PR TB 198 Das Tor Zur Tiefe
seiner
holprigen Sprechweise. „Und wenn mich nicht alles täuscht,
hat man vor, uns durch dieses Tor zur Tiefe ebenfalls ins Jenseits zu
befördern."
Indacochea hörte mit offenem Mund zu. Rosy blickte unsichter
zu Boden.
„Ich bin ein Typ" murmelte sie kaum hörbar, „der
lieber bis zum letzten Moment ums Überleben kämpft. Unsere
Waffen hat man uns aber abgenommen. Und mit den bloßen Händen
gegen diese Roboter ..."
Sie brach ab und blickte Saedelaere fragend an.
„Ich kämpfe auch bis zum letzten Atemzug", sagte
der. „Ich habe auch noch eine Waffe. Wenn es hart auf hart
geht, werde ich nicht zögern, sie einzusetzen." Vielsagend
deutete er auf die Plastikmaske, hinter der das Cappin-Fragment
verborgen war.
„Sind Ihnen die übergroßen Augen der Twinzwerge
eigentlich aufgefallen?" fragte Indacochea. „Dieses Volk
besitzt eine Anzahl von merkwürdigen Verhaltensweisen und
äußeren Kennzeichen. Man müßte die genetische
Struktur dieser Zwerge untersuchen. Das gäbe sicher Aufschluß
über ihre Lebensweise und über die Kampfeswut, mit der sie
ihre Feinde, die Hurozons, vernichten wollen. Vielleicht würde
es auch erklären, welche Bewandtnis es mit dem Tor zur Tiefe
hat."
Da Saedelaere schwieg, antwortete Rosy dem Bio-gen-Diagnostiker.
„Für Sie mag das vielleicht ganz interessant sein,
Mister. Ich glaube jedoch nicht, daß uns das weiterhelfen
würde. Mir steht der Sinn mehr nach Flucht von diesem
unheimlichen Kastenschiff. Wir sollten versuchen, ein Beiboot zu
kapern und zu verschwinden, bevor wir bei den Tardellianern landen
und das Tor zur Tiefe kennenlernen. Es ist doch offensichtlich, daß
wir versehentlich in einen Krieg zwischen diesen Zwergen und den
Hurozons geraten sind. Ich habe keine Lust, mich zwischen diesen
Fronten vernichten zu lassen."
„Ich glaube nicht, daß ein Fluchtversuch sinnvoll
ist", sagte Saedelaere. „Wenn sich aber eine Chance
ergibt, werde ich nicht zögern."
„Ich auch nicht." Indacocheas hohe Stimme ließ
seine Worte lächerlich klingen. „Schließlich bin ich
Solaner und will zur SOL zurück."
„Aber bitte keine Dummheiten mehr", warnte ihn Rosy.
Eine vage Fluchtmöglichkeit ergab sich wenig später
tatsächlich. Die Tür der Zelle öffnete sich lautlos,
und ein Tardellianerpärchen stand im Eingang. Einer der Zwerge
hielt eine Platte in der Hand, auf der fremdartige Früchte
lagen.
„Ihr dürft ohne Hunger in das Tor zur Tiefe gehen",
sagte der eine.
„Das ist eine Ehre, die ihr gar nicht verdient habt",
ergänzte der zweite. „Aber Kommandant Gorlak hat es so
befohlen. Ihr solltet ihm dankbar sein."
„Ich pfeife auf Dank und Obst", brüllte Graner
Inda-cochea los. Er zwängte sich an Rosy und Saedelaere vorbei
und stürzte sich auf die beiden Zwerge. Wild mit den Armen um
sich schlagend, rannte er sie halb über den Haufen. Einen traf
er mit einem Faustschlag am Kopf. Der Tardellianer sank zu Boden.
Der andere ließ die Platte mit den Früchten fallen und
wollte fliehen. Rosy hielt ihn mit einem blitzschnellen Griff fest
und preßte ihm eine Hand auf den Mund. Sie blickte Saedelaere
fragend an.
„Na, wie habe ich das gemacht?" prahlte Indacochea. Er
erhielt keine Antwort. Alaska Saedelaere war mit wenigen schnellen
Schritten durch den Eingang. Er blickte sich auf dem anschließenden
Korridor um. Nirgends erblickte er weitere Tardellianer oder deren
Roboter.
Mit einem Faustschlag streckte er den in Rosys Armen zappelnden
Tardellianer zu Boden. Dann winkte es den beiden anderen.
„Versuchen wir es", sagte er knapp. „Von dort
sind wir vorhin gekommen. In dieser Richtung muß auch der
Hangar mit den Beibooten liegen."
Sie eilten unbehindert durch den schwach beleuchteten Korridor. An
seinem Ende stießen sie auf einen Schacht, der sich senkrecht
nach oben und unten fortsetzte. Prüfend hielt Saedelaere eine
Hand über die Öffnung. Er spürte einen
sanften Sog nach unten. Ohne zu zögern, schwang er sich in
den Antigravschacht. Ro-sy und Indacochea folgten ihm wortlos.
Als sie drei Abzweigungen passiert hatte, sagte Rosy: „Wenn
mich nicht alles täuscht, befindet sich der Hangar auf dem
nächsten Deck."
Dort verließen sie den Schacht und blickten sich um.
„Indacochea ist weg", sagte die Ortungstechnikerin. „Er
hat den Ausstieg verpaßt."
Saedelaere schüttelte unwillig den Kopf und stieß einen
Fluch aus. „Der Mann treibt mich noch zum Wahnsinn. Was sollen
wirjetzt machen? Wir können doch nicht ohne ihn weitergehen."
Aus
Weitere Kostenlose Bücher