PR TB 199 Die Parasiten
Muskeln, kamen mit den leeren Ledereimern in den Händen
auf uns zu.
“Wir suchen Zakanza-Upuaut", sagte einer der beiden. Er
hatte ein bartloses, schön geschnittenes Gesicht und
Mandelaugen.
“Zakanza, den Sklavenhändler. Wir sollen hier auf drei
Männer warten und in Auaris verkauft werden!" fuhr der
andere fort. Er sah ebenso gut aus; wohlgenährt, keineswegs
eingeschüchtert, geradezu verblüffend nicht wie ein Sklave
aussehend. Eher wie der selbstbewußte Sohn eines Fürsten.
Zakanza und ich sprangen verblüfft aus den Wagen und gingen
durch den glühenden Staub auf die Karren zu.
“Ich bin... Zakanza", sagte der Nubier. An seinen
langen Fingern funkelten und leuchteten neun Ringe. “Ihr seid
... Sklaven?"
“Ja, Herr! Wir danken dir, daß du uns verkaufen
willst. Wir bitten nur, daß du uns gute und großzügige
Herren vermittelst."
Zakanza und ich starrten uns mit ausgesprochen blöden
Gesichtern an. Ptah stimmte ein schallendes Gelächter an;
vermutlich begriff er eine Spur schneller den makabren Widersinn der
Situation. Die honigsüß schmeichelnde Stimme kam von einem
Mädchen, das im Wagen saß und uns anstrahlte. Ich zählte,
noch
immer unsicher und verwirrt, sechs Mädchen. Eines war schöner
als das andere. Sechs verschiedene Typen. Sie waren zu schön, um
menschlich zu sein; mehr als eine Spur zu perfekt. Ich stöhnte
auf und deutete in einer großartigen Gebärde auf die
Wagen.
“Hier, Herr des Fleisches und Vater der Fesseln, ist deine
Ware. Sie kommt von fernher", begann ich mit der tremolierenden
Stimme eines Marktschreiers. “Siehe, sie ist wohlgediehen,
deine Fracht. Zwölf Kostbarkeiten, stark, klug und gehorsam.
Sind zehn Schekel Silber geboten? Ich lache; der Preis für eine
Greisin. Höre ich zwanzig aus der aufstöhnenden Menge?
Dreißig Schekel...?"
“Es braucht Nachsicht, mit dir zu reisen, du Mann der
bitteren Medizin!" gab Zakanza zurück und ging fünfmal
in Schlangenlinien um die Wagen herum. Die Mädchen waren in
kostbare Gewänder gehüllt, und die Männer halbnackt,
aber mit Schmuck behängt, der wie die Parodie auf Fesseln
wirkte.
Du müßtest doch darüber lachen können,
flüsterte der Extrasinn sardonisch, denn dein Sinn für
zynische Scherze ist gut entwickelt.
Die “Sklaven", die uns ES in präziser Planung
geschickt hatte, waren sicherlich die fröhlichsten Geschöpfe,
die jemals verkauft werden sollten. Es waren auch keine Menschen,
sondern Androiden. Der Erfolg des Sklavenhändlers war
vorprogrammiert, denn jeder, der einen Arbeitssklaven oder die
Insassin seines Harmes suchte, würde sich um diese “Ware"
förmlich schlagen. Eine originelle Variante kam mir in den Sinn,
und ich rief:
“Auf nach Auaris, Freunde. Wir werden nicht einfach Sklaven
verkaufen, sondern wir bieten Prinzessinnen an und Fürstensöhne.
Übernehmt die Zügel, Männer, und bis zur Stadt haben
wir uns für jeden von euch eine spannende Lebensgeschichte
ausgedacht."
“Atlan-Aakener!" staunte Ptah und rieb seine
Falkennase. “Das ist ein vorzüglicher Vorschlag!"
“Mir sind noch andere Dinge eingefallen", antwortete
ich ernsthaft. “Ihr wißt, wer ihr seid, was ihr seid, und
welchen Zweck ihr habt?" wandte ich mich an die Androiden.
Der eine junge Mann mit dem Ledereimer schwang sich in den Karren
und griff nach den Zügeln.
“Wir sind hier, um von euch verkauft zu werden. Wir wissen,
daß wir eine bestimmte Zeit zu leben haben. Wir haben drei Tage
und drei Nächte bewußt erlebt. Wir sind darauf
vorprogrammiert, euch blind zu gehorchen. Was ihr sagt, ist Befehl.
Und wir wissen, wonach ihr sucht, und sollen euch dabei
unterstützen."
Zakanza nickte und biß sich auf seine Unterlippe.
“Alles ist sehr fein ausgerechnet. Die Parasiten haben sich
an wichtige Personen geheftet. Oder anders herum: die
Heka-Khasut-Leute, die zu Pharaonen werden, können dies nur
unter dem Einfluß der Parasiten. Jene Befallenen haben Macht
und Reichtum. Sie können sich derartig teure Sklaven leisten,
weil sie das nötige Gold haben. Sie können auch einen
Heerführer wie Ptah oder einen teuren Arzt
wie Atlan bezahlen. Und jeder Sklave und natürlich wir drei
sind in der Lage, Parasiten festzustellen und nötigenfalls zu
töten.
Unser lautlos befehlender Herrscher hat alles gut geplant.
Theoretisch haben wir es ab jetzt leichter."
Ich schwang mich in den Korb meines Wagens und klappte das schmale
Sitzbrett herunter.
“In der Praxis wird es weniger einfach sein. Aber deine
Überlegungen,
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