PR TB 198 Das Tor Zur Tiefe
dem Antigravschacht tönte plötzlich lautes Geschrei.
Saedelaere erkannte die Stimme des Solaners und die von mehreren
Twinzwergen. Unschlüssig verharrte er.
Da packte ihn die zierliche Frau am Arm.
„Weiter!" sagte sie gepreßt. „Ohne diesen
Tolpatsch."
Sie hasteten durch den Gang und stießen auf ein
verschlossenes Schott. Bei ihrer Annäherung glitt es automatisch
zur Seite. Dahinter lag der Hangar mit den Beibooten.
Rosy Dewitte ging entschlossen auf das nächste Kleinschiff
zu. Aber Saedelaere blieb plötzlich stehen. Da verharrte auch
die Frau.
„Das - das können wir nicht machen." Er zog eine
fahrige Geste mit der Hand durch die Luft. „Außerdem
kennen wir die Technik dieser Beiboote zu wenig. Selbst wenn es uns
gelingen sollte, das Raumschiff zu verlassen, dürfte es den
Zwergen nicht schwerfallen, uns wieder einzufangen oder einfach
abzuknallen. Ich sehe keine Chance."
Ohne auf eine Antwort von Rosy Dewitte zu warten, drehte sich der
Maskenträger um und ging den Weg zurück. Auf dem Gang aus
dem Hangar kam ihnen eine Gruppe Tardellianer entgegen. In ihrer
Mitte befand sich Indacochea, eskortiert von zwei Robotern. Er hatte
ein blaues Auge und maulte unverständliches Zeug vor sich hin.
Die Twinzwerge blickten mit böse funkelnden Augen auf Alaska
und Rosy.
Dem Transmittergeschädigten fielen nun erstmals die
übergroßen Augen dieser Wesen auf. Ihre Augen waren von
den gleichen. Abmessungen wie die der Menschen. Da ihre Körper
insgesamt aber nur die Hälfte eines Menschen ausmachte, stachen
die großen Augen besonders hervor. Sie bedeckten fast die ganze
Stirnfläche. Bei einigen ragten sie sogar bis zum Haaransatz.
Ein Tardellianerpaar trat aus der Gruppe auf Saedelaere zu. Beide
fuchtelten drohend mit ihren überschweren Handstrahlern.
„Das war sehr dumm von euch", tobte der eine, und sein
Ebenbild fügte im gleichen Atemzug hinzu: „Und völlig
sinnlos. Wollt ihr einen gewaltsamen Tod wirklich dem Tor zur Tiefe
vorziehen?"
Die Menschen zogen es vor zu schweigen. Die Twinzwerge zeigten
sich trotz ihrer sichtlichen Verärgerung als sehr redselig.
„Ihr braucht nicht mehr in die Arrestzelle zurück",
begann der eine. „Wir landen
nämlich gleich auf Tar-dell. Ihr könnt den Einflug in
unser System ruhig beobachten. Dem Tor zur Tiefe entgeht ihr ohnehin
nicht." Der erste Sprecher fugte nach einer Pause hinzu: „So
erfahrt ihr wenigstens, wo ihr eure Feinde vergeblich gesucht habt."
Der zweite Zwerg trat an die Seitenwand des Ganges und aktivierte
einen dort verborgenen Bildschirm. Das Weltall wurde sichtbar.
In unendlich scheinender Ferne blinkten einzelne Lichter von
Galaxien. In der unmittelbaren Nähe stand eine Kleingalaxis, die
nach Saedelaeres Schätzung nicht mehr als zwanzig Lichtjahre
durchmaß. Doch diese kleine Ansammlung von Sonnen schien nicht
das Ziel des tardellianischen Schiffes zu sein. Die Flugrichtung
zeigte seitlich an dieser Kleingalaxis vorbei, in der die wenigen
Sterne so dicht standen, daß ein Leben dort vielleicht gar
nicht möglich war. Neben dieser Galaxis schälte sich ein
leuchtender Punkt aus dem Dunkel des Alls. Dieser Punkt stand genau
im Mittelpunkt des Bildschirms. Das Schiff kam rasch näher, und
der leuchtende Punkt veränderte sein Aussehen mit der größeren
Auflösung.
Saedelaere zählte neun Sonnen, die dort im dichtesten Raum
beieinander standen. Sie bildeten in ihrer augenblicklichen
Konfiguration ungefähr zwei Kreise.
„Ein eigenartiges Bild", sagte Rosy Dewitte leise zu
dem Transmittergeschädigten. „Sieht irgendwie künstlich
aus."
Der Terraner starrte schweigend auf das Bild, als er plötzlich
ein Ziehen in seinem Körper verspürte. Gleichzeitig
verschwand das Bild der neun Sonnen. Sekunden später zeigte der
Bildschirm eine völlig andere Konfiguration.
Es waren nun nur noch drei Sonnen zu sehen, die jedoch wesentlich
näher standen.
Die beiden Tardellianer, die für die Gruppe sprachen, traten
neben Alaska und Rosy und blickten überlegen lächelnd zu
den beiden nach oben.
„Mit diesem technischen Trick", begann der eine Zwerg,
„den ihr soeben gesehen und gespürt habt, überwinden
wir die uns schützende Zone des absoluten Vergehens.”
„Ihr seht also, daß es völlig sinnlos für
euch Hurozons ist", fuhr der zweite ironisch fort, „nach
Tardell zu suchen. Selbst wenn ihr es im Innern der neun Sonnen
entdecken könntet, wäre euch der Weg versperrt. Die Zone
des absoluten Vergehens schützt uns."
Die Bewegung
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