PR TB 183 Der Fall Oberon
verloren. Sie wird ein zweites Schiff nicht allein
wegen eines Siegels losschicken. Diesmal muß VanMaaghem sich
selbst melden, per Hyperfunk, mit seinem Gesicht auf dem
Bildempfänger, bevor jemand seinetwegen auch nur einen Finger
krümmt."
Maester Ruph nickte.
„Wahrscheinlich haben Sie recht", mein teer. „Um
genauer zu sein: Hoffentlich haben Sie recht. Denn das würde
bedeuten, daß Tyrio Pament und seine Leute alle Hände voll
zu tun haben. Die beiden Batterien werden unbewacht bleiben."
„Ich erwarte sogar, daß Pament alle Mannschaften von
den Geschützen abzieht. Wenn er den ersten Teil meiner Botschaft
glaubt, dann akzeptiert er auch den zweiten, daß nämlich
die Zeisig-Zentrale still sitzen soll. Er erwartet also keine weitere
Einmischung von außen."
„Zeisig-Zentrale - was ist das?" wollte Dohenny wissen.
Kochern Ahab lachte.
„Die Zeisig-Zentrale gibt es ebenso wenig wie den
Zeisig-drei. Aber wenn Tyrio Pament seine Sinne beieinander hat, dann
wird er die Zentrale ohne Mühe als eine terranische Behörde
und den Zeisig-drei als einen ihrer Spezialisten identifizieren."
„Halten Sie es wirklich für vorteilhaft, Ihre Maske als
Kaufmann von Valpidia aufzugeben?" fragte Dohenny.
„Wir müssen Tyrio Pament, wenn er auch ein
pseudoreligiöser Fanatiker ist, eine Menge Grips zugestehen",
antwortete Kochern Ahab. „Er wird sich erstens ausgerechnet
haben, daß ein Kaufmann, der von Valpidia hereingeschneit
kommt, auf Maaghem nicht über eine Hilfsorganisation verfügen
kann, die ihn im Handumdrehen aus Paments Kerker befreit. Zweitens
hat ein gewöhnlicher Kaufmann nicht einen mit billigen Mitteln,
aber viel technischer Sachkenntnis zusammengebauten Sender in seinem
Wandschrank stehen. Und drittens wird Tyrio Pament sich wundern,
wieso ich mit normalem Radiofunk arbeite. Er hat wahrscheinlich die
Sendung anpeilen lassen und wird ihren Kurs verfolgen, bis er das
Hyperfunkrelais findet, das rund drei Lichtstunden von hier im freien
Raum stationiert ist. Wenn er aber das Relais gefunden hat, dann wird
er genau wissen, daß ich kein Edelstein-Kaufmann bin."
Sem Dohenny nickte. Sie sahen eine Zeitlang nachdenklich vor sich
hin. Dann fragte Japhet Yosengi plötzlich:
„Wird die Erde Ihre Sendung eigentlich verstehen? Ich meine:
wie reagiert das AID-Hauptquartier auf eine solche Nachricht?"
„Zweimal Z bedeutet Unsinn", antwortet Kochern Ahab
grinsend.
„Wie?" machte Yosengi verwirrt.
„Jeder Spezialist kann in die Lage kommen, in der er eine
Botschaft absenden muß, die keinen echten Informationsgehalt
hat. Es gibt Dutzende von Wegen, um den Empfänger auf Terra
darauf hinzuweisen. Eine der Möglichkeiten ist das doppelte Z."
Japhet Yosengi begriff noch immer nicht.
„Zeisig-Zentrale", sagte Kochern Ahab. „Als sie
das hörten, wußten sie genau, daß der Rest der
Sendung nichts wert war."
Gegen Mittag machten sich Yosengi und Dohenny auf den Weg. Sie
waren mit kleinen Ortergeräten bewaffnet, die ihre Leistung aus
Miniaturbatterien bezogen. Der Vorteil solcher Geräte war, daß
sie so gut wie keine Streustrahlung von sich gaben und aus einer
Entfernung von mehr als zwanzig Metern nicht angepeilt werden
konnten. Ihr Nachteil lag darin, daß sie nur in einer nahezu
idealen Umgebung funktionierten. Yosengi und Dohenny mußten
ihren Beobachtungsposten auf der Spitze eines Hügels errichten.
Durch die Substanz des Waldes und der Berge hindurch hätten die
schwachen Geräte nicht einmal das Triebwerk eines schweren
Raumschiffs orten können.
Etwa um vier Uhr nachmittags kehrten die beiden Männer
zurück. Man sah ihnen am Gesicht an, daß ihre Mission
erfolgreich gewesen war.
„Da draußen geht's zu wie in einem Wespennest, in das
jemand einen Stock gesteckt hat!" rief Sem Dohenny. „Hunderte
von Fahrzeugen sind in allen Richtungen unterwegs. Soviel Betrieb hat
hier nicht mehr geherrscht, seit der Große Mann seinen letzten
Geburtstag feierte!"
Aus Dohennys und Yosengis Bericht ging hervor, daß Tyrio
Paments Leute bei der Suche anscheinend Schwerpunkte bildeten.
Besonders hohe Konzentrationen von Suchfahrzeugen waren in der
Umgebung des Raumhafens, am Nordrand von Maaghem-City und im
unbewohnten Bergvorland, halbwegs zwischen Maester Ruphs Versteck und
VanMaaghems Landhaus beobachtet worden.
Ruph breitete eine Karte auf dem Tisch aus.
„Das wäre etwa hier", sagte er und deutete
nachdenklich auf die Stelle, die Sem Dohennys Beschreibung
bezeichnete. „Warum ausgerechnet
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