzision reagierte.
    Zwei Drittel aller Mucys in diesem Gebiet starben.
    Den anderen gelang es weitestgehend, sich zu sammeln. Sie merkten,
daß sie kein Funkgerät mehr hatten. Also schickten sie
ihren Anführer, Antreeg Hout, zu den Fischern. Er sollte

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