PR TB 191 Geisterschiff Crest IV
wehren", antwortete sie.
„Wie?"
„Ist das ein Verhör?"
Remo machte hastig eine abwehrende Geste.
„Ganz und gar nicht!" beteuerte er. „Ich habe nur
noch nie auf einem Kriegsschiff Dienst getan, auf dem eine Frau
befehligte. Deswegen war ich neugierig."
„Und obendrein mit Duryeahs Entscheidung nicht
einverstanden, nicht wahr?"
„So etwa", bekannte er.
Nadim lachte hell auf.
„Machen Sie sich nichts draus!" riet sie Remo amüsiert.
„Sie können nicht viel mehr dagegen gewesen sein als ich."
„Sie?" staunte Remo.
„Ich bin Technikerin in allererster Linie", erklärte
Nadim ernst. „Mich interessieren Dinge, die wenig mit Menschen
zu tun haben. Ein Kommandant aber hat sich in erster Linie mit
Menschen zu befassen. Ich will nicht behaupten, daß mir das
nicht liegt. Aber ich habe denkbar wenig Erfahrung darin. Um auf ihre
Frage zurückzukommen: Wahrscheinlich würde ich Oberst
Duryeah anrufen und mir von ihm raten lassen, wie ich mich verhalten
soll."
Sie lachten beide.
„Damit wären zwei Probleme auf einmal gelöst",
sagte Remo.
„Wieso?"
„Erstens bekämen Sie wahrscheinlich einen recht
brauchbaren Rat, und zweitens liefen Sie vorerst nicht mehr Gefahr,
zur Befehlshaberin ernannt zu werden. Kommandanten, die im Ernstfall
erst um Rat fragen müssen, sind nicht sehr gesucht."
„Von dieser Seite her habe ich die Sache noch gar nicht
betrachtet!" gestand Nadim verblüfft. „Wahrhaftig,
das ist keine schlechte Idee!"
Remo trat hinter die Konsole und betrachtete angelegentlich die
Anzeige auf dem Datenbildschirm.
„Haben Sie viel zu tun?" fragte er scheinheilig.
„Eigentlich gar nichts. Ich beschäftige mich nur.
Warum?"
„Im Grunde genommen", sagte Remo, „bin ich
nämlich gekommen, um Sie zu einem Becher Kaffee einzuladen."
Manchmal war Nadim Abouzir ziemlich impulsiv. So wie in diesem
Augenblick zum Beispiel. Sie stand einfach auf, lächelte Remo an
und erklärte:
„Das ist eine ausgezeichnete Idee!"
In der Nähe des Kommandostands befand sich ein kleiner
Speiseraum. Die Automaten boten eine reiche Auswahl an Getränken
und Speisen. Der Raum war leer. Nadim wählte einen Tisch in der
Nähe des Eingangs und ließ es sich gefallen, daß
Remo Shah sie bediente.
Über einem Becher Kaffee besprachen sie dieses und jenes, nur
keine ernsten Dinge. Remo wähnte sich, wenn auch nicht im
siebten, so doch mindestens schon im fünften Himmel. Es
bereitete ihm keine Mühe, sich vorzustellen, daß Nadim
sich ernsthaft für ihn interessiere. Während er mit ihr
leichte Konversation machte, zerbrach er sich den Kopf darüber,
wie er danach fragen sollte, ob daraus etwas Ernstes werden könne.
Dann kam der Zwischenfall, der alles verdarb.
Der Interkom-Lautsprecher erwachte mit zwei rasch
aufeinanderfolgenden Glockentönen zum Leben. Eine Sekunde später
dröhnte mit beachtlicher Lautstärke eine männliche
Stimme durch den kleinen Speiseraum:
„Zentrale an X-1! Bitte rufen Sie zurück!"
Nadim sprang auf. X-1 (Executive-1) war die Kodebezeichnung für
den Kommandanten. Und der zweimalige Glockenton bedeutete, daß
die Sache dringend war.
Unmittelbar neben dem Eingang befand sich ein Interkom-Gerät.
Nadim schaltete es ein und drückte ein paar Wähltasten.
Remo war ihr gefolgt. Er sah das Gesicht eines der Offiziere im
Kommandostand auf der Bildfläche materialisieren.
„Was ist?" fragte Nadim hastig.
„Wir haben den Funkkontakt mit Oberst Duryeahs Gruppe
verloren", antwortete der Offizier.
Mirrmiit wartete nicht ab, was sein Gast zu der Einladung zu sagen
hatte. Er hielt es offenbar für eine Selbstverständlichkeit,
daß Kevan Duryeah vom Wohlwollen der Kii-jiöh-rrhaal
nahezu erschlagen war und die Aufforderung ohne weiteres befolgen
werde. Er stieg vom Podium hinab und begann, die Elstern
zusammenzurufen.
Duryeah und Hatt warfen einander einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Da wäre zuerst noch einiges zu klären, Sir",
bemerkte er vorsichtig.
„Eine ganz verdammte Menge!" bestätigte Duryeah
knurrend und eilte hinter dem König der Elstern drein.
Er eilte hinter Mirrmiit her und erreichte ihn, noch bevor der
König zu den Elstern, die sich rings um ihn versammelten, zu
sprechen begann. Mirrmiit erkannte offenbar, daß der Terraner
ein dringendes Anliegen hatte, und ging ihm ein Stück entgegen.
„Verzeih, daß ich dich von deinen Untertanen
fernhalte", begann Duryeah. „Aber bevor wir ins Land der
Erhöhung fliegen, müssen wir wissen, wo es sich befindet.
Du weißt,
Weitere Kostenlose Bücher