PR TB 183 Der Fall Oberon
da?"
„Haben Sie eigentlich eine Idee, wo das Versteck liegt, aus
dem Sie mich befreit haben?" fragte Kochern Ahab plötzlich.
„Nein", antwortete Ruph kopfschüttelnd. Dann
stutzte er plötzlich. Seine Augen leuchteten: „Das ist
überhaupt ein Gedanke!" rief er. „Natürlich!
Wahrscheinlich wurde VanMaaghem an demselben Ort gefangengehalten wie
Sie! Irgend jemand hat ihn von dort entführt. Tyrio Pament mag
denken, daß der Entführer nicht allzu weit gekommen ist
und sich mitsamt seinem Opfer noch irgendwo in der Gegend versteckt
hält."
„Wie ist das Gelände dort?" erkundigte sich Ahab
bei Dohenny.
Das Gesicht des Alten hatte einen ganz merkwürdigen Ausdruck
angenommen.
„Ninas Hof!" murmelte er.
„Wie bitte?"
Sem Dohenny schrak zusammen.
„Verzeihung", murmelte er. „Sie hatten mich etwas
gefragt?"
„Was ist Ninas Hof?" wollte Kochern Ahab wissen.
Der Alte kratzte sich am Kopf.
„Das ist eine lange Geschichte", meinte er. „Maaghem
ist eine junge Welt. Ich meine, drei Generationen seitdem der erste
VanMaaghem diesen Planeten kaufte, das ist nicht gerade eine lange
Zeit. Aber trotzdem haben sich hier Legenden gebildet. Eine davon
ging um Nina. Nina soll des ersten VanMaaghems junge und
wunderschöne Frau gewesen sein. Man erzählt sich, daß
sie in der Einsamkeit dieser Welt den Verstand verlor, in den Wäldern
verschwand und seitdem dort spukt."
„Und das ist diese Gegend?" fragte Ahab.
Sem Dohenny nickte heftig.
„Ninas Hof nennt man sie. Die meisten, die Nina begegnet
sein wollen, behaupten, es sei dort in den Vorbergen geschehen. Aber
die Geschichte geht noch weiter."
„Nur zu!"
„Der Große Mann war des öfteren für ein oder
zwei Tage verschwunden. Wer dringend mit ihm zu sprechen hatte, dem
wurde augenzwinkernd bedeutet, VanMaaghem sei zu Ninas Hof gereist.
Der Große Mann war anständig verheiratet, wenn er auch nur
eine Tochter hatte. Aber es ging das Gerücht, daß er
gelegentlichen Seitensprüngen nicht abgeneigt war. Vor dem
großen Exodus gab es in Maaghem-City und draußen auf dem
Land manche hübsche Frau, die sich rühmte, VanMaaghems
Gunst besessen zu haben."
Kochern Ahab wandte sich an Maester Ruph.
„Hatten Sie damals Gelegenheit, sich in der Anlage
umzusehen?"
Ruph zuckte mit den Schultern.
„Ich bin nicht sicher, ob ich alle Räume zu sehen
bekommen habe. Aber ich weiß, daß ich von dem allgemeinen
Komfort beeindruckt war."
„Ganz recht", pflichtete Ahab ihm bei. „Mir kam
mein Gefängnis ebenfalls merkwürdig bequem vor. Meinen Sie,
wir seien VanMaaghems ehemaligem Liebesnest auf die Spur gekommen?"
„Der Umstand, daß der Transmitter in VanMaaghems
Landhaus auf das Versteck gepolt werden konnte, weist darauf hin",
meinte Maester Ruph.
Kochern Ahab schmunzelte.
„Zurück zu meiner ursprünglichen Frage",
wandte er sich von neuem an Sem Dohenny. „Wie sieht das Gelände
dort aus?"
„Sie kennen die Berge", antwortete der Alte. „Ziemlich
rauh und schroff. Das Vorbergland ist eine Miniaturausgabe davon.
Felsen, dichter Wald, keine Wege, manchmal Seen, die noch niemand
ausgelotet hat, und eine Menge Getier. Speeraffen darunter."
„Was ist ein Speeraffe?"
„Ein Speeraffe ist ein Wesen etwa von der Größe
eines Gorilla, mit ungefähr der doppelten Intelligenz eines
Schimpansen", versuchte Sem Dohenny zu erklären. „Die
Biester rotten sich zu Banden zusammen und beanspruchen für ihre
Bande einen bestimmten Herrschaftsbereich, in den kein ähnlich
geartetes Wesen eindringen darf. Tut es es doch, dann wird es von den
Speeraffen getötet. Die Speeraffen sind gerade intelligent
genug, um aus dem Holz des Waldes speerähnliche Waffen zu
bilden. Daher haben sie ihren Namen." Kochern Ahab nickte.
„Eine allerliebste Gegend", meinte er. „Wir
werden uns in naher Zukunft mit ihr befassen müssen."
„Was ist unser nächster Schritt?" wollte Maester
Ruph wissen.
„Ich muß mich mit Terra in Verbindung setzen",
antwortete Kochern Ahab. „Diesmal aber ohne doppeltes Z. Ich
brauche Informationen über den Fall Mardoun och Vlaas."
Maester Ruph machte ein zweifelndes Gesicht.
„Da werden Sie nicht weit kommen", sagte er.
„Warum? Gibt es hier nicht irgendwo einen verlassen
Hypersender, dessen Energieversorgung man wieder in Gang setzen
kann?"
„Doch, das schon. Sogar zwei oder drei, wie Dohenny mir
sagt. Aber sobald der Meiler in Betrieb genommen wird, erscheinen
Tyrio Paments Leute auf dem Plan. Der Sender braucht eine halbe
Stunde zum
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