PR TB 199 Die Parasiten
kleine Pferdeherden. Meine beiden Hengste brachten mich und
das Gepäck schnell und willig von Station zu Station und durch
friedliches Land bis nach Akoris.
Die Stadt war klein, und nur die Garnison schien befestigt zu
sein. Ich fand das Haus des “Verantwortlichen" ohne
Schwierigkeiten. Der Leihpalast, wie Ptah in seiner sarkastischen Art
bemerkt hatte, war niedrig aber dafür sehr ausgedehnt,
ein Bauwerk von lauter rechten Winkeln aus Stein, Lehmziegeln,
Holz und strahlend weiß. Ich bemerkte rege Geschäftigkeit,
als ich meine Pferde zügelte und entlang einer Allee aus Palmen,
Sphingen und kauernden Steinlöwen auf den Palast zufuhr.
Natürlich hatte Ptah-Sokar übertrieben. Es gab keine
jubelnde Bevölkerung. Aber ich wurde erwartet. Man schirrte die
Pferde aus, schleppte mein Gepäck in einen Seitenflügel des
Hauses und begleitete mich in meine Räume. Sie waren
überraschend gut eingerichtet, voller schöner Zeugnisse
handwerklicher Kunst; eine intime, ineinander geschachtelte Anzahl
von Räumen um einen grünen Innenhof mit einem Badebassin,
in dem duftende Seerosen schwammen.
“Ptah-Sokar ist an den Kanälen und Schleusen, Herr
Aakener", sagte die breithüftige nubische Sklavin. “Er
hat erfahren, daß du heute kommst. Es soll ein kleines Fest
gegeben werden."
“Danke", sagte ich leise. “Ich werde warten. Wo
finde ich in dieser Stadt eine Frau, die Shainsa-Tar heißt? Wer
ist sie?"
Ein Schatten von Neid und Sehnsucht flog über das gutmütige
Gesicht.
“Es ist die Vorsteherin der Webereien des Großen
Hauses", antwortete die Sklavin. “Sie wohnt dort am Hang
zur Wüste, hinter dem Dattelwald. Der Weg ist nicht lang, Herr.
Eine schöne Frau."
Ich bedankte mich und erfrischte mich mit einem kurzen Bad. Dann
räumte ich mein Gepäck in die teilweise leeren Nischen und
Wandschränke. Ich steckte meine Dolche in den Gürtel, schob
das wichtige Funkgerät über den rechten Oberarm und machte
einen Rundgang durch Ptah-Sokars augenblickliche Wohnstätte. Er
beschäftigte eine Menge von Schreibern, unter deren Anleitung
Modelle und Zeichnungen angefertigt wurden, die sich mit einem
Bewässerungs- und Anbaugebiet von beträchtlicher Größe
beschäftigten. Alles lag in tiefem Frieden, überall wurde
ohne Hast gearbeitet. Ich verschaffte mir einen genauen Überblick
meiner neuen Umgebung. Ich ging, es war die Zeit kurz nach dem
Höhepunkt der täglichen Hitze, auf den Rand der Wüste
zu. Das fruchtbare Land war an dieser Stelle nur drei Pfeilschuß
breit. Ein Stichkanal mit sauberen Schleusen, an den Rändern
noch voller Spuren der jährlichen Nilüberschwemmung,
brachte mich in die Nähe des Palmenwäldchens. Das Haus
unter den Palmen selbst war nicht groß, aber raffiniert
angelegt. Eine Terrasse führte genau auf den harten Gegensatz
zwischen Grün und Grellgelb, zwischen Weide und Wüste
hinaus. Ein Ausdruck der Verfassung der Besitzerin? Ich hob die
Schultern und entdeckte eine junge Frau, die Blüten entlang
eines Plattenweges schnitt.
“Ich möchte die Herrin Shainsa-Tar sprechen. Ist das
möglich? Kannst du mich anmelden?"
“Wenn ich deinen Namen weiß, Herr?"
“Ich bin der beste Freund von Ptah-Sokar", entgegnete
ich freundlich. Die Frau musterte mich mit direkten, schnellen
Blicken von herausforderndem Interesse. “Atlan-Aakener, der
berühmte Arzt aus dem Delta?"
“Der Mann, der versucht, die Haut der Menschen wieder zu
glätten", sagte ich und nickte. “Keineswegs berühmt.
Ist deine Herrin zu Hause?"
“Sie wird dich empfangen, wenn du ihr Zeit läßt,
sich auf dich vorzubereiten. Willst du im Schatten warten?"
Sie deutete auf eine Steinbank in Form zweier Rätselwesen.
Ich nickte und setzte mich auf die kühle Fläche. Ein sehr
junges Sklavenmädchen kam und begann meine Glieder mit
duftendem, kühlendem Öl einzureihen, das sofort verdunstete
und einen atemberaubenden Geruch hinterließ. Ich erlaubte mir,
vorübergehend einigermaßen verwirrt zu sein, und wartete.
Um mich herum waren nur die Laute des Tages: das ferne Rauschen und
Gluckern der Wellen, die Zikaden und Grillen, die leisen Töne
der zwitschernden Vögel, ein Wiehern aus größerer
Entfernung und das Rauschen des Windes in den knarrenden und
raschelnden Palmenwedeln. Meine Erinnerung sagte mir, daß ich
in Schlachten gewesen war - jetzt aber herrschte tiefer Frieden, den
ich ebenso genoß wie den Hauch der verfliegenden Substanzen.
Nach einer Weile, die mir wie einige Augenblicke vorkam, glitt
zwischen den
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