PR TB 199 Die Parasiten
klappte
wieder zurück. Aber ebenso setzte ich nach und verkleinerte den
Symbionten Stück um Stück. Der Hals des Schreibers war von
den Einstichen und Schnitten gezeichnet. Wäre er wach gewesen,
hätte Towe vor Schmerzen gebrüllt wie ein geschundener
Opferstier. Jetzt hatte ich eine breite Fläche des
fladenförmigen Parasiten gepackt, zerrte vorsichtig daran und
schickte immer wieder die vernichtenden, brennenden Strahlen des
Dolches durch die Zellstruktur. Ich zerschnitt sie förmlich in
schmale Scheiben und winzige Würfel. Wieder zog sich ein Dorn
aus dem Fleisch, wieder glitt eine der hornartigen Schneiden zurück
und verbrannte in grauem, ätzendem Rauch. Die erbeuteten Teile
wanderten in den Krug. Und schließlich entfernte ich den
letzten Rest, hob ihn hoch und ließ ihn in die blasenwerfende
Masse fallen. Der Rest war einigermaßen einfach, und als wir
die Salbe aufstrichen, die Pflaster andrückten und die Binden um
den Hals wickelten, traute sich das Mädchen auch wieder, uns bei
der Arbeit zuzusehen. Ich richtete mich auf und stemmte die Fäuste
in meinen verkrampften Rücken. “Dein Freund muß
schlafen, lange und tief. Sorge dafür, meine Schönste",
sagte ich. “Lasse ihm dünne, gehaltvolle Suppen kochen,
entsage für einen Viertelmond der körperlichen Liebe und
pflege ihn. Ich werde eines Tages kommen und meinen keineswegs
geringen Lohn fordern. Er wird jetzt einen halben Tag lang schlafen -
sorge also dafür, daß man ihn abholt. Zakanza-Upuaut, der
Mundschenk kalter Biere und dicker Weine, wird dich, denke ich, nach
Hause bringen."
Ihr Blick wanderte von Towe-Satni zu Zakanza, zu mir und wieder
zurück zu Bnona.
“Außerdem wird er mit seinem zerschundenen Hals
Schwierigkeiten beim Sprechen haben", fügte Zakanza hinzu.
“Natürlich bringe ich dich zurück zu seinem Haus."
Inzwischen hatten sich die Diener eingefunden. Wir reinigten uns,
verließen das Zimmer und sagten den Helfern, daß sie den
Schlafenden in den Nebenraum bringen sollten. Wir nahmen einen
kleinen Imbiß zu uns, und als Zakanza und ich allein waren,
sagte ich: “Wie bist du vorgegangen, Zakanza? Schließlich
konntest du schwerlich vor aller Augen mit der Waffe auf ihn
losgehen?"
“Bnona arbeitete mit mir zusammen. Wir tranken bei ihm einen
Becher Bier, und sie ließ den Becher am Steinboden zerschellen.
Im selben Moment lahmte ich ihn mit einem schwachen Strahl."
“Niemand sah es, niemand hörte das Geräusch, und
gerade, als Towe niederbrach, kam seine Freundin auf die Terrasse",
erklärte der weibliche Androide. “Es war ein Zufall mit
viel Glück. Zakanza hielt den Dolch gut versteckt."
“Ich verstehe", sagte ich. “Wir müssen die
Nachricht ausstreuen, so daß sie Naamer-Ta erreicht. Dann
lähmen wir auch ihn, nachdem er von der Gefährlichkeit des
Parasiten erfahren hat. Auch er wird in Todesangst hierher kommen.
Außerdem erwarte ich einen offiziellen Boten Ptah-Sokars, der
mich nilaufwärts holen soll. Wir haben Erfolg, Freunde! Das
Leben ist wieder aufregend geworden."
Der Schreiber und Streitwagenführer Naamer-Ta Würde
unser dritter Erfolg sein. Erst dann konnte ich Auaris verlassen.
Die Freundin des Schreibers, Bnona und Zakanza fuhren zurück
in die Stadt. Am frühen Nachmittag holte ein großer, mit
Polstern ausgelegter Wagen den Patienten ab. Towe-Satni würde
die Kunde von seiner dramatischen Rettung schnell weitergeben; es war
kaum denkbar, daß die Befallenen untereinander nicht die
Besonderheiten ihrer Hautkrankheit diskutierten. Früher oder
später, hoffentlich früher, würde ich auch den
Parasiten Naamer-Tas entfernen. Mein Extrahirn meldete sich:
Denke an die Ausgangsposition des Androidenspiels! “Wer
gründet schneller und zuerst ein Weltreich?”
Richtig! Die Hälfte der Parasiten und einen Spieler mußten
wir bei den Ägyptern suchen, die andere bei den schwer
bestimmbaren Völkern, die Heka Khasut genannt wurden. Ich war
außerstande, die beiden Parasiten klar zu unterscheiden. Noch
zweiundzwanzig Parasiten mußte ich entfernen, und selbst wenn
wir die Spieler nicht fanden, machte es keinen Unterschied. Dann war
unsere Mission erfolgreich gewesen. Starker Lärm, der schnell
näherkam, riß mich aus meinen Überlegungen. Ich stand
auf und ging auf die Terrasse, die das Dach des Behandlungsraums
bildete. Zwischen den Palmenschäften und den Gewächsen der
Felder tauchten funkelnde Waffen auf, sah ich die Köpfe der
Pferde und die rasend wirbelnden Speichen der Wagenräder.
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