PR TB 188 Computer Kid
überreichte
Kyron Barrakun die Brieftasche mit den Dokumenten, die der
Zentralcomputer ihm Minuten vorher geschickt hatte, und wunderte sich
nicht einmal darüber, wie elegant Barrakun gekleidet war.
Wenigstens darüber hätte er sich wundern müssen, da
das Versorgungssystem die Verwahrten ausschließlich mit zwar
praktischer und dauerhafter, aber niemals mit eleganter Kleidung zu
versorgen pflegte.
Minuten später schlenderte Kyron Barrakun im rot-weißen,
der Raumkombination eines angeblichen arkonidischen Admirals der
Imperiumsflotte nachempfundenem Anzug mit den roten Lackstiefeln und
dem weißen Turban, eine schwarze Tragetasche über der
linken Schulter, über den Terrington Square, an dem sich auch
die alten Gebäude von Ceylon Television Corporation befanden,
und tauchte wenig später in der grellweißen
Glasfaserplastkuppel, die die Form der Ruvanveli-Dagoba von
Anuradhapura besaß, unter. Es handelte sich um den Zentralen
Rohrbahnverteiler der Westküste Ceylons.
Mit Hilfe seines Urlaubsscheins fiel es Kyron nicht schwer, die
Kontrollautomaten zu passieren. Kurz darauf öffnete sich die
nördliche Druckschleuse, in der die Rohrbahnzüge aus ihren
Unterdrucktunnels einfuhren und warteten, bis die Kammern mit Luft
geflutet Waren, so daß ein normaler Druck herrschte. Erst dann
konnten die Züge in die unter normalem Druck stehenden
Bahnhofshallen einfahren.
Der buntbemalte Zug aus Puttalam glitt auf der Schiene des
Linearmotors beinahe völlig lautlos in die Halle, in der die
Reisenden nach Galle warteten. Als er hielt, öffneten sich
zischend die Drucktüren. Zahlreiche Passagiere verließen
den Zug - und etwa ebenso viele stiegen zu.
Kyron Barrakun ließ sich von der Menge zur Mitte seines
Waggons schieben, lehnte sich an eine Stütze und sah durch die
runden Druckfenster, wie der Zug anfuhr und in die Druckschleuse
schwebte. Hinter ihm schloß sich ein starkwandiges Schott. Mit
abnehmendem Zischen wurde die Luft aus der Schleusenröhre
gesaugt - und als der Zug sich in einem Beinahe-Vakuum befand,
öffnete sich das innere Schleusenschott.
Innerhalb der Unterdruckröhre herrschte kaum nennenswerter
Luftwiderstand, so daß der Zug ungehindert auf dreifache
Schallgeschwindigkeit beschleunigen konnte. Die Leuchtplatten an den
Tunnelwänden verschmolzen für den Betrachter zu je einen
durchgehenden Leuchtstreifen auf jeder Seite.
Kyron Barrakun schloß die Augen und genoß die Fahrt...
4. CUSTOS
Die Stereo-Bildwände in den Einfahrtschleusen der Stationen
Mount Lavinia, Kalutara, Bentota, Ambalangoda und Hikkaduwa zeigten
Ausschnitte der landschaftlichen und kulturellen Vielfalt der
betreffenden Städte und ihrer Umwelt.
Zwischen Kalutara und Bentota. so sah Kyron Barrakun, beherrschten
Reisfelder die Landschaft. Seltsamerweise hatten ihnen die Jahre, in
denen sie nicht bewirtschaftet worden waren, äußerlich
wenig ausgemacht. Das, was die Trivideokameras in den Städten
und ihren Umlandschaften aufnahmen, wirkte kultiviert.
Das gleiche traf auf die Kautschuk-Plantagen zu, die ja seit
vielen Jahrhunderten nicht mehr ausgebeutet worden waren. Bei ihnen
war allerdings die in der Vergangenheit erfolgte Umwandlung in
Bestandteile von Stadtrand-Erholungslandschaften verantwortlich für
das kultivierte Aussehen.
Zwischen den Stationen Ambalangoda, Hikkaduwa und Galle
beherrschten Teeplantagen das Landschaftsbild außerhalb der
Ortschaften. Sie waren nicht, wie so manches andere, während der
Herrschaft der Aphilie verschwunden, denn sie hatten stets genug
Gewinn gebracht, um auch im Rahmen streng rationalen Denkens ihre
Existenzberechtigung zu behalten. Zur Zeit waren Roboterkolonnen in
den Teegärten unterwegs, um die Wege zu
roden und die nicht allzu sehr überalterten Büsche tief
zurückzuschneiden. Hier und da schwebten Gleiter über den
grünen Hügeln. In ihnen saßen offenbar die wenigen
Fachleute für den Teeanbau, die es noch gab - oder die sich ihr
Fachwissen durch das Studium alter Aufzeichnungen erworben hatten -
und ergänzten während der Arbeiten die provisorische
Programmierung der Roboter auf die Arbeiten in den Teeplantagen.
Als der Zug in die Station Galle einlief, hatte Kyron fast
vergessen, was ihn bewogen hatte, ausgerechnet zum südlichen
Endpunkt der „ „ceylonesischen Riviera" zu fahren,
nämlich die Tatsache, daß sich die Regionsverwaltung
Ganz-Ceylons zur Unterstützung bzw. zur Ausübung ihrer
administrativen Aufgaben eines alten Rechenzentrums bediente, das
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