PR TB 198 Das Tor Zur Tiefe
Hurozons
beobachtet hatte. Indacochea zog er mit, wobei er ihm zuflüsterte,
still zu sein.
Plötzlich klang ein pfeifendes Geräusch auf. Kurz darauf
fiel ein schwacher Lichtschein aus dem Gang, aus dem sie gekommen
waren. Das Gleitfahrzeug war gerade noch zu sehen, dann verschwand es
den Blicken der Männer.
•„Sie ist weg", stellte Indacochea fest.
Er rannte zu dem Korridor und sah das Fahrzeug in der Ferne
davonschweben. „Sie kommt bestimmt zurück", vermutete
Saedelaere. „Mit Verstärkung. Da dieser Raum keinen
anderen Ausgang hat, sollten wir schnellstmöglich verschwinden."
Er deutete auf den Gang.
Graner Indacochea setzte sich wortlos in Bewegung. Erneut eilten
die beiden zu der Maschinenhalle zurück.
Alaska wollte schon aufatmen, als sie schließlich ungestört
die große Halle betraten. Die zahllosen Roboter, die plötzlich
zwischen den Maschinenblöcken
auftauchten, nahm er gerade noch wahr. Für eine Gegenreaktion
war es aber zu spät.
Lähmstrahlen schössen aus den Röhrenkörpern
auf die beiden Männer und warfen sie zu Boden.
Rosy Dewitte hatte ein paar Stunden vor sich hingedämmert.
Seit bald zwanzig Stunden hatte sie nicht mehr geschlafen, und der
Körper verlangte nach Ruhe. Mehrfach hatte sie im Halbschlaf
wahrgenommen, daß draußen auf dem angrenzenden Gang
Fahrzeuge oder Roboter vorbeigeglitten waren. Das war aber auch
alles, was geschehen war.
Jetzt packte sie eine heftige Unruhe. Sie besaß zwar keine
klare Vorstellung davon, wie die beiden Männer ihr eventuell
eine Nachricht zukommen lassen wollten, aber irgendwie hatte sie
während der ganzen Zeit, in der sie allein gewesen war, auf ein
Signal gewartet.
Nachdem sie einen Konzentratwürfel gekaut hatte, machte sie
sich auf den Weg. Sie verließ den Raum und schritt den Gang
entlang, wählte dabei aber die Richtung, die ihr noch unbekannt
war. Nach einigen hundert Metern gelangte sie an eine Verzweigung, in
deren Kreuzungspunkt gleichzeitig ein Antigravschacht nach unten
führte. Die Station der geheimnisvollen Erhalter des Wahren
mußte beträchtliche Ausmaße haben, denn von der
Halle, in der sie angekommen waren, war sie nun mindestens zwei
Kilometer entfernt.
Sie lauschte in die Gänge und in den Schacht. Aus der einen
Abzweigung schienen leise Geräusche an ihr Ohr zu dringen, und
so wählte sie diesen für ihren Weg.
Zu beiden Seiten des Ganges traf sie auf zahlreiche Türen,
aber alle blieben bei ihrer Annäherung geschlossen. Nur die
Beleuchtungskörper in dem Korridor reagierten in der gewohnten
Weise und erhellten automatisch die Umgebung. Der Gang endete vor
einer Doppeltür, deren Flügel sich ohne ihr Zutun zur Seite
schoben. Dahinter erhellte sich ein Raum. Erstaunt blieb die Frau
stehen. Unwillkürlich ging ihre Hand zu der Waffe, als sie die
Gestalten in dem Raum sah. Erst bei näherer Betrachtung stellte
sie fest, daß es sich um leblose Körper handelte. Einige
davon konnte sie sofort identifizieren. Da war ein
Tardellianerpärchen und ein männlicher Hurozon. Ihre
Gesichter wirkten wie aus Wachs modelliert. Unwillkürlich wurde
Rosy an das Wachsfigurenkabinett auf der SOL erinnert, wo man
Terraner der Frühgeschichte Terras bewundern konnte.
Die vierte Gestalt war noch etwas größer als der
Hurozon. Bei ihr handelte es sich fraglos um ein weibliches Wesen von
hohem Alter. Die Frau trug nichts weiter als einen weiten Umhang. Der
steinerne Blick war direkt auf den Betrachter gerichtet, und Rosy
lief ein leiser Schauder über den Rücken. Eine fixe Idee
sagte ihr, daß die Augen ihr mitteilen wollten, daß sie
längst das einzige Lebewesen in dieser Station inmitten einer
Sonne war.
Sie schüttelte den beklemmenden Gedanken ab und blickte sich
weiter um. Außer einer Vielzahl von völlig unbekannten
Geräten fand sie nichts Bemerkenswertes.
Sie durchquerte den Raum und stieß auf eine schmale Tür,
die sich ebenfalls automatisch öffnete. Gemur-mel drang an ihr
Ohr. In dem zweiten Raum herrschte Halbdunkel. Keine Beleuchtung
schaltete sich ein, als sie ihn betrat. Das diffuse Licht rührte
von einer Vielzahl winziger Kontrollampen her, die sanft an den
Wänden glühten.
„Ist dajemand?" flüsterte eine Stimme kaum hörbar.
Das andere Gemurmel erstarb schlagartig.
Rosy lauschte in das Halbdunkel. Wieder kam die flüsternde
Stimme.
„Wer ist da? Bist du einer der Erhalter? Seid ihr endlich
gekommen?"
Die Frau zögerte einen Moment, denn sie wußte nicht,
was sie sagen sollte. Die Stimme sprach die
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